Noch im Oktober hatte Ex-Trainer Frank Kramer viel Kritik einstecken müssen, als er seinerseits Kritik am FC Schalke 04 geübt hatte. In einem Interview mit dem Kicker hatte Kramer damals scharfe Worte gewählt, um Schalke allgemein und Sportvorstand Peter Knäbel im Besonderen zu kritisieren.
Nun sprach der 51-Jährige erneut über Schalke, in der Sendung At Broski - Die Sport Show gab er sich aber deutlich versöhnlicher im Ton. Am Kern seiner Kritik aber hielt er fest: „Schalke braucht Kontinuität, um auch mit geringeren Mitteln erfolgreich zu sein.“
Wechsel im Vorstand, auf der Trainerbank und der Akteure auf dem Rasen haben nicht nur Schalke stets in die Schlagzeilen gebracht, doch so radikal wie in den jüngsten Jahren geschah all dies bei einem Fußballklub selten. Kramer: „Der Verein gibt immer schnell nach, um den Erwartungen der Fans gerecht zu werden. Grundsätzlich herrscht immer eine Unruhe, es gibt Bewegungen in alle Richtungen, sei es auf der Trainerbank oder durch Komplettumbrüche des Kaders.“
Mit der 3. Liga ist Schalke nicht mehr zu stemmen. Mit den Schulden, dem Stadion, den vielen Angestellten, dazu die sinkenden TV-Erlöse
Frank Kramer
Ein großes Thema war auch ein hypothetisches: Was passiert, wenn Schalke in die 3. Liga absteigen sollte? „Dann gehen auf Schalke die Lichter aus“, sagte Kramer. „Mit der 3. Liga ist Schalke nicht mehr zu stemmen. Mit den Schulden, dem Stadion, den vielen Angestellten, dazu die sinkenden TV-Erlöse… Aber ich glaube nicht, dass das wirklich passieren wird.“
Der aktuelle Kader sei für die oberen Plätze der 2. Liga gebaut worden, „doch die sind nach dem schlechten Start in weite Ferne gerückt. Aber Schalke wird zurück in ruhiges Fahrwasser und auf einen Mittelfeldplatz kommen“, meint Kramer. „Danach heißt es dann Mund abwischen und wieder neu angreifen.“
Rückhalt auf Schalke verloren
Kramer zeigte sich diesmal also reflektierter und auch selbstkritischer („Ich kann meine Entlassung verstehen, wir haben einfach zu wenig Punkte geholt“) als noch zweieinhalb Monate zuvor. Denn die fehlende Selbstkritik wurde ihm da angelastet. Schließlich musste er als Schalke-Trainer nach zehn Liga- und zwei Pokalspielen im Oktober 2022 gehen, als er fünf Pflichtspiele in Folge verloren hatte, bei einer Desaster-Tordifferenz von 3:16.
Mit nur sechs erreichten Punkten stand Schalke auf einem Abstiegsplatz. Den Rückhalt in der Mannschaft und bei den Fans hatte er schon lange vor seinem Rauswurf verloren. Auch an Dauer und Intensität seiner Trainingseinheiten gab es Kritik - über das lasche Sommer-Trainingslager in Mittersill 2022 wunderten sich auch die Spieler.