Vor der Saison verkaufte der FC Schalke 04 den amerikanischen Nationalspieler Matthew Hoppe für kolportierte 3,5 Millionen Euro an den spanischen Erstligisten RCD Mallorca. Dort kam der Stürmer bislang gar nicht zurecht. Hoppe spielte in dieser Saison beim abstiegsgefährdeten Inselklub ganze 127 Minuten und kam überhaupt nur fünfmal zum Einsatz. Ein Tor gelang ihm nicht.
Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel hatte so etwas schon geahnt. Auch deshalb hat S04 den 2019 aus den USA in der U19 zu den Königsblauen gewechselten Hoppe trotz seiner 22 Bundesligaspiele und sechs Tore im Abstiegsjahr gehen lassen. Denn die Entscheidung sei die eines intensiven Prozesses der Auseinandersetzung mit den Fähigkeiten des Spielers. Und das geht eben am besten, wenn man die Jungs selbst schon eine Weile in der Knappenschmiede beobachten konnte.
Schalke: Knäbel erklärt Entscheidung bei Hoppe-Verkauf
„Man hat doch ein ganz anderes Bild vom Spieler, wie der Weg war und was er macht“, erklärte Knäbel am Rande des U17-Finales um die deutsche Meisterschaft gegenüber WAZ und RevierSport.
Deswegen sei die Situation bei den Königsblauen derzeit ideal, weil Mike Büskens und nun auch Rouven Schröder eng bei den Nachwuchsteams sind und die Spieler teilweise schon über Jahre kennen und die Entwicklung selbst sehen. „Das ist ein anderes Vertrauen. Das ist was anderes, als wenn die einmal zu den Profis kommen, weil beim Spiel elf gegen elf einer fehlt“, verglich Knäbel. „Ich kenne die doch ganz anders. Dieses Wissen ist doch ganz anders. Der Übergangsbereich ist die Königsdisziplin, um Spieler rauszubringen. Das braucht viele fleißige Menschen, die sich aufrichtig für die Jungs interessieren. Das merken die ganz genau. Deswegen ist die Situation im Moment für uns sehr, sehr gut.“ Wenn man dann so eine Entscheidung trifft, wie bei Matthew Hoppe, den man trotz seiner im vergangenen Jahr erzielten Tore abgab, sei das eben fundiert. „Und bei dem Angebot musst du dann eben sagen: Nee.“
Warum diese intensive Begleitung der Spieler so wichtig sei, erläuterte Knäbel auch an einem anderen Beispiel: „Ein Florian Krüger hätte uns zum Beispiel auch jetzt gut getan.“ Im Sommer 2018 stand der Mittelstürmer zusammen mit Ahmed Kutucu in der Startelf beim mit 1:3 verlorenen Endspiel um die Deutsche Meisterschaft der U19-Junioren. In 21 A-Junioren-Bundesligaspielen erzielte er 16 Tore.
Knäbel: Schalke hat sich bei Krüger getäuscht
Im Gegensatz zu Kutucu erhielt er aber keinen Anschlussvertrag, wechselte zu Erzgebirge Aue in die 2. Liga. Während Kutucu bei Sandhausen in dieser Saison meist auf der Bank saß, hat Krüger mit Arminia Bielefeld 27 Bundesligaspiele in der 1. Liga absolviert. „Damals haben wir ihn leider nicht genommen“, so Knäbel. „Da hat man gesagt: Eher nicht.“ Knäbel hatte wenige Wochen zuvor sein Amt als Technischer Direktor Entwicklung bei S04 angetreten. Seit einem guten Jahr ist er Sportvorstand bei den Knappen.
Knäbel hofft, dass solche Fehleinschätzungen in Zukunft die Ausnahme bleiben. „Wenn man jemanden richtig kennt, dann sind die Entscheidungen, dass man vielleicht jemanden nicht nimmt, viel begründeter.“