Als im August 2020 das Parkstadion nach einer längeren Umbauphase mit einem Testspiel des FC Schalke 04 gegen den SC Verl offiziell neu eröffnet wurde, gehörte Jürgen Hanspaul zu den 300 vom S04 eingeladenen Gästen. Mehr durften aufgrund der damaligen Corona-Vorschriften nicht in die Betonschüssel.
Wegen der Folgen einer Operation konnte der damals 73-Jährige nicht kommen. Dafür gehörte er danach stets zu den oft wenigen Zuschauern, die sich seitdem bei den Spielen der Knappenschmiede im Parkstadion verloren haben. Wenn die U23, die U19 oder die U17 ein Heimspiel hatte, war er da. Viele kannten den Rentner von den Trainingslagern des Vereins, die er seit 20 Jahren begleitet hat. Zunächst viele Jahre zusammen mit seiner Ehefrau, nach ihrem Tod dann alleine. Natürlich hatte er auch eine Dauerkarte für die Heimspiele der Profis der Königsblauen. Aber sein Herz gehörte ebenso dem S04-Nachwuchs. Am Neujahrstag ist Jürgen Hanspaul im Alter von 74 Jahren gestorben.
Ganz Schalke ist betroffen
Und ganz Schalke ist betroffen. Wieder ist einer der ihren gegangen. Einer, der den Weg von ganz unten bis nach ganz oben – und wieder zurück - mitgegangen ist. Mit seiner Meinung hat er dabei nicht hinter dem Berg gehalten, gerade in den letzten Jahren gab es viel zu kritisieren. Aber das tat er intern. Für ihn galt das eiserne Gesetz, dass sich Schalker untereinander alles sagen dürfen. Außenstehende ging das nichts an.
Trainingslager zu besuchen, ist das eine. Das erfordert Zeit, Geld und sicher auch etwas Verrücktheit. Dieses alles hatte er nach seiner Frühverrentung wohl zur Verfügung. Aber über viele Jahre bei Wind und Wetter ständiger Gast auch der Nachwuchsteams zu sein, erfordert vor allem eins: Leidenschaft und Hingabe für seinen Verein. "Dass wir wieder im Parkstadion spielen können, ist eine feine Sache. Wir haben ja dort einige Schlachten geschlagen, wenn ich zum Beispiel an die UEFA-Cup-Saison 1996/97 denke. Das sind schöne Erinnerungen, auch wenn ich noch mehr an der Glückauf-Kampfbahn hänge", sagte Jürgen Hanspaul damals dem RevierSport. „Allerdings könnte es bei sengender Hitze oder eiskaltem Regen gerade für uns ältere Fans im Parkstadion auch schwierig werden, weil man sich ja derzeit nirgendwo unterstellen kann.“ Abgehalten hat es ihn nicht.
Toller Mensch, 100 % Schalker. Ruhe in Frieden Jürgen
Enrico Heil
Entsprechend tief bewegt ist der Klub. „Wir trauern um Jürgen Hanspaul vom Fanclub „Die Rotthauser“. Er war über viele Jahrzehnte ein treuer Begleiter unseres Vereins und uns Fanbeauftragten ein vertrauter Freund aus vielen gemeinsamen Trainingslager-Reise. Ruhe in Frieden, Jürgen“, schreibt die Abteilung Fanbelange auf Facebook. Arthur Saager, lange Jahre in Diensten des Schalker Fanclub-Verbandes äußerte sich dort ebenfalls: "Ein letzter Gruß aus dem Schwarzwald. Die schönen Erinnerungen werden bleiben." Ex-S04-Aufsichtsratsmitglied Uwe Kemmer schrieb: „Ruhe in Frieden“. Und Schalkes Zeugwart Enrico Heil erklärte: „Toller Mensch, 100% Schalker. Ruhe in Frieden Jürgen“.
Als der S04 im Sommer abgestiegen ist, hat Jürgen Hanspaul gelitten wie ein Hund. Irgendwann den Wiederaufstieg mitzuerleben, war ihm nicht mehr vergönnt.