Freitagmorgen im Restaurant des deutschen Fußballmuseums in Dortmund. VfL-Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Villis begrüßt rund 150 Sponsoren, die sich zum Saisoneröffnungs-Frühstück an der neuen Fußball-Kultstätte eingefunden haben. Der erste Mann des Klubs zieht ein sportliches und wirtschaftliches Resumee und kommt zu dem Schluss, dass es mit dem VfL in jeder Beziehung aufwärts geht.
Und weil einer sei zwei Protagonisten im Vorstand, Christian Hochstätter, direkt neben ihm postiert ist, sagt er sinngemäß: „Auch in den nächsten Jahren werden wir kontinuierlich weiter arbeiten. Ich denke, da werde ich auch mit meinem Vorstand einig.“ Auch wenn Wilken Engelbracht in Sachen „Fernsehgelder 2. Bundesliga“ zeitgleich in Frankfurt weilte, galt das in „Angebot“ des Aufsichtsrats-Bosses natürlich auch für ihn.
Fakt ist: Als Hochstätter 2013 kam, war der VfL in einer extremen Schieflage, türmte sich ein Schuldenberg von fast 10 Millionen Euro, musste man sich gar einen Vorschuss auf eine mögliche Goretzka-Ablöse pumpen. Als Engelbracht ein Jahr später seinen Dienst antrat, hatte der VfL seine zwei handelnden Personen runderneuert. Die Bilanz im Sommer 2016 ist eindeutig: Über Platz 15 und elf ging es in der letzten Saison auf Rang fünf. Parallel dazu wurden die Verbindlichkeiten extrem – nicht zuletzt durch das An- und Verkaufsgeschick von Christian Hochstätter – mittlerweile um geschätzte 70 Prozent gesenkt und dies, obwohl in Trainerstab und Infrastruktur (Trainingsgelände) mehr denn je investiert wurde.
Unter dieser Vorgeschichte wird klar, warum der Bochumer Aufsichtsrat dazu tendiert, Hochstätter und Engelbracht langfristig an den VfL zu binden. Das denkbare Szenario, wenn im Herbst die Aufsichtrats-Wahlen anstehen, möchte Villis mit seiner Crew für die darauffolgende dreijährige Amtszeit mit beiden Vorständen die vertrauensvolle Arbeit fortsetzen. Übersetzt: Noch in diesem Kalenderjahr werden die beiden ihre Verträge bis zum 30. Juni 2020 verlängern. Auch wenn beide sich zu diesem Thema nicht äußern, so seien zwei Zitate aus ehemaligen Presseerklärungen des VfL aufgegriffen, die unterstreichen, wie sehr das Duo in seiner Aufgabe aufgeht. Hochstätter: „Ich bin dankbar für das Vertrauen, das man mir schenkt.“ Oder Engelbracht: „Die Arbeit beim VfL ist kein Job, sondern Ehrensache.“
Ex-Nationalspieler für den Aufsichtsrat
Gelingt es, beide zu binden, dürfte das ein weiterer Mosaikstein der Gesundung des „Patienten“ VfL sein.
Aber es sind nicht die einzigen Personalien, mit denen sich der VfL-Aufsichtsrat beschäftigt. Gerne möchte man das Gremium bei den nächsten Wahlen um ein Mitglied erweitern. Zur Stunde herrscht ein Angebot aus Wirtschafts-Fachkräften gegenüber denen für den sportlichen Bereich, wo Martin Kree als ehemaliger Champions League-Sieger bisher als Fußballer auf sich allein gestellt war. Das könnte sich ändern, denn es gibt bereits Gespräche, einen ehemaligen Fußball-Nationalspieler in das Gremium zu berufen. Einerseits ist der Name zwar ein gut gehütetes Geheimnis, doch wer am Freitagabend in der Stadtwerke-Lounge genau hinsah, der kommt zwangsläufig auf den Namen Franz-Josef-Tenhagen – für die Bochumer Fußball-Fans nach „Ata“ Lameck die wohl größte Vereinslegende. Am Tisch des Aufsichtsrates sah man ihn plaudern, später im Gespräch mit Hochstätter und Kree. Seine Berufung in den Aufsichtsrat des VfL würde auf uneingeschränkte Begeisterung im VfL-Lager treffen. Schließlich wechselte „Jupp“ einmal unter Tränen zu Borussia Dortmund, weil Bochum seine Ablösesumme für die Lizenz brauchte. Später kam er zurück, arbeitete als Co-Trainer und Trainer und blieb dem VfL fortan nicht nur über die Traditionsmannschaft verbunden.