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Hajnal im Interview
"Bekomme eine Gänsehaut"

BVB: Tamas Hajnal im Interview
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Tamas Hajnal ist seit über einem Jahr beim BVB. Wie er diese Zeit erlebt hat und was ihn von Christiano Ronaldo unterscheidet, lesen Sie im RS-Interview.

Dortmunds Regisseur Tamas Hajnal wird allgemein als überaus höflicher und wohlerzogener Gesprächspartner geschätzt. Beim Interviewtermin mit RevierSport bestätigte der 28-Jährige diesen Eindruck - und hatte dabei auch noch reichlich zu erzählen.

RS sprach mit dem ungarischen Nationalspieler über die WM-Chancen seines Landes, seine Rolle als „Zehner“ und die Faszination von Borussia Dortmund.

Tamas Hajnal, Ungarn zählte früher jahrelang zu den Fußball-Weltmächten, galt sogar als das beste Team der Welt. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Wir fragen uns: Was ist in Ihrer Heimat schief gelaufen?

Bis zur Mitte der 80er-Jahre gehörten wir als kleines Land eigentlich dazu. Danach ist die Entwicklung des modernen Fußballs aber ehrlich gesagt an uns vorbei gegangen. Die Mentalität änderte sich. Alles wurde athletischer, aber wir Ungarner waren es gewohnt, eher über den Faktor Technik zu kommen. Vielleicht hatten wir nicht die geeigneten Trainer und es wurde versäumt, Leistungszentren für die Jugend zu bauen.


Dann kann man Ihnen eigentlich nur dazu gratulieren, dass Sie es dennoch in eine europäische Topliga geschafft haben.

Ich habe mit 16 Jahren schon in der ersten Liga gespielt und bin dann direkt weg nach Deutschland. Der Reiz war so unendlich groß. Dortmund hatte gerade die Champions League gewonnen, Schalke den UEFA-Cup, ein Jahr zuvor hatten die Deutschen in England den Europameister-Titel geholt. Mich hat die Mentalität der Deutschen fasziniert. Ich habe die Entscheidung getroffen, mir diese auch anzueignen.

Aber ist das Gerede von den „deutschen Tugenden“ und der besonderen Mentalität nicht nur eine vielbeschworene Fußballer-Phrase?

Nein, ihr Deutschen glaubt an euch selbst. Bis zur letzten Minute. Wie viele Partien habt ihr kurz vor dem Schlusspfiff entschieden, nur weil dieses Selbstbewusstsein da war? Wissen Sie, ich war immer schon ein sehr fleißiger Mensch, habe viel von mir verlangt. Aber in Deutschland ist das alles vielleicht noch ein bisschen stärker zum Vorschein gekommen.

Sie haben es bereits angesprochen: Als 16-Jähriger wechselten Sie zu Dortmunds großem Rivalen FC Schalke 04. Warum ist Ihnen dort der Durchbruch verwehrt geblieben? Wurden Sie verkannt?

Heute wirkt es so, aber damals hatte Schalke auf meiner Position Spieler wie Marc Wilmots und Andreas Möller. Es ist schade, dass ich dort nie die Chance bekommen habe, einfach mal ins Team reinzukommen und mich zu zeigen.

Über die Stationen VV St. Truiden, Kaiserslautern und Karlsruhe hat es Sie wieder zurück in den Ruhrpott gezogen. Hatten Sie nie die Angst, als ähnlich großes Missverständnis zu enden wie Giovanni Federico, der vor Ihnen den gleichen Weg nahm?

Nein, ich habe von Anfang an – im Training, in Freundschaftsspielen – versucht, Zeichen zu setzen, meine Stärken einzubringen. Das Wichtigste nach einem Wechsel ist, dass du sofort die Anerkennung deiner Mitspieler spürst. Das gelingt aber nur durch Leistung. Ich hole mir noch heute nach fast jedem Spiel meine Statistik-Werte. Im Schnitt laufe ich zwischen 11,8 und 12,5 Kilometer pro Partie. Damit liege ich teamintern nicht so schlecht. Ich glaube an mich, auch wenn ich mit meinen Leistungen in dieser Saison noch nicht wirklich zufrieden bin.

Sie tragen die Rückennummer „30“, die BVB-Fans verbinden mit Ihnen aber die Position der „10“, des klassischen Regisseurs. Sind Sie einer?

Nein. Schon deshalb nicht, weil ich sehr viel in der Defensive arbeite. Das unterscheidet mich von anderen Regisseuren. Natürlich führt das dazu, dass ich in manch einer Spielphase offensiv seltener auffällig werde. Ich muss die richtige Mischung finden.

Regisseure werden auf dem Spielermarkt teuer gehandelt – erst recht, wenn sie wie Sie auch defensiv überzeugen. Sie kamen für 1,25 Millionen Euro vom KSC zum BVB. Welche Summe würden Sie heute für sich aufrufen, wenn Sie Klubpräsident bei der Borussia wären?

Zum Glück muss ich das nicht entscheiden. Ablösesummen haben inzwischen nicht mehr viel mit der Realität zu tun. Ich weiß nicht, ob Cristiano Ronaldo wirklich jene 94 Millionen Euro wert ist, die als Ablöse an Manchester United geflossen sein sollen.

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