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Viel Arbeit für Klopp
Nur Barrios bereitet vor Köln Freude

BVB: Viel Arbeit für Jürgen Klopp

In sechs Tagen startet der BVB in die neue Saison. Bevor sich die Borussen mit dem 1. FC Köln messen können, wartet jedoch noch viel Arbeit auf Jürgen Klopp.

Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze – so sagt es zumindest der Fußball-Volksmund. Die 9.700 Zuschauer, die sich am Samstag im Wasserwerk-Stadion zu Weiden eingefunden hatten, dürften diesen Satz jedoch nur mit Vorbehalt unterschreiben. Denn eigentlich war bei der Begegnung „David“ (Spvgg Weiden) gegen „Goliath“ (Borussia Dortmund) alles so wie immer, wenn sich zwei Mannschaften 90 Minuten gegenüberstehen: Das Team, das die meisten Treffer erzielt hat, kommt eine Runde weiter, das andere scheidet aus.

So war es auch diesmal – und dennoch musste man bei der Pressekonferenz, die im Anschluss an den glanzlosen 3:1-Pflichterfolg der Dortmunder stattfand, zweimal hingucken, um die Rollenverteilung korrekt wahrzunehmen.


Auf der einen Seite saß da Gino Lettieri, Aufstiegsheld und Trainer der unterlegenen Spielvereinigung. Der Deutsch-Italiener hockte lässig auf seinem Holzstuhl, bilanzierte in aller Seelenruhe und voller Zufriedenheit die vorangegangene Partie und verteilte gönnerhaft gute Laune.

Ganz anders dagegen Jürgen Klopp, der Sieger-Trainer. Die Miene unbeweglich, der Tonfall heiser bis gereizt, die Sprache sachlich und ohne den vom früheren Mainzer sonst so gewohnten Witz.

Was war passiert? Im Grunde nichts Außergewöhnliches: Die Gastgeber aus der Regionalliga waren engagierter in die Partie gestartet als der Bundesligist – und lagen dennoch nach 46 Minuten mit 0:2 zurück, weil Lucas Barrios (23.) und Nuri Sahin (46.) ihre individuelle Klasse ausgenutzt hatten. Die Dortmunder schalteten daraufhin spürbar herunter, ließen die Weidener kommen und gönnten ihnen überflüssigerweise zwölf Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer durch Alberto Mendez (78.).

Diese Nachlässigkeit, die dank Mohamed Zidans Energieleistung (90.) am Ende nicht bestraft wurde, brachte Klopp auf die Palme. „Wir hatten uns das anders vorgestellt“, knurrte der 42-Jährige und unterstrich dann mit steinharter Mimik: „Wir werden die Partie mit der Mannschaft besprechen und dann einen Haken darunter machen.“

Schon in den letzten Testspielen, vor allem gegen Koblenz, hatte Klopp bei seinem Team einen Hang zur Bequemlichkeit ausgemacht. Gegen Weiden wurde er darin bestätigt. Zur (Nach-)Lässigkeit gesellten sich am Samstag außerdem Unkonzentriertheit und das Fehlen des letzten Willens – eine fatale Kombination, wenn man – wie Klopp – auf konsequentes Pressing setzt.

Dass diese Verfehlungen am Samstag nicht bestraft wurden, lag in erster Linie an der mangelnden Qualität der Gastgeber. Sie traten zwar taktisch clever und diszipliniert auf, gefährlich vor das Tor kamen sie dennoch nur selten. Und hätten die BVB-Stürmer – allen voran Lucas Barrios und Nelson Valdez – ihre zahlreichen Chancen besser genutzt, wäre die Partie schon vor der Pause entschieden gewesen.

Doch schon am kommenden Samstag wartet die erste schwere Aufgabe auf den BVB: der 1. FC Köln. Zwar glänzten die Domstädter während ihrer Saisonvorbereitung nicht gerade mit guten Ergebnissen und überbordender Spielfreude, Vorsicht ist dennoch angebracht.

Vor allem die Position vor der Abwehr macht beim BVB derzeit Sorgen. Dort, wo normalerweise Sebastian Kehl gesetzt ist, klafft durch den Ausfall des BVB-Kapitäns ein riesiges Loch, das weder Tinga noch Mats Hummels in Weiden stopfen konnten. Und da der moderne „Sechser“ nicht nur für die Defensive wichtige Aufgaben übernimmt, sondern sich in der Regel auch in den Spielaufbau seiner Elf einschalten sollte, hakt es auch dort bei der Borussia.

Lange Bälle in die Spitze – oder ins Nichts – waren in Weiden die Folge dieser Vakanz, die das Gleichgewicht der ganzen Mannschaft negativ beeinflusst. Und weil sich dazu auch noch die Formschwäche von Jakub Blaszczykowski gesellte, fand das Aufbauspiel des BVB nur schleppend – und dank des großen Einsatzes von Sahin und Tamas Hajnal – statt.

Positiv im Gedächtnis blieb allein der Auftritt von Lucas Barrios. Der Argentinier erzielte auch im zweiten Spiel für den BVB einen Treffer und war darüber hinaus an vielen gefährlichen Angriffen beteiligt. „Es war am Samstag nicht schwer, aus dieser Mannschaft herauszuragen“, schrieb ihm Klopp ins Zeugnis: „Aber er hat das schon gut gemacht.“

„Lucas gegen Lukas“ – so könnte es am kommenden Samstag heißen, wenn Barrios sich mit FC-Rückkehrer Podolski misst. Bis es soweit ist, wartet jedoch noch eine Menge Arbeit auf Jürgen Klopp und seine Mannen.

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