Schalke 04 verlieh ihm virtuell den Ballon d'Or, die Fans verglichen ihn mit dem Eurofighter Yves Eigenrauch - doch Henning Matriciani blieb cool. „Ich glaube, ich kann das ganz gut einordnen“, sagte der Abwehrspieler der Königsblauen, der beim 2:2 gegen Borussia Dortmund als unerwarteter Derbyheld gefeiert wurde: „Ein bisschen Spaß muss sein.“
Ein Tor hatte der 23-Jährige nicht geschossen, doch mit seinem unbändigen Kampfgeist und einer spektakulären Grätsche kurz vor Schluss wurde er zum Gesicht des 100. Bundesliga-Revierderbys. Sein Arbeitgeber machte ihn auf Twitter umgehend zum Weltfußballer.
Aufs Handy habe er erstmal nicht geschaut, gab Matriciani nach all dem Lob, das auf ihn einprasselte, zu. Als er dann die Nachrichten sah, „hab“ ich mich natürlich gefreut. Das ist gut fürs Herz, gut für die Seele.„
Vor drei Jahren kickte der bescheidende Ostwestfale, der auf einem Bauernhof im 1500-Seelen-Dorf Bökenförde aufwuchs, noch beim Regionalligisten SV Lippstadt und arbeitete als Physiotherapeut. Dann rief Schalke-Legende Gerald Asamoah an, und Matriciani wechselte er zur U23 der Königsblauen, gab im Abstiegsjahr 2021 sein Bundesligadebüt.
In der Hinrunde wegen seiner beschränkten fußballerischen Mittel noch in der Kritik, hat er sich als Aushilfs-Linksverteidiger bei den Königsblauen in den letzten Spielen etabliert - und wird seit dem Derby mit einem Kultspieler verglichen: Nicht nur wegen des spärlichen Haupthaars erinnert Matriciani an Eigenrauch, der mit ähnlichen sportlichen Attributen mit den legendären Eurofightern 1997 den UEFA-Cup gewann und im Jahr darauf unter langgezogenen „Yyyyyves“-Rufen den brasilianischen Superstar Ronaldo zur Verzweiflung brachte.
„Natürlich sind solche Kommentare geil, man freut sich, dass man mit so einem verglichen wird“, sagte Matriciani, der in der Jugend noch eine wilde Lockenfrisur trug. „Das ist einfach ein cooles Gefühl.“ Kontakt hatte das „Mentalitätsmonster“ (Torhüter Ralf Fährmann) mit Eigenrauch, laut 11Freunde der „Mann mit den meisten Ypsilons im Vornamen“, bislang „leider nicht“ - obwohl beide aus Ostwestfalen stammen. Sie hätten sich durchaus einiges zu erzählen: Wie man auf Schalke als etwas anderer Fußballer zum Volkshelden werden kann.