Jenem Mann, der bereits gestanden hat, dass er im April 2017 drei Sprengkörper neben dem vollbesetzten BVB-Bus hochgehen ließ. Nun ist er angeklagt wegen 28-fachen versuchten Mordes und am Mittwoch sind eine ganze Reihe an BVB-Profis und –Betreuern geladen, die schildern sollen, wie sie das Attentat erlebt. Wieder einmal wird deutlich: Verarbeitet sind die Ereignisse auch mit einem Jahr Abstand noch nicht.
„Professionelle Hilfe habe ich nicht gebraucht, aber jetzt ist es schwierig, wenn man daran denkt“, sagt Guerreiro. „Ich versuche, nicht mehr daran zu denken.“ Ähnlich wie ihm geht es vielen in der Mannschaft: „Ich denke noch sehr oft daran“, erzählt Sokratis. „Vor allem, wenn wir aus dem Hotel hinausgehen. Aber ich habe für mich so ausgemacht, dass das Leben weitergeht. Ich werde es sicher nie vergessen, es wird als eine böse, schlechte Erinnerung bleiben.“ Und Roman Bürki berichtet: „Ich bin noch immer enorm schreckhaft. Wenn hinter mir jemand etwas fallen lässt und das sehr laut ist, erschrecke ich sehr und werde wütend.“ Wie so viele seiner Kollegen hatte der Schweizer in der ersten Zeit nach dem Anschlag enorme Schlafprobleme.
Noch immer sind alle, die damals dabei waren, extrem aufgewühlt von dem, was sie erlebten: „Ich habe eine Explosion wahrgenommen, aus dem Fenster geguckt und sah eine Riesen-Rauchwolke auf uns zufliegen“, schildert der damalige Athletiktrainer Rainer Schrey. „Ich habe den Torwarttrainer genommen und bin mit ihm im Gang in Deckung gegangen, weil ich jeden Moment damit gerechnet habe, dass jemand in den Bus eindringt und schießt.“ Auch Sokratis berichtet: „Ich hatte Angst, ich dachte, jemand schießt auf uns.“ Der Abwehrspieler saß in unmittelbarer Nähe von Marc Bartra, der bei dem Anschlagschwer an der Hand verletzt wurde. „Er schrie: ‚Meine Hand, meine Hand!‘“, erzählt Sokratis. „Und ich sah sehr viel Blut.“ Bartra habe „geschwitzt, er war sehr bleich und ihm war übel“, sagt Bürki, der als einziger BVB-Profi bei seinem Freund im Bus blieb, bis die Rettungskräfte eintrafen. Am Nachmittag sind die Aussagen weiterer BVB-Profis geplant, dann werden Shinji Kagawa, Christian Pulisic, Julian Weigl und Lukasz Piszczek vor Gericht auftreten.