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Wie der Profi-Fußball im Jahr 2025 aussehen könnte

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Vision: Wie der Profi-Fußball im Jahr 2025 aussehen könnte
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Ein Junge, vielleicht zwölf Jahre alt, sieht das Livespiel seiner schwarzgelben Lieblinge per Datenbrille.

Bekommt zu jeder Szene eine Zeitlupe eingeblendet, wenn er mag. Kann die Trikotfarbe seiner Elf imaginär auf Rosa mit grünen Punkten ändern. Oder sich über die Datenbrille etwas zu essen bestellen. Und sieht, wie viele Mitgucker sich eingewählt haben: 187 Millionen weltweit. Davon 50 Millionen Chinesen. Science Fiction?

Es handelt sich hier um eine Vision, die Professor Sascha Schmidt (45) in einem Kurzfilm präsentiert. Wie operieren Fußballprofi-Vereine im Jahr 2025? In seiner Studie mit 62 Experten und 15 Thesen hat sich der Lehrstuhlinhaber und Leiter des „Center for Sports and Management“ der „WHU – Otto Beisheim School of Management“ in Düsseldorf intensiv mit dieser Frage beschäftigt.

Herr Schmidt, was passiert mit den Euro-Milliarden, die ab der Sommer-Transferperiode aus den Fernsehgeldern der englischen Premier League in den europäischen Fußballmarkt kommen? Sascha Schmidt: Ich glaube, dass die Engländer nicht nur in Spieler investieren werden. Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, machen Unsummen für immer neue Akteure keinen Sinn mehr.

Wohin also mit dem Geld? Schmidt: Die Klubs werden sich so aufstellen, dass es eine gewisse Unabhängigkeit vom sportlichen Erfolg gibt, indem sie das finanzielle Risiko streuen. Und da reden wir nicht über ein Invest in Plastikdübel.

Sondern? Schmidt: Atlético Madrid hat in das indische Super-League-Team in Kalkutta investiert. Manchester City besitzt eine Partnerschaft mit New York City FC in der US-Liga MLS. Borussia Mönchengladbach baut ein Hotel nebst Museum. Greuther Fürth und Schalke 04 investieren in Akademien für Management-Ausbildung. Aber es gibt auch weniger naheliegende Beispiele.

Aus welchem Bereich? Schmidt: Die Aspire Academy in Doha hat den belgischen Zweitligisten Eupen zur fußballerischen Außenstelle des arabischen Emirats Katar gemacht und schickt dort Talente aus Afrika und Südostasien hin, die zuvor an einem teuren Fußball-Roboter getestet wurden. Unter Laborbedingungen. Mit den besten Talenten will man Erfolg und daraus später wieder Einnahmen generieren.

Cristiano Ronaldo wirbt mit „CR7“ auf dem Dress von Erstliga-Aufsteiger Uniao Madeira für sein Museum in seiner Heimatstadt Funchal. Schmidt: Natürlich werden Spieler außerhalb des Rasens aktiv – vielleicht sogar als Investoren. Sie könnten Prozentanteile am Klub erwerben. Oder auch anhand ihres Marktwertes direkt am Erfolg des Klubs beteiligt werden. Anderes Beispiel: Ex-Star David Beckham hat sich mit dem Team in Miami in die Major League Soccer eingekauft.

Wie wichtig sind Starspieler im globalen Fußballgeschehen? Schmidt: Es gibt Stars wie Cristiano Ronaldo, die erreichen mit einem Statement auf der eigenen Facebook-Seite mehr Menschen als mit jedem anderen Medium. Das bedeutet auch eine enorme Einflussposition. Es gibt eine breite Basis an Star-Follower-Fans. Wechselt Ronaldo den Klub, bringt der gleich auch eine immense Fanschar mit – und damit auch Geld in die Kasse.

Ein Ansatz, um immer weiter Bares zu kassieren? Schmidt: Im Prinzip ja. Der klassische treue Stadiongänger oder allgemein das Kerngeschäft Fußball reichen auf Dauer nicht aus, um für genügend Wachstum zu sorgen. Neue Zielgruppen müssen erschlossen werden. Es gibt Highlight-Fans, die nur Spektakel suchen. Aber auch Fans mit regionalem Bezug. Deutsche im Ausland. Ausländer in Deutschland. Die sind für digitale, bezahlbare Fußball-Inhalte empfänglich, aber bei vielen Klubs nicht ausreichend auf dem Schirm.

Wo sehen Sie den größten Fußball-Markt, den es zu erobern gilt? Schmidt: Neben den USA eindeutig China. Die Regierung hat den Fokus auf Fußball gerichtet. Das Land bietet aufgrund seiner Größe enorm viele Nischen für Klubs. Dazu sind viele Chinesen für Hintergrund-Storys mit Stars empfänglich. Viele haben Spaß daran zu erfahren, was Franck Ribéry zum Mittag essen wird, bevor der es selber weiß. Da haben die Klubs viele Inhalte in der Hand.

Wo bleiben die Teams jenseits von Bayern München, Manchester United oder Real Madrid? Schmidt: Der deutsche Fußball zählt im Ausland, ist Vorbild durch den Weltmeistertitel, ein hohes Bundesliga-Niveau und starke Nachwuchsarbeit. In Indonesien mit 170 Millionen Einwohnern könnte man beispielsweise, wenn man es geschickt anstellen würde, eine eigene Fan-Base aufbauen. Das würde Köln oder Frankfurt ebenso schaffen wie Düsseldorf oder Bochum. Am besten mit einem Partner aus der Stadt und einem Kontaktnetz im Markt.

Wo liegt für Profiklubs außerhalb der Fernsehrechte und ausländischer Aktivitäten ungenutztes Potenzial? Schmidt: Das Ökosystem Stadion kann ein gewinnbringender Magnet sein.

Es gibt dazu ja Beispiele. In der Tribünenkurve des norwegischen Erstligisten Lilleström SK kann man wohnen, bei Sporting Lissabon im Estadio Alvalade einkaufen oder ins Kino gehen. Schmidt: Die Klubs werden versuchen, eine Infrastruktur für 365 Tage im Jahr zu schaffen. Gladbachs Pläne sind ein Beispiel. Man fährt zum Stadiongelände, auch wenn kein Spiel ansteht, setzt sich in den Biergarten oder geht dort ins Freibad.

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