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Bochum: Nobody sorgt im Trainingslager für Schlagzeilen
„Schmiddi“ will es schultern

Bochum: Nobody sorgt im Trainingslager für Schlagzeilen
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Als Heinrich Schmidtgal vom SC Verl vor einigen Wochen zum VfL wechselte, da brachen beim Anhang nicht gerade Jubelstürme aus. Eher lautete der Tenor: „Was wollen die denn mit dem?“ Dass hinter der im Internet geäußerten Kritik kein fundiertes Wissen stand, ist anzunehmen, zumal das Talent nicht von heute auf morgen in die Bundesliga stürmen, sondern langsam an eine mögliche Profi-Laufbahn herangeführt werden soll.

Der Transfer von Schmidtgal, und das wurde offensichtlich nicht deutlich gesagt, ist ein Wechsel in die Zukunft, genau wie der von Mergim Mavraj oder im letzten Jahr der von Ivo Ilicevic.

Doch der Youngster aus Ostwestfalen, der unweit des Safariparks in Stukenbrock aufgewachsen ist, hat sich von jeglicher Kritik nicht beeinflussen lassen. In Issyk (Kasachstan) geboren, kam er im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland, besitzt einen deutschen Pass, spricht Deutsch, Englisch und Russisch. Ein junger Mann, der weiß, was er will.

Nach seinem Abitur 2005 in Bielefeld hat er nicht allein auf die Karte Fußball gesetzt, hat bereits vier Semester Sport und Maschinentechnik in Paderborn studiert. „Jetzt allerdings habe ich das Studium erst einmal unterbrochen, denke aber über ein späteres Fernstudium nach.“ Sitzt man Schmidtgal gegenüber, merkt man seine Entschlossenheit. Vielleicht hat er in Sachen Willenskraft eine gehörige Portion von seinem Vater mitbekommen, der in Kasachstan ein sehr erfolgreicher Ringer war: „Auch ich will das mit dem Profifußball jetzt schultern. Vielleicht habe ich ein wenig von meinem Vater geerbt.“

Bis zur D-Jugend spielte er im Raum Paderborn, dann insgesamt neun Jahre ab der C-Jugend beim SC Verl. „Ich hätte dort auch weiter in der Regionalliga gekickt, wenn nicht der Anruf aus Bochum gekommen wäre. Das ist eine super Chance, da musste ich zugreifen. Schließlich ist der VfL ein Club, der extrem sympathisch rüberkommt.“

So ging er am Dienstag bereits in die dritte Trainingswoche und kassiert derzeit die ersten Streicheleinheiten. Marcel Koller: „Er hängt sich rein, er kann beißen, hat einen unglaublichen Willen, spielt sehr intelligent und ist voll integriert.“ Das sagte der Trainer ausgerechnet nach dem Match gegen Hajduk Split, in dem „Schmiddi“ auf einer völlig ungewohnten Position agieren musste. „Bei Verl habe ich ausnahmslos im linken offensiven Mittelfeld gespielt, gegen die Kroaten war ich plötzlich ein zweiter Sechser neben Christoph Dabrowksi.“

Und der Routinier lobte den Youngster: „Heinrich ist ein guter Junge, der hört noch zu, wenn man ihm was sagt. Er setzt alles schnell um und wird mit viel Talent seinen Weg machen.“ Doch dass für Schmidtgal trotz des guten Starts die Bäume nicht in den Himmel wachsen, ist dem Talent schon klar. „Ich gebe mich da keinen Illusionen hin, es ist noch ein ganz weiter Weg.“

Aber er lernt schnell und resümiert: „Das ist eine ganz andere Qualität, da ist viel mehr Schnelligkeit im Spiel, da hast du keine Zeit, lange zu überlegen.“ Dennoch gefällt ihm das neue Leben ganz gut. Im Traininglager teilt er ein Zimmer mit Ilicevic und stellt fest: „Außerhalb des Rasens gibt es keine Probleme.“

Während sich sein Körper langsam an die Belastungen gewöhnt, stellt er bei den Annehmlichkeiten im 4-Sterne-Hotel fest: „Das ist hier alles super, daran kann ich mich schnell gewöhnen.“ Dann denkt er aber an den Rat, den Stefan Kuntz mit auf den Weg gegeben hat: „Ich soll die Nerven behalten, wenn ich in ein Loch falle, das ist normal und gehört dazu.“ Deshalb hofft er, dass seine Freundin Annika, die in Bielefeld studiert und ein siebenmonatiges Praktikum bei Pro Sieben absolviert, schnell zu ihm nach Bochum zieht.

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