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Schalkes Bastos
In Platinis Namen für toten

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Schalkes Bastos: In Platinis Namen für den toten Bruder

Er spielte für Brasilien bei der Weltmeisterschaft 2010, nun soll Michel Bastos Schalke 04 helfen, noch die Champions League zu erreichen.

Er trägt einen großen Namen - und ein trauriges Geheimnis: Als Michel Bastos, benannt nach dem früheren Weltstar und heutigen UEFA-Präsidenten Michel Platini, am Mittwoch seinen Dienst bei Schalke 04 antrat, tat er dies - wie alles in seinem Leben - in Namen seines Zwillingsbruders Daniel. Der war am 1. August 1987, einen Tag vor seinem 4. Geburtstag, bei einem tragischen Autounfall gestorben. Ein Nachbar hatte ihn überfahren. Ein Zwischenfall, der nach Angaben von Michel "noch heute eine offene Wunde ins Herz unserer ganzen Familie reißt".

Michel Fernandes Bastos trägt den toten Bruder aber nicht nur im Geiste und im Herzen immer bei sich, sondern auch auf der Haut. "Direkt nach seinen ersten Schritten im Profi-Fußball" ließ er sich dessen Vornamen auf den rechten Unterarm tätowieren. "Er ist mein Schutzengel", sagt der Profi.


Sozusagen gemeinsam erlebten die Bastos-Zwillinge eine durchaus passabele Karriere, auch wenn Michel bei Olympique Lyon zuletzt vermehrt in der Kritik stand. In der Liga spielte er nur zwölf Mal, oft wurde er ein- oder ausgewechselt. Für die brasilianische Nationalelf kam er seit seinem zehnten Einsatz im verlorenen WM-Viertelfinale 2010 gegen die Niederlande (1:2) nicht mehr zum Einsatz.

Nun wollen Schalke und er gemeinsam den Weg aus der Krise finden. Der Tabellensechste der Bundesliga will mit dem bis 2014 mit Kaufoption ausgeliehenen Brasilianer noch den Sprung in die Champions League schaffen. Und der bei transfermarkt.de mit einem Wert von 7 Millionen Euro notierte Bastos will am Ende des Leihvertrages unbedingt den Sprung zurück in die Seleccao und damit zur WM im eigenen Land geschafft haben.

Entsprechend heiß ist der 29-Jährige, für den Schalke zunächst geschätzte 1,8 Millionen auf den Tisch legen muss, auch auf die neue Aufgabe. "Er wartet darauf, loszulegen", sagt Manager Horst Heldt: "Er ist fit und könnte sofort auflaufen. Er hat Erfahrung, wird der jungen Mannschaft helfen. Zudem besitzt er einen unheimlich guten Schuss."

Ein gutes Argument für Bastos war auch, dass er für die Champions League spielberechtigt ist, wo die Schalker im Achtelfinale auf das mit den Weltstars Wesley Sneijder und Didier Drogba verstärkte Galatasaray Istanbul treffen. Seinen Platz wird Bastos wohl als Ersatz des verletzten Ibrahim Afellay auf seiner Lieblingsposition links vorne finden. Links hinten, wo er stets für Brasilien spielte, ist S04 mit Christian Fuchs ordentlich aufgestellt.

Mit 13 nannten sie ihn "Blanco-Scheck" Trotz des tragischen Todes seines Bruders hat Bastos nach eigener Aussage eine "glückliche Kindheit mit viel Liebe meiner Familie" verlebt. Sein Vater Argeu Madruga, ein ehemaliger Profi-Fußballer, hatte ihn oft mit zum Trainingsplatz genommen und ihn so "ganz schnell mit dem Fußball-Virus infiziert". Obwohl er technisch bei weitem nicht so beschlagen ist, wie sein Vorbild Michel Platini fiel Michel in der Jugend schnell auf. Mit 13 nannten sie ihn "Blanco-Scheck", weil irgendwie klar war, dass er einmal viel Geld als Profi verdienen würde.

Mit 18 wagte er den Sprung nach Europa, zunächst in die Niederlande zu Feyenoord Rotterdam. "Auf den Spuren des großen Ronaldo", wie er stolz berichtet. Ganz so groß wie die Karriere des zweimaligen Weltmeisters, der mit 17 bei der PSV Eindhoven wie eine Rakete in den Fußball-Himmel schoss, wurde die von Schalkes neuer Nummer 9 nicht. Doch mit Schutzengel Daniel zusammen hat er auch so schon einiges erreicht.

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