Macher beim TuS Haltern, Vorstand seiner eigenen Stiftung, Buchautor – man muss sich nicht um ihn sorgen, falls er seine Fußballschuhe im Sommer an den Nagel hängen sollte. Vielleicht fällt es ihm auch wegen seiner vielfältigen Interessen leicht, seine Profilaufbahn ohne falsche Sentimentalität Revue passieren zu lassen. „Ich bin jetzt an einem Zeitpunkt meiner Karriere angekommen, an dem man zurückblicken kann und muss“, sagt Metzelder. Wir nahmen ihn beim Wort und wagten zugleich einen Vorausblick.
Christoph Metzelder, wie fing das mit Ihnen und Schalke an?
Genau genommen schon in der B-Jugend. Damals bin ich gemeinsam mit Sergio Pinto aus Haltern zum Probetraining gekommen und wurde ebenso wie er genommen. Warum haben Sie den Verein nach nur einem Jahr wieder verlassen?
Es war ein Schritt aus dem gewohnten Umfeld in eine Mannschaft, die mehr Qualität hatte und in der jeder um seinen Platz kämpfen musste. Damit bin ich nicht so klargekommen. Ich war damals noch ein feiner Mittelfeldspieler. Sobald etwas Härte reinkam, war ich nicht mehr zu sehen. Ich konnte auf Schalke einfach nicht überzeugen.
Hatten Sie den Traum vom Profifußball damals schon aufgegeben?
Ich war ein Talent. Aber es war nicht ersichtlich, dass ich mal Profi werden würde. In diesen Dimensionen hatte ich gar nicht gedacht. Es war eine andere Zeit. Heute haben die jungen Spieler in den Leistungszentren den Beruf des Fußballers schon sehr genau vor Augen. Dort werden sie da hingeführt. Bei mir war es nicht die eine Option, die ich unbedingt machen muss.
Ab welchem Zeitpunkt war der Fußball die einzige Option für Sie?
Selbst in meinem ersten Seniorenjahr bei Preußen Münster war es noch nicht so. Wir haben als Semi-Profis in der dritten Liga gespielt und in der Rückrunde kamen die ersten Angebote größerer Vereine. Aber sie alle stellten mir die selbe Option in Aussicht: „Wir nehmen dich in den Profikader auf, aber wahrscheinlich wirst du nur bei den Amateuren spielen.“
Die Prognose sollte sich nach Ihrem Wechsel zu Borussia Dortmund als falsch entpuppen.
Im Juni habe ich meinen Abiball gefeiert, im August bin ich im Westfalenstadion gegen Hansa Rostock angetreten. Was in diesen zwei Monaten passiert ist, war wirklich unbegreiflich. So hatte sich auch die Variante erledigt, dass ich statt dem Fußball ein Studium beginne.
Wie haben Sie es erlebt, dass es in den folgenden Jahren steil bergauf für Sie ging?
Das war die schönste Zeit. Ich hatte so eine Goldgräber-Mentalität: Ich war jung, gesund, Deutscher Meister, Vizeweltmeister und es kamen Angebote von den größten Vereinen in Europa. Nach oben hin gab es offensichtlich keine Grenze.
Die Grenze war schließlich Ihre Verletzung im Oktober 2002.
Ich hatte immer wieder Achillessehnenprobleme. Beim Warmmachen hatte ich Schmerzen, aber wenn ich warm war, ging es. So habe ich das immer ein bisschen mit mir rumgeschleppt, bis ich mich irgendwann habe untersuchen lassen. Dort gab es die Diagnose, die zu einer Operation führte. Und so begann eine Leidenszeit, die zwei Jahre andauerte.
Haben Sie zu wenig auf Ihren Körper gehört?
Die Problematik auf dem Niveau ist immer, für sich selber zu entscheiden, inwieweit man Schmerz tolerieren kann und ab wann es gefährlich wird. Ich habe es ein halbes Jahr toleriert. Natürlich kann man sagen, dass ich mich früher hätte untersuchen lassen sollen. Aber ich habe auf die Zähne beißen wollen und habe die Gefahr dabei nicht erkannt.
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