Zum Wiedersehen der beiden Klubs am Dienstag in der Champions League fährt Reist mit dem Rad zurück in die Heimat.
Seit der Fußball in England eine Veranstaltung für reiche Leute geworden und die Stimmung in den Stadien der schillernden Premier League mau ist, haben Fans von der britischen Insel ihre Vorliebe für die Bundesliga entdeckt.
Bei Olaf Storbeck ist das umgekehrt. Der 38-jährige gebürtige Gelsenkirchener und Schalke-Fan siedelte vor drei Jahren aus beruflichen Gründen nach London über – und entdeckte dort seine zweite Liebe für den großen FC Arsenal.
Lewis Holtby ist Ehrenmitglied Ein Auslöser seiner wiederentdeckten Fußballleidenschaft war, wie bei tausenden Gleichgesinnten weltweit, der Bestseller „Fever Pitch“ von Nick Hornby. „Als ich dann in einer Kneipe 2011 das Champions-League-Viertelfinale zwischen Arsenal und Barca gesehen (2:1 nach 0:1-Rückstand, der Verf.). Da haben die Leute vor Begeisterung fast den Pub abgerissen“, erinnert sich der Wirtschaftsjournalist des „Handelsblatts”.
Seitdem sind einige Besuche im Emirates-Stadium vergangen, so natürlich am vorvergangenen Mittwoch beim Hinspiel in der Champions-League-Gruppe B zwischen den „Gunners“ und Schalke.
Es war allerdings nicht so, dass in Storbecks Brust zwei Herzen schlugen, denn tief in seinem Innern ist er nun mal Königsblauer. „Ich saß im Arsenal-Block, wo mir die Anhänger schon ein wenig leid taten. Aber natürlich habe mich über die großartige Leistung der Jungs und unseren 2:0-Sieg sehr gefreut“, gibt er zu.
Seit 2008 ist Storbeck S04-Mitglied und seit zwei Jahren Supporter des „Schalke-Fanclub UK“ mit Sitz in London. Auf der Suche nach einer alten Ausgabe des „Schalker Kreisel“ kam Polizist Christian Wißing aus Herten mit Greg Leony aus Brough in Kontakt. Der Anhänger seines Heimatvereins Hull City ist seit der WM 2006 von der Atmosphäre in deutschen Stadien und insbesondere von der Stimmung in der Gelsenkirchener Arena gepackt.
Bis zur Gründung der offiziell ersten königsblauen Abordnung auf der Insel im Frühjahr 2010 war es nicht weit, inzwischen zählt der „Schalke-Fanclub UK“ fast 500 Mitglieder, Ehrenmitglied Nummer 300 ist Lewis Holtby.
Das erste Mal Schalke Kurz nach dem Besuch in der aus Schalker Sicht „verbotenen Stadt“ nahm Papa Storbeck den kleinen Olaf mit ins Parkstadion. „Mein Vater war kein Fußballfan, daher musste ich danach meine eigenen Erfahrungen sammeln“, erklärt Storbeck.
Das erste Mal Arsenal „Ein Freund hat mich mit ins Stadion genommen, er hat eine Arsenal-Dauerkarte, die sich seit den 1930er Jahren im Familienbesitz befindet und von Generation zu Generation vererbt wird.“
Den und seine Mitspieler sieht Storbeck inzwischen öfter in Heimspielen kicken, als zu der Zeit, als er noch nahe an der Arena lebte. 1994 verließ er das Ruhrgebiet fürs VWL-Studium in Köln, sieben Jahre darauf schlug er seine Zelte in Düsseldorf, dem Sitz der Handelsblatt-Redaktion, auf.
Es war Gattin Katharina, die ihn zurück in die Schalker Familie schickte – in bester Absicht. „Meine Frau hat mir zum 30. Geburtstag eine Karte fürs Heimspiel gegen Leverkusen geschenkt. Es war der Tag, als Mike Hanke unmittelbar nach dem Tor von Jörg Butt zum 3:1 für Leverkusen aus 50 Metern getroffen hatte“, erinnert sich Storbeck.
Die Partie ging zwar 2:3 verloren, seine Liebe zu S04 aber nicht mehr. Heute ist sie stärker denn je, und nach den Heimspielen gegen Bayern, Mainz und Nürnberg wird Storbeck gegen Arsenal zum vierten Mal in dieser Saison in der Arena zu Gast sein.
Die Anreise allerdings wird diesmal allerdings anstrengender. „Ich komme mit dem Rad“, kündigt Storbeck an. "Am Sonntagmorgen bin ich mit einer Bekannten, die Arsenal-Fan ist, vom Emirates-Stadium aus los und habe abends die Fähre von Harwich nach Hoek van Holland genommen. Von dort geht es am Montag mit dem Rad weiter nach Nijmegen, wo wir eine Übernachtung einlegen und von dort aus am Dienstag weiter nach Gelsenkirchen strampeln.“
In der Arena angekommen, hofft Storbeck auf einen ähnlich glorreichen Abend wie beim historischen Schalker Erfolg in London. „Ich hatte da auf ein 1:1 gehofft und zu Hause auf einen 2:1-Sieg getippt. Jetzt haben wir zwar schon das Hinspiel gewonnen, aber beim Ergebnis für Dienstag kann es ruhig bleiben“, gibt er zu.