Man könnte meinen, dass diese 16 Kicker in der Sportschule Duisburg-Wedau eine ganz normale Mannschaft bilden. Doch das tun sie nicht. Denn auf ihren Trainingsleibchen, dort, wo gewöhnlich das Vereinswappen angebracht ist, prangt bei ihnen das Logo der Vereinigung der Vertragsfußballspieler. Die 16, die dort auf dem Platz stehen, eint nicht derselbe Klub, sondern dasselbe Schicksal: Seit dem 1. Juli sind sie arbeitslos.
Über das VDV-Camp, das am Montag in seine zehnte Saison ging, wollen sie sich für einen neuen Klub empfehlen. Deshalb sind sie hier, und deshalb arbeiten sie hochkonzentriert, egal, ob es nun der bisherige Bayern-Torwart Rouven Sattelmaier ist oder der frühere Bochumer Bakary Diakité, der sich nach einem Abenteuer im Iran bereits zum dritten Mal bei der Spielergewerkschaft fit hält.
„Wir unterteilen die Akteure in drei Kategorien“, betont VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky: „Spieler im Spätherbst der Karriere, diejenigen, die über die U23-Regelung gestolpert sind und diejenigen, die aus der U19-Bundesliga kommen und von keinem großen Verein übernommen worden sind.“ Sie alle sind VDV-Mitglieder und müssen weder für Kost noch für Logis etwas bezahlen.
Ihr Tagesablauf gleicht dem in einem gewöhnlichen Trainingslager: Morgens Frühstück, dann Training, Mittagessen, danach gelegentlich Schulungen, die zweite Einheit oder ein Testspiel, dann Abendessen. Und auch der Zapfenstreich um 23 Uhr wird eingehalten. „Die Jungs sind nicht im Feriencamp, sondern wollen wieder unter Vertrag kommen“, stellt VDV-Geschäftsführer Lars Kindgen fest.
„Wir wollen, dass die Spieler gut vorbereitet sind, wenn sie in den bezahlten Fußball zurückkehren“, betont Zumdick
Und ähnlich wie in echten Trainingslagern gilt: Am Anfang ist die Stimmung noch gelöst. Doch mit der Zeit droht ein Lagerkoller. Die Gründe dafür sind allerdings andere, wie Baranowsky erläutert: „Wenn bis Anfang September kein Angebot reingekommen ist, drückt das auf die Stimmung.“ Denn tatsächlich haben drei von vier Kickern am Karriereende keine abrufbaren beruflichen Qualifikationen. Für viele ist die wirtschaftliche Existenz bedroht, denn ausgesorgt hat kaum einer.
Um zumindest für ein wenig Abwechslung zu sorgen, gibt es bis zum voraussichtlichen Ende des Camps am 21. September gelegentliche Aktivitäten abseits des Fußballs sowie drei auswärtige Trainingslager in Donaustauf, Wiesloch und Bad Segeberg.
„Ich hoffe nicht, dass ich die noch miterleben werde“, betont Christian Rahn. Der Ex-Nationalspieler ist der prominenteste Trainingsgast in der ersten Woche. „Die prominenten Mitglieder steigen eher später ein. Es gibt bestimmte Berührungsängste bei den Spitzenspielern“, bemerkt Baranowsky. Ein Kaliber wie Michael Ballack wird man sicherlich auch in den kommenden Wochen nicht sehen, aber andere verdiente Bundesliga-Profis könnten sich durchaus für den Schritt entscheiden, wenn sie erstmal ihre Scheu abgelegt haben.
Schließlich verweisen die Verantwortlichen zurecht auf ihre hohe Erfolgsquote von 80 Prozent, wenn auch mit der Einschränkung, dass die Kicker häufig nicht mehr in der Liga landen, in der sie zuvor unter Vertrag standen. Doch es gibt auch positive Beispiele wie das von Sven Neuhaus. Der Torhüter landete 2011 über das VDV-Camp beim Hamburger SV, wo er am Ende der vergangenen Saison sein Bundesliga-Debüt feierte. Neuhaus’ Geschichte macht Mut, doch Mutmacher benötigen Rahn und Co. momentan nicht. Irgendwann, wenn die Stimmung im Camp kippt, werden aber auch sie diese Erfolgsgeschichten gerne hören.