Zum letzten Mal schmettert der Sprecher dem Cottbuser Anhang sein "Eeenergie-Fans, im Osten geht die Sonne auf" entgegen. Dann ist Schluss. "Einpeitscher" Gersch wechselt nach 16 Jahren zum Erstligisten Schalke 04 und wird Assistent von Trainer und Manager Felix Magath. "Da kommt Wehmut hoch. Hoffentlich fließen keine Tränen", sagt Gersch vor seinem Auftritt am Samstag gegen die TuS Koblenz (13.00 Uhr).
Noch einmal wird er sein einzigartiges Warm-Up zelebrieren. Erst heizt er dem Fanblock mit Sätzen wie "Macht Euch bereit für den Fight-Club, macht Euch bereit für den Stolz der Lausitz" ein, dann wird gemeinsam die Brandenburg-Hymne vom Roten Adler intoniert. In den vergangenen 16 Jahren erwies sich Gersch als eine der wenigen Konstanten im Klub. Präsidenten, Manager und Trainer kamen und gingen, doch der Presse- und Stadionsprecher blieb und bekam vermehrt Einblicke in die Arbeit des Managements.
Im vergangenen Jahr kam es zu einem losen Gespräch mit Magath in Wolfsburg, das Schalkes Vorstandsmitglied in guter Erinnerung geblieben war. Vor wenigen Wochen machte er dem gebürtigen Cottbuser ein Angebot, das Gersch nicht ausschlagen konnte. "Wenn man die Chance bekommt, mit dem besten Trainer der vergangenen Jahre zu arbeiten, kann man nicht absagen", sagt Gersch.
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Auf Schalke wird er Magaths Assistent für den Bereich Sport und ist in erster Linie für die Lizenzspielerabteilung zuständig. "Ich werde alles im Lizenzbereich machen, was anliegt, und Felix Magath den Rücken frei halten", sagt Gersch. Sein Vertrag läuft dreieinhalb Jahre und beginnt am 15. Februar. Nichts zu tun hat Gerschs Weggang mit der sportlichen Talfahrt des Klubs unter Trainer Claus-Dieter Wollitz.
Nach zwei Niederlagen in Folge näherte sich Energie zuletzt bedenklich der Abstiegszone. "Der Weg, den der Klub mit Pele Wollitz eingeschlagen hat, ist alternativlos. Natürlich hat sich manch einer mehr Erfolg gewünscht, aber wir spielen ja nicht wie ein Absteiger", betont Gersch, der die Entwicklung von Energie im Auge behalten wird. Mit seinem Wechsel liegt Gersch im Trend. Dass sich Klub-Sprecher nur einem Verein verbunden fühlen, gehört längst der Vergangenheit an. So brachte Felix Magath Rolf Dittrich als Sprecher von Wolfsburg mit nach Schalke, dafür wechselte Gerd Voss nach 13 Jahren von Schalke zum VfL Wolfsburg.
Hans-Georg Felder ging nach über zehn Jahren bei Hertha BSC Berlin im vergangenen Sommer zu RB Leipzig, ihm folgte in Berlin Gerd Graus, der bereits in der Saison 1997/98 als Hertha-Sprecher arbeitete. Nachfolger von Gersch als Pressesprecher in Cottbus wird Lars Töffling, früher in gleicher Funktion bei Union Berlin. Wer allerdings den Job von Gersch als Einpeitscher übernimmt, ist noch nicht geklärt.