Vor dem letzten Hinrundenspieltag hat Trainer Jupp Heynckes zum ersten Mal öffentlich den Titel als Ziel ins Visier genommen. Verfolger Bayern München bläst dagegen zur Attacke. Zum heißen Derby im frostigen Norden kommt es zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen. In Leverkusen wirft Heynckes vor der Partie gegen Borussia Mönchengladbach heute Nachmittag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) bereits einen Blick ins neue Jahr. "Die Mannschaft wird ihr Leistungsvermögen in der Rückrunde halten. Wir werden unseren Weg weitergehen", sagte Heynckes: "Die Bayern müssen sich schon sehr anstrengen, um uns da oben wegzuboxen."
Das Selbstbewusstsein von Heynckes kommt nicht von ungefähr. Der Coach ist seit 22 Punktspielen ungeschlagen. Seine letzte Bundesligapleite erlebte Heynckes am 27. Januar 2007 beim 1:3 bei Energie Cottbus - als Trainer der Borussia. Auch gegen seinen Ex-Klub und seinen Freund Michael Frontzeck stehen die Zeichen in Leverkusen klar auf Sieg. Die Werkself schoss mit 98 Treffern so viele Tore wie gegen keinen anderen Klub und verlor keines der letzten 24 Duelle. Zudem kehrt Manuel Friedrich nach auskurierter Wadenverletzung in die Innenverteidigung zurück. Doch die Bayern haben die Jagd aufgenommen. Gegen Schlusslicht Hertha BSC Berlin soll der sechste Sieg in Folge her. "Dann werden wir in der Rückrunde von Anfang an ganz oben angreifen", verspricht Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Gegen die seit dem ersten Spieltag sieglose Hertha setzt Coach Louis van Gaal auf sein neues Traumduo "Golic" - also auf seine Stürmer Mario Gomez und Ivica Olic. "Am liebsten würde ich in der Winterpause durchspielen", sagte Gomez, der seine Krise überwunden hat und in den vergangenen vier Spielen je einmal traf. Der HSV brennt am Sonntag (15.30 Uhr) im Verfolgerduell gegen Werder auf Revanche für die demütigenden Pleiten in der Vorsaison im DFB-Pokal, UEFA-Cup sowie in der Liga. "Wir haben etwas gutzumachen. Es geht ums Prestige und um eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde", erklärte HSV-Profi Marcell Jansen.
Auch in Bremen weiß man um die Bedeutung der Partie. "Dieses letzte Spiel vor Weihnachten ist ein Fingerzeig, wer den Anschluss zur Spitze halten kann", sagte Nationalverteidiger Per Mertesacker, und Kapitän Torsten Frings fügte hinzu: "Wir haben den Hamburgern im letzten Frühjahr alles versaut, was man ihnen versauen kann. Die werden brennen." Tuchfühlung zur Spitze will auch Borussia Dortmund durch einen Sieg gegen Aufsteiger SC Freiburg halten. Der BVB hat die letzten drei Spiele gewonnen. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Lucas Barrios, der in den vergangenen neun Spielen achtmal traf. Meister VfL Wolfsburg will seine Talfahrt nach nur zwei Unentschieden aus den letzten sechs Pflichtspielen bei Eintracht Frankfurt beenden.
Beim VfB Stuttgart hofft der neue Trainer Christian Gross gegen 1899 Hoffenheim endlich auf die Wende zum Guten und fordert absoluten Kampf. "Wir sind in einer delikaten Position. Ich will sehen, dass die Spieler um jeden Einwurf kämpfen, jeden Zweikampf wichtig nehmen und nach drei Monaten endlich drei Punkte holen", sagte der Schweizer, der Teamchef Markus Babbel abgelöst hat.
Für den rot-gesperrten Jens Lehmann wird wohl Sven Ulreich zwischen den Pfosten stehen. Bei Hoffenheim sind Torhüter Timo Hildebrand, Innenverteidiger Marvin Compper und Stürmer Demba Ba an der Schweinegrippe erkrankt und fallen aus. Zu direkten Kellerduellen kommt es zwischen Hannover 96 und dem VfL Bochum sowie am Sonntag (17.30 Uhr) zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FC Nürnberg. Die Kölner um Nationalstürmer Lukas Podolski warten seit 377 Minuten auf einen Treffer. Dem Club droht nach drei Spielen mit 0:9 Toren die historische 400. Niederlage in der Bundesliga.