Henny ten Vergert ist in Enschede in diesen Tagen wieder sehr gefragt. Der inzwischen 74-Jährige ist der Vorsitzende des Schalke-Fanclubs „Blau-Weiß Enschede“. Und das seit dessen Gründung 1995. Seit 1996 ist dort auch der Enschede lebende Eurofighter Youri Mulder Mitglied.
Schalke-Fan ist ten Vergert bereits wesentlich länger. Familiäre Bande haben den Niederländer bereits 1969 zum ersten Mal in die Glückauf-Kampfbahn nach Gelsenkirchen geführt. "Mein Schwager ist ein Neffe des ehemaligen Schalker Spielers Werner Cremers", klärt der Niederländer auf.
Cremers hatte in der Saison 1948/1949 sieben Oberligaspiele für die Knappen bestritten. Seit jenem Spiel vor 53 Jahren hält ten Vergert den Königsblauen die Treue. Ten Vergert kann deshalb getrost als die Keimzelle der besonderen Beziehung zwischen den Anhängern der "Knappen" und denen der "Tukkers" bezeichnet werden.
Mittlerweile bestehen aber seit mehr als 15 Jahren auch besonders zwischen den "Ultras Gelsenkirchen" und der Enscheder Ultrabewegung "Vak-P" intensive Beziehungen. Die „UGE“ gratulierten deshalb ihren Freunden aus den Niederlanden im vergangenen Jahr – mitten in der Corona-Pandemie - zu ihrem 30-jährigen Bestehen nicht nur mit einem Banner vor deren Stadion „De Grolsch Veste“, sondern auch mit einer Sonderausgabe ihres Fanzines „Blauer Brief“. In dem auch auf Niederländisch erschienen Heft beschreiben sie auch die Anfänge der besonderen Verbindung zwischen niederländischen und deutschen Fußballfans.
Denn der Ursprung der Fanfreundschaft, die auch weit über die Ultraszene hinaus gelebt wird und auch zwischen vielen gerade grenznahen Fanclubs besteht, geht weit zurück. Sie basiert auf der Hooliganszene in den 1990er Jahren. „Im Jahr 1994 verbündete sich die Twente Hooligan Firm mit der Schalker Gelsen-Szene. Eine eher ungewöhnliche Freundschaft. So ist es eigentlich eher üblich gewesen, dass sich deutsche und holländische Fans bekämpften, statt sich zu verbrüdern“, schreibt die „UGE“. „Dass ihr euch seither in den Niederlanden als „Die Deutschen“ beschimpfen lassen müsst, macht euch eher stolz, als dass es euch wirklich juckt.“
Schon Mitte der 1990er Jahre pilgerten so eine kleine Anzahl von 30 bis 40 Fans jeweils zum Spiel des anderen Vereins. Der Supportersclub nahm dann den Ball auf und intensivierte die Kontakte, die die Ultras schließlich ausbauten und verstetigten.
Ab dem Jahrtausendwechsel wurde die Fanfreundschaft, die zwar nicht so lang und intensiv wie die mit den Anhängern des 1. FC Nürnberg, aber wegen der Fußball-Rivalität zwischen den Niederlanden und Deutschland umso bemerkenswerter ist, auch von einer immer breiteren Anzahl von Anhängern in beiden Vereinen wahrgenommen und akzeptiert.
Die Spiele gegeneinander im UEFA-Cup 2008/2009 und in der Europa League 2011/2012 festigten die Verbindung. Unvergessen ist die, damals die gesamte Heimtribüne überspannende, blau-weiß-rote Blockfahne unter dem Motto: „Zwei Clubs, zwei Farben, eine Passion“, die in Enschede von „VAK-P“ präsentiert wurde.
Auch am Samstag werden wieder viele Fans aus den Niederlanden erwartet.