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In wie nie: "Blau und Weiß Enschede"
Youri Mulder mit der Mitgliedsnummer 22

In wie nie: "Blau und Weiß Enschede"
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Als Reviersport am Montag bei Henny Ten Vergert in Enschede anrief, platzten wir gerade in eine spontane Party. Die Ehefrau des Schalke-verrückten Niederländers hatte eine Torte spendiert und den Vorstand von "Blau und Weiß Enschede" zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen gerufen.

Denn zu feiern gab es bei den niederländischen S04-Freunden in den letzten Wochen so einiges. Nicht nur, dass Ten Vergert vor zwölfeinhalb Jahren auf der Rückfahrt von einem verlorenen Heimspiel gegen den BVB zusammen mit fünf weiteren Freunden den bis heute aktivsten S04 Fan-Club im Nachbarland gründete. Seit ihr Mitglied mit der Nummer 22 zurück auf Schalke ist, ist "Blau und Weiß Enschede" auch im Nachbarland in aller Munde. Das heißt Youri Mulder. Und seit seinem Comeback bei Schalke und erst recht nach der Verpflichtung von Fred Rutten für die neue Saison steht beim "Präsi" von "Blau und Weiß Enschede" das Telefon nicht mehr still.

Noch vor der offiziellen Präsentation des Twente-Trainers in Gelsenkirchen musste Ten Vergert in einem Interview mit der örtlichen Presse die Verhältnisse beim Bundesligisten erklären. Und als er dabei ins Schwärmen geriet, musste er gar nicht mehr groß betonen, warum er ein Königsblauer ist.

Es waren familiäre Bande, die den heute 59-Jährigen im Jahr 1969 im Revierderby gegen Rot-Weiss Essen zum ersten Mal in die 100 Kilometer entfernte Glückauf-Kampfbahn trieben. Obwohl das Spiel mit 1:3 verloren ging, sollte das Erlebnis sein weiteres Leben entscheidend prägen. "Mein Schwager ist ein Neffe des ehemaligen Spielers Werner Cremers, der 1948/1949 sieben Oberligaspiele für Schalke bestritten hat und dessen Familie mittlerweile teilweise in Enschede lebt", erklärt Ten Vergert. "Er hat mich immer gedrängelt, doch mal mitzukommen. Und ich war sofort begeistert von der unglaublichen Stimmung. Ich habe danach einige Nächte nicht geschlafen", erinnert er sich.

Seine Fanbindung funktioniert bis heute nach dem selben Prinzip. "Wir gehen zumeist noch vor dem Spiel in eine Fankneipe. Dort stehen manchmal Anhänger des Gastvereins neben uns Schalkern", berichtet Ten Vergert. Das sei selbst im eher beschaulichen Enschede auch heute noch unmöglich. "Hier ist der Besuch eines Fußballspiels wesentlich mehr von Aggressivität geprägt als in Deutschland", gibt er zu.

Aus dem Grund sei es für ihn, der gelegentlich auch die Heimspiele von Twente besucht, auch verständlich, dass die deutsche Polizei es aus Sicherheitsgründen abgelehnt habe, die gerade angelaufenen Play-Offs der Holländer in die Veltins-Arena zu verlegen. Auch wenn das ein weiterer Meilenstein in der Beziehung zwischen Schalke und dem Club aus der Ehrendivision geworden wäre.

Ten Vergert, der im Jahr 1974 seinen Sohn Erwin nach dem damaligen Linksaußen der Königsblauen Erwin Kremers nannte, kann man getrost als Keimzelle der wachsenden Freundschaft zwischen den Fans der Knappen und den "Tukkers" bezeichnen. "Seit Youri wieder da ist, haben wir mehr als doppelt so viele Kartenanfragen wie sonst", lacht der Vorruheständler.

Mittlerweile hat sein Fan-Club 275 Mitglieder, die über das ganze Tulpenland verstreut sind. "Wir könnten zu jedem Spiel mit 100 Personen fahren", rechnet er unter Rutten mit einem weiteren Mitgliederboom. "Die Twente-Fans haben es ihm hoch angerechnet, dass er nicht zu einem der großen niederländischen Clubs wechselt". Mit Rutten setze Schalke seine große Tradition niederländischer Spieler und Trainer fort. "Sie haben aber auch immer die Richtigen verpflichtet. Mit Leuten von Ajax Amsterdam kämen die Menschen in Gelsenkirchen nicht klar", ist sich der Vorsitzende von Blau und Weiß Enschede sicher, dass auch Niederländer eben nicht gleich Niederländer ist.

Bevor Rutten kommt, wollen sie aber am Samstag in Enschede ihre alte Club-Fahne aus den Gründungstagen noch einmal aus der Mottenkiste holen. "Schalke-Fans Youri Mulder” steht dort in großen Lettern auf einem Stück Stoff in den niederländischen Nationalfarben rot, weiß und blau. Wie früher im Parkstadion soll das Tuch zum Spiel gegen Hannover in der Nordkurve hängen. Bis heute löhnt der ehemalige Stürmer, der dem Fan-Club am 24.3.1996 beitrat, regelmäßig seinen Jahresbeitrag von 15 Euro. Auch deshalb hätte ihm Ten Vergert am Montag gerne persönlich ein Stück Torte vorbei gebracht. Doch Mulder muss ja jetzt erst einmal in Gelsenkirchen die Champions League sichern.

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