Jörg Heinrich führt von außen betrachtet das Leben, das man dem vielseitigen Fußballer wohl während seiner Karriere nachgesagt hat. Seriös, hin und wieder mit ein wenig Spektakel, aber immer mit einem Auffangnetz darunter. Obschon die Ausflüge, die der 50-Jährige in den vergangenen Jahren machte, so riskant gar nicht waren. Gut - Heinrich erklärte sich sofort bereit, als nach einem Co-Trainer für den damaligen BVB-Coach Peter Stöger gesucht wurde. Der zweimalige Deutsche Meister und Champions-League-Sieger sagte sofort zu. 2018 musste er gleichzeitig mit dem Österreicher gehen.
Der Blondschopf kehrte wieder zurück in seine Heimat Rathenow, wo er eines von zwei Sportgeschäften betreibt. Ein weiteres steht in Berlin, nicht weit von seinem Wohnort. 2008 gründete er den Laden, um sich ein zweites Standbein neben der Trainer-Karriere aufzubauen. Zuvor war er Präsidiumsmitglied von Union Berlin und coachte anschließend Rathenow 94, den FSV Luckenwalde und den SV Falkensee/Finkenkrug.
Bei Borussia Dortmund machte sich der vielseitige Mittelfeldspieler, der auch in der Abwehr solide Dienste verrichtete, einen Namen als seinerzeit teuerster Transfer. Für 25 Millionen D-Mark wechselte Heinrich 1998 aus dem Ruhrgebiet zum AC Florenz, um rund zwei Jahre später wieder das schwarz-gelbe Trikot zu tragen. Ein halbes Jahr nach seinem Wechsel vom SC Freiburg in den Pott wurde er Deutscher Meister, ein weiteres Jahr darauf gewann er mit dem BVB die Königsklasse. Nach seiner Rückkehr aus Florenz holte er mit der Borussia noch einmal die Schale (2002) und stand im gleichen Jahr im Finale des Uefa-Cup.
Zum Final-Einzug der Dortmunder hatte Heinrich maßgeblich beigetragen. In einem der wohl legendärsten Spiele der Klub-Geschichte schlug der BVB damals den AC Mailand im eigenen Stadion mit 4:0. Drei Treffer des Brasilianers Marcio Amoroso hätten zwar gereicht, um die 1:3-Niederlage im Rückspiel zu übertrumpfen. Aber mit Heinrichs Tor zum 4:0 in der zweiten Hälfte ging Schwarz-Gelb auf Nummer sicher.