Das Thema Spielmanipulation im Fußball bleibt gegenwärtig. Am Mittwoch (23.45 Uhr) beleuchtet die ARD in der Sendung „Akte Wettmafia – Deutschland und die organisierte Fußball-Kriminalität“ unter anderem den Manipulationsverdacht beim Gruppenspiel der Champions League zwischen Paris Saint-Germain und Roter Stern Belgrad (6:1). Ein Belgrader Funktionär soll kurz vor dem Spiel rund fünf Millionen Euro auf eine Niederlage von Roter Stern mit fünf Toren Unterschied gesetzt haben.
Auf jedes U19-Bundesligaspiel fällt ein Umsatz von 460.000 Euro
In Deutschland ist die Problematik der Wettmanipulation keineswegs eine, die sich auf den Profibereich beschränkt. Im Jahr 2017 wurden über lizensierte Wettanbieter rund 40 Milliarden Euro auf deutsche Spiele gesetzt. Davon nur 23 Milliarden auf Partien der Bundesliga. „Es wurde allerdings kein Match analysiert, das auffällig war“, versichert Jürgen Paepke, der Leiter der Rechtsabteilung bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL).
Gefahrenpotenzial gibt es im Juniorenbereich. Auf jedes Spiel der drei deutschen A-Junioren-Bundesligen mit ihren 42 Klubs fällt mittlerweile im Schnitt ein Wettumsatz von beachtlichen 460.000 Euro. „Die Jungs sind gefährdet. Für die sind 500 Euro eben viel Geld“, sagt der bei der DFL und beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als unabhängiger Ombudsmann eingesetzte Rechtsanwalt Carsten Thiel von Herff, ein Experte für Sportrecht.
Gerade die Bundesligisten und Zweitligisten nehmen die Problematik ernst. In Kürze soll eine App auf den Markt kommen, über die Hinweise auf Manipulationen anonym gemeldet werden können. Zu Saisonbeginn gab es bereits Schulungen für Lizenzmannschaften.
Auch stehen die rund 3000 Spieler der U16- bis U23-Teams aus den Nachwuchsleistungszentren der Profivereine im Fokus der Präventionsarbeit. Hier ist Potenzial für Spielmanipulationen gegeben.
Borussia Dortmunds Nachwuchskoordinator Lars Ricken beispielsweise engagierte, innovativ, einen Schauspieler. Der sollte junge BVB-Spieler abseits des Platzes wenig seriös ansprechen und in eine Situation bringen, die in eine Spielmanipulation hätte führen können. Die Situation wurde stets rechtzeitig aufgelöst, sollte die Betroffenen aber für die mögliche Gefahr sensibilisieren, einem unmoralischen Angebot ausgesetzt zu sein. Michael Ryberg mit dpa