Champions League

Reus: BVB-Spiel gegen Atletico eine Reifeprüfung

Scharf blies der Wind über das Trainingsgelände in Dortmund-Brackel, trieb den Profis von Borussia Dortmund den westfälischen Dauer-Nieselregen geradewegs ins Gesicht. Es waren unangenehme Bedingungen, unter denen die BVB-Spieler das Abschlusstraining vor dem Champions-League-Spiel gegen Atletico Madrid am Mittwoch (21 Uhr/Sky) absolvierten. Und die Personalmeldungen vom Tage waren nicht geeignet, für etwas Aufhellung zu sorgen: Paco Alcácer fehlte – zumindest in jener Anfangsviertelstunde, nach der die Journalisten das Gelände verlassen mussten.

Einsatz von BVB-Torjäger Paco Alcacer ist fraglich

„Wir wissen es noch nicht, wir werden sehen“, war alles, was sich Trainer Lucien Favre über einen möglichen Einsatz seines Torjägers entlocken ließ, der mit muskulären Problemen im Oberschenkel kämpft. Die endgültige Entscheidung fällt am Mittwochmorgen, aber vieles spricht dafür, dass Alcácer nicht rechtzeitig fit wird, dass zumindest ein Startelf-Einsatz ein zu großes Risiko wäre – und damit ein wichtiger Teil jener Offensive fehlt, die zuletzt die Bundesliga begeisterte.

Sieben Tore hat er zu jenen 27 Treffern nach acht Ligaspielen beigetragen, die nicht nur Vereinsrekord bedeuten, sondern auch in der Liga-Historie allergrößten Seltenheitswert haben. Nur der Rekordmeister FC Bayern München kam zum gleichen Zeitpunkt schon auf mehr Treffer. Der BVB stellt in Jadon Sancho den besten Vorlagengeber der Liga, in Marco Reus den Spieler mit den zweitmeisten Torbeteiligungen und in Alcácer den besten Torjäger.

Ausgerechnet der droht nun zu fehlen in einer Partie, die Kapitän Reus als Reifeprüfung für den BVB bezeichnet – weil die Dortmunder beweisen müssen, dass ihre Qualitäten schon für allerhöchstes Niveau reichen. „Atletico ist eine Mannschaft, die in letzten Jahren international immer wieder unter Beweis gestellt hat, dass sie extrem gut ist“, sagt Reus. „Sie sind sehr erfolgreich und haben sehr gute Einzelspieler.“ Sportdirektor Zorc erwartet „eine der besten Defensivreihen der Welt“ und hofft, dass Alcácers wahrscheinlicher Stellvertreter Maximilian Philipp nach seinem ersten Saisontor beim 4:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart am Samstag mit mehr Selbstvertrauen aufläuft: „Milli ist jemand, der sich auch über Tore definiert, von daher tut ihm dieser Treffer gut und gibt ihm Auftrieb für die nächsten Wochen.“

BVB-Trainer Favre über Zagadou und Diallo: "Sie sind jung, aber sie sind gut"

Doch nicht nur die Offensive erwartet gegen Madrid die bislang größte Herausforderung: Atletico ist eine der stärksten Kontermannschaften der Welt und verfügt im Sturm über den mit allen Wassern gewaschenen Diego Costa – und über Antoine Griezmann, einen der Favoriten auf den diesjährigen Ballon d’Or für den weltbesten Spieler, der im Dezember vergeben wird. Seine Qualitäten wies der Franzose nicht zuletzt mit seinem Doppelpack zum 2:1 gegen Deutschland in der Nations League nach. „Seine Stärke ist die Effizienz und er ist sehr geschickt“, warnt Favre. „Er braucht oft nur einen Ballkontakt und schießt sofort.“ Zumal verfüge der Stürmer trotz seiner eher geringen Größe von 1,75 Metern über ein gutes Kopfballspiel. Kurz: „Er hat enorm viel Qualität.“

Dass sich dem am Mittwoch die international unerfahrenen Dan-Axel Zagadou (19) und Abdou Diallo (23) entgegenstellen, beunruhigt Favre nicht – sagt er zumindest: „Sie sind jung, aber sie sind gut“, meint er. Das können und müssen sie nun gegen allerstärkste Konkurrenz beweisen.

Autor: Sebastian Weßling