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Nübel auch gegen Leipzig im Schalke-Tor

Torhüter sind im Fußball bekanntlich eine besondere Spezies. Beim FC Schalke 04 bilden die drei Keeper sogar eine eigene kleine Gruppe, die auch in der Freizeit gemeinsam etwas unternimmt, die sogar eine eigene Strafen-Kasse führt und sich zu Grill-Abenden trifft.

Schalke muss sich nicht sorgen

Von Dienstag bis Donnerstag war die Torwart-Gruppe ohne ihren Cliquenchef unterwegs. Ralf Fährmann fehlte auf der Reise nach Istanbul, wo Schalke am Mittwochabend gegen Galatasaray 0:0 spielte, wegen einer Muskelverletzung im Adduktorenbereich. Wie schon am Samstag in der Bundesliga gegen Werder Bremen sprang Schalkes Nummer zwei, Alexander Nübel, ein. Mit einer starken Leistung im Hexenkessel hat der 22-Jährige erneut gezeigt, dass Schalke sich überhaupt nicht sorgen muss, wenn Kapitän Fährmann ausfällt.

"Geile" Reifeprüfung in der "Hölle von Istanbul"

Für einen jungen Torhüter wie Nübel gibt es für ein Debüt in der Champions League weitaus angenehmere Orte als das Türk-Telekom-Stadion, die „Hölle von Istanbul“. Es machte allerdings den Eindruck, als sei dieser Ort für Nübel wie gemacht, die perfekte Bühne.

„Geil“ sei es gewesen, als die Fans ihn schon beim Aufwärmen gnadenlos ausgepfiffen haben. Und es wurde noch lauter. Die türkischen Anhänger brachten es gegen Schalke auf eine Lautstärke von 109 Dezibel. „Übertrieben und total krank“, wie Nübel sagt. Gänsehaut habe er gehabt. Ein Blick nach dem Spiel in den Kabinentrakt reichte aus, um zu sehen, wie cool der Schalker Nachwuchstorwart ist. Er schwärmte von der Leistung seiner Mannschaft, ärgerte sich über die vielen vergebenen Chancen und erzählte, dass er sein Trikot mit Galatasarays Torwart Fernando Muslera getauscht hat. „Als Andenken. Wenn ich älter bin, weiß ich wenigstens gegen wen wir gespielt haben.“ Nübel plauderte mit den Journalisten wie ein Profi, für den es Alltag ist, in der Königsklasse zu spielen.

Spielpraxis in der deutschen U21

Die Realität ist eine andere: Regelmäßig Spielpraxis bekommt er nur in der deutschen U21-Nationalmannschaft. Bei Bundestrainer Stefan Kuntz ist der gebürtige Paderborner gesetzt. Die Partie in Istanbul war erst die zweite von Beginn an für Schalke. „Darauf warte ich das ganze Jahr. In den drei Jahren, in denen ich auf Schalke bin, trainiere ich auf Topniveau und konnte mich vorbereiten. Ich habe es genossen, hier zu spielen“, sagte er.

Im Interview mit der WAZ hatte Nübel schon im Sommer angekündigt, dass seine Chance kommen werde. „Dann will ich unter Beweis stellen, dass ich Bundesliga spielen kann und dann den nächsten Schritt machen. Ob das dann auf Schalke möglich ist, ist aktuell nicht vorhersehbar.“

Einen Vertrag hat er vor rund einem Jahr bis 2020 verlängert. Klar, dass ein junger Keeper, der in der „Hölle von Istanbul“ mit Bravour besteht, nicht ewig auf der Bank sitzen will. Manager Christian Heidel sieht das gelassen: „Für uns ist es ein überragendes Gefühl, dass wir zwei solche Torhüter auf eins und zwei haben. Das ist das Allerwichtigste.“

Klar ist: Sobald sich der 30 Jahre alte Ralf Fährmann gesund zurückmeldet, muss Nübel zurück auf die Bank. Eine Rolle, die er akzeptiert: „Natürlich möchte ich spielen. Aber ich bin der Vertreter von Ralf und wenn er wieder fit ist, wird er wieder spielen und die Saison wird ganz normal weiterlaufen.“

Eine „Stallorder“ gibt es aber nicht auf Schalke. „Ich darf und will Ralle unter Druck setzen. Er weiß, dass er nie nachlassen darf und seine Topform erreichen muss. Ohne Konkurrenzkampf würden wir einschlafen.“ Von Domenico Tedesco gab es nach dem Debüt in der Champions League viel Lob. „Riesenkompliment an den Jungen, er hat viel Qualität.“ Tedesco geht davon aus, dass Nübel auch am Sonntag in der Liga bei RB Leipzig zwischen den Pfosten stehen wird.

Ralf Fährmann hat seinem Vertreter vor dem Champions-League-Debüt übrigens die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben. „Ralle hat ein Video aufgenommen und es mir vor dem Spiel geschickt“, verrät Nübel. Die Schalker Torwart-Gruppe, zu der auch Schalkes Nummer drei Michael Langer gehört, hält eben zusammen.

Autor: Christoph Winkel