Gute Güte, war das ein Pokal-Abend! Schalke-Fans brauchen ja schon seit einiger Zeit Nervenstränge wie Torpfosten, aber auch Dortmund-Anhänger mussten am Mittwoch einiges an Dramatik ertragen können. Immerhin ersparte Marco Reus dem BVB mit seinem Elfmeter kurz vor dem Ende der Verlängerung noch das ganz große Zittern gegen den Zweitliga-Dritten Union Berlin, diese irre Aufregung, wie sie Schalke 04 beim Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Köln erlebte.
Dass die Schalker in ihren arg gewöhnungsbedürftigen Auswärtstrikots („Neongrün, wie lieb ich dich?“) am Ende übereinander herfielen, hatte mit Stabilität der meisten Schützen beim Elfmeterschießen zu tun, mit erkennbarer Moral in der Verlängerung – und mit großem Glück, sich überhaupt noch in die Verlängerung gerettet zu haben.
Vorher war nämlich, passend zu Halloween, das große Grauen zu besichtigen. Die von zu vielen Misserfolgserlebnissen zermürbten Schalker wirkten erneut gehemmt, mit ihren wenigen Schüssen bewarben sie sich um den Friedensnobelpreis. Und selbst nach dem 0:1-Rückstand vermittelten sie lange Zeit nicht das Gefühl, als könnten sie daran etwas ändern. Nach wie vor bleibt es völlig unverständlich, dass der Vizemeister der vergangenen Saison derart einfallslos, verkrampft und fehlerhaft nach vorne spielt. Dem Schalker Aufbau fehlte wieder einmal der Schwung. Die ehrgeizigen Kölner hingegen wirkten wie aufgedreht – der FC bestach durch Ehrgeiz und Einsatz, der Einzug des Bundesliga-Absteigers ins Pokal-Achtelfinale wäre nicht unverdient gewesen.
All das müssen die Schalker natürlich aufarbeiten, sie sollten sich wegen des Sieges in Köln, den sie ausschließlich durch Schüsse vom Punkt sicherstellten, nicht selbst belügen. Aber ihre Analyse können sie diesmal mit einem guten Gefühl vornehmen. Sie haben gewonnen. Sie haben sich ihre Pokalchance erhalten. Und sie gehen aufrecht in das wichtige Bundesligaspiel am Samstag gegen Hannover, nicht als geprügelte Hunde.
Autor: Peter Müller