Domenico Tedesco schüttelte erst den Kopf, und dann fiel ihm doch noch ein Beispiel ein. Nach dem 0:2 gegen Bayern München, der vierten Niederlage im vierten Bundesliga-Spiel dieser Saison, ging es darum, ob er in der Mannschaft oder im Umfeld irgendwelche Ängste spüren würde, die an die Situation vor zwei Jahren erinnern: Damals war Schalke sogar mit fünf Niederlagen am Stück in die Saison gestartet.
Tedesco überlegte bei der Frage der WAZ einen Moment, ehe er von einem Treffen mit Clemens Tönnies erzählte. Nachdem Schalke vor einer Woche in Mönchengladbach bei Niederlage Nummer drei angekommen war, habe ihm der Vereinschef launig zugerufen: „Jetzt hast du noch zwei.“ Das sei natürlich ein Spaß von Tönnies gewesen, fügte Tedesco hinzu, „aber da habe ich zum ersten Mal ein bisschen davon gehört“. Von der Angst, dass es Schalke in diesem Jahr womöglich genauso ergehen könnte wie vor zwei Jahren. Schon am Dienstag (20.30 Uhr) geht’s auswärts in Freiburg darum, eine Einstellung des Negativ-Rekords von Markus Weinzierl zu verhindern. „Wir müssen jetzt irgendwann den Bock umstoßen“, fordert Manager Christian Heidel, „und das werden wir uns für Freiburg vornehmen.“
Tedesco sieht „mehr als ordentliche Leistung“
Weder die sportliche Leitung noch die Spieler wollen Parallelen zur damals so dramatischen Situation ziehen. Tedesco urteilte auch nach dem Spiel gegen die Bayern, seine Mannschaft habe nach einer schwachen Anfangsphase noch „eine mehr als ordentliche Leistung“ geboten. Der Trainer spürt weiter einen Aufwärtstrend, zwischen dem ersten Heimspiel gegen Hertha BSC und jenem gegen Bayern würden „Welten“ liegen. Doch die Krisensymptome wiederholen sich: Schalke kassiert immer wieder ähnliche Gegentore und ist in der Offensive harmlos.
Das dritte Gegentor nach einer Ecke
Das Beispiel ist das 1:0 der Bayern durch James (8.): Es war bereits das dritte Kopfball-Gegentor nach einer Ecke in dieser Saison – die Geschichte hatte sich vorher schon bei den Pleiten in Wolfsburg (Torschütze Brooks) und Mönchengladbach (Ginter) so zugetragen.
Danach hatte Tedesco die Raumdeckung bei gegnerischen Eckbällen modifiziert: Gegen Bayern deckten nur Naldo und Sané bei Eckbällen im Raum und alle anderen Spieler hatten eine feste Zuordnung. Für James war Sebastian Rudy eingeteilt, doch der ließ seinen Gegenspieler ziehen. „Der Ball fällt genau da runter, wo Salif (Sané) als Raumspieler hätte klären können und auch Basti (Rudy), der seinen Gegner hat entwischen lassen“, haderte Tedesco.
Torwart Ralf Fährmann spürt da mittlerweile ein Kopfproblem: „Vielleicht haben wir es jetzt ein Stück zu sehr in den Köpfen, dass wir diese Ecken unbedingt erfolgreich verteidigen müssen. Dieses komische Gefühl kriegst du nur durch positive Ergebnisse raus.“
Die drei nächsten Spiele als Schalkes Chance
Fährmann haderte damit, dass beide Gegentore durch Standards fielen – das 0:2 durch einen von Robert Lewandowski verwandelten Elfmeter (Schöpf an James). „Wenn die Bayern die Tore durch ihre individuelle Klasse erzielen, weil sie einfach mal zwei Mann stehen lassen, dann ist das eben Bayern München. Aber so fühlt es sich bitter an.“ Der Kapitän wollte damit darauf hinweisen, dass Schalke auch ansprechende Phasen im Spiel hatte – aber letztlich eben auch nur eine einzige gute Torchance durch Embolo (53.) – der Rest war harmlos. „Es war schwer, an Hummels und Süle vorbei zu kommen“, erklärte Tedesco und klagte: „Ein bisschen fehlt auch das Glück.“
Das hat Schalke in dieser Schalke in dieser Saison ganz sicher nicht in dem Maß wie in der vergangenen. Trotzdem kann jetzt noch die Wende gelingen, die nächsten drei Gegner sind Freiburg, Mainz und Düsseldorf. „Wir wissen, wie wichtig die nächsten drei Spiele sind“, sagt Heidel.
Autor: Manfred Hendriock