RL-Kommentar

Die Spielabsage des SC Verl ist ein Skandal

Es ist schon beeindruckend, was der SC Verl in dieser Saison sportlich leistet. Die Tabelle in der Regionalliga West führt der kleine Klub aus Ostwestfalen souverän an - vor den Schwergewichten SVRödinghausen, Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen. Im DFB-Pokal ist es den Ostwestfalen gelungen, sich bundesweit einen Namen zu machen. Nachdem die Schwarz-Weißen in der ersten Runde den Bundesligisten FC Augsburg ausschalteten, folgte am Mittwoch der nächste Pokal-Triumph gegen Holstein Kiel. Hut ab vor dieser Leistung!

Nur einen Tag nach der Sensation im DFB-Pokal hat der SC Verl alle Sympathiepunkte verspielt. Die Absage der Regionalliga-Partie gegen den BVB II ist ein Skandal und obendrein eine grobe Wettbewerbsverzerrung. In ihrer Euphorie kündigten die Verler Spieler nach dem emotionalen Sieg gegen Kiel an, den Einzug in das Achtelfinale, der ihnen weitere 700.000 Euro einbringt, intensiv feiern zu wollen. Verständlich. Doch auch aus diesem Grund hinterlässt die Spielabsage einen faden Beigeschmack.

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Die Begründung der Stadt, dass die Abbauarbeiten auch aufgrund des Feiertags nicht rechtzeitig zu leisten sind, ist wenig glaubwürdig. Der Verein schnuppert am Aufstieg und das ganze Dorf hält offenbar zusammen. Dieser Verdacht liegt in diesem Fall nahe. Dass eine Englische Woche auf dem Programm stand, war den Verantwortlichen lange bewusst. Es ist nahezu lächerlich, das Spiel aus diesen Gründen abzusagen. Einen Wintereinbruch hat es in Ostwestfalen nämlich noch nicht gegeben, wenn man den Wetterberichten Glauben schenkt.

Nach einem intensiven Spiel über 120 Minuten wäre das Risiko größer gewesen, Punkte in der Meisterschaft liegen zu lassen. Das gehört zum Fußball dazu, wenn man in mehreren Wettbewerben erfolgreich sein will. Auch RWE hat am Mittwoch im Pokal gespielt. Die Essener hatten beim 9:0 gegen den Oberligisten Schonnebeck keinerlei Probleme, aber ein Pokalspiel hätte auch anders verlaufen können. Fragen Sie mal beim MSV Duisburg nach. Und am Samstag ist der Rasen im Stadion Essen bespielbar - die Sportfreunde Lotte gastieren dann an der Hafenstraße.

Absagen unter diesen Umständen sind in der Regel nur aus dem tiefsten Amateurfußball bekannt, wenn nach einem Saufgelage mehrere Krankenscheine beim Kreis eingereicht werden, oder der Torpfosten dran glauben muss. Doch hier geht es tatsächlich um einen Wettbewerb, der von vielen Mannschaften professionell betrieben wird. Dass der Verband diese Posse des SC Verl ohne Konsequenzen oder zumindest Nachfragen durchwinkt, ist gleichermaßen skandalös. Schon beim Rückzug der SG Wattenscheid 09 machte die Regionalliga keine gute Figur. Das irrsinnige Lügenkonstrukt der Wattenscheider hätte bei der Lizenz-Vergabe genau überprüft werden müssen.

Der SC Verl hat von den Konsequenzen profitiert, dafür kann der Verein freilich nichts. Wohl aber für die jüngste Spielabsage. In der 3. Liga wird es mehrere Englische Wochen geben, sicher auch mit einer regelmäßigen TV-Präsenz. Wenn der SC Verl nicht in der Lage ist, zwei Spiele pro Woche auszutragen, hat er im Profifußball nichts zu suchen. Ausgleichende Gerechtigkeit wäre es übrigens, wenn der BVB zum Nachholspiel mit einigen Profis antreten würde. Der SC Verl dürfte sich darüber nicht beschweren.