Diese Situation kennt Sebastian Kehl noch nicht. Zumindest nicht in der neuen Rolle. Seit dem Sommer ist der frühere Kapitän Leiter der Lizenzspielerabteilung bei Borussia Dortmund. Eine Niederlage hat der Klub seitdem in 15 Pflichtspielen nicht hinnehmen müssen. Zumindest nicht bis zum Dienstagabend, als es in der Champions League bei Atlético Madrid eine 0:2-Niederlage setzte, die Kehl nun also erklären sollte.
Herr Kehl, wie bewerten Sie die Niederlage in Madrid? Sebastian Kehl: Es ist etwas ungewohnt, eine Niederlage erklären zu müssen. Es war klar, dass sie irgendwann kommt und heute ist sie auch verdient. Wir hatten viel Ballbesitz, aber wir waren in den gefährlichen Räumen nicht effektiv und haben uns kaum Möglichkeiten herausgespielt. Insgesamt war das, was uns in den vergangenen Wochen ausgemacht hat im offensiven Bereich, nicht zu erkennen. Aber das ist kein Beinbruch. So ein Spiel kommt mal vor. Wir sind im direkten Vergleich und in der Tabelle weiter vorn. Damit können wir gut leben.
Was sind die Lehren aus der Niederlage? Wir können einiges mitnehmen. Atlético hat uns in Teilbereichen den Schneid abgekauft. Da haben wir vielleicht auch Lehrgeld bezahlt. Aber wir werden unseren Weg jetzt nicht verändern. Denn das hat uns stark gemacht. Wir wollen und werden uns davon nicht verunsichern lassen.
Wie kann es sein, dass sich die Mannschaft den Schneid abkaufen lässt, wenn zu erwarten war, dass Madrid so energisch zu Werke gehen werden würde? Das war so zu erwarten, ja. Das haben wir genau so angesprochen in den Sitzungen. Aber wenn man das dann auf dem Platz lebt und spürt, dann ist es doch noch einmal was anderes. Atlético war sehr aggressiv und robust. Vielleicht haben wir uns beeindrucken lassen. Aber das gehört zum Lernprozess dazu, wir haben eine junge Mannschaft.
Wie verändert das Ergebnis heute den Blick auf das Topspiel am Samstag gegen den FC Bayern München? Natürlich hätten wir heute gern etwas mitgenommen. Aber wir werden das gut analysieren. Wir haben vier Tage Zeit, wieder Frische zu bekommen. Für Samstag verändert das Ergebnis nicht so wahnsinnig viel. Die Vorfreude auf das Spiel wird groß sein. Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns, ein Highlight. Die Jungs freuen sich darauf, unabhängig von heute.
Autor: Daniel Berg (aufgezeichnet in der Mixed Zone)