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Die zukunftsorientierten Äußerungen klingen vage. Doch sie lassen das beinahe schon verglühende letzte Fünkchen Hoffnung, in Wattenscheid werde im kommenden Jahr weiterhin Regionalliga-Fußball gespielt, noch einmal zaghaft aufglimmen. Aufsichtsrat Oguzhan Can hat sich nach einem rund drei Wochen dauernden Schweigen auf der Homepage des Vereins sowie – im Wortlaut beinahe identisch – gegenüber dem Anzeigenblatt „Stadtspiegel“ zur Situation und zur Zukunft der SG Wattenscheid 09 geäußert.
Die Lage sei „ernst, aber nicht hoffnungslos“, überschreibt Can seine Aussagen und stellt klar, dass es mit dem Verein weitergehen werde. Das ist grundsätzlich die positive Nachricht, doch der Unternehmer knüpft diese Zusage an Bedingungen: „Ich bin bereit, weiter zu finanzieren, wenn die Lasten nicht nur allein auf meinen Schultern liegen.“ Der Grund für das Fortführen seines Engagements liefert der Aufsichtsratsvorsitzende gleich mit. „Der Verein wird im nächsten Jahr 110 Jahre alt. Dieser Tradition fühlen wir uns verpflichtet“, erklärt er.
Doch die Stellungnahme wirft Fragen auf. So erklärt Can nun, er habe einen „riesen Schuldenberg übernommen, der weitaus größer war, als uns bei Amtsantritt dargestellt wurde“. Zur Erinnerung: Im März dieses Jahres hatte Can im Interview mit dieser Zeitung von 570.000 Euro an Verbindlichkeiten gesprochen. 70 Prozent davon seien bereits „erledigt“, die sportliche und wirtschaftliche Zukunft gesichert. Can zeigte sich im WAZ-Interview "optimistisch", dass die Saison durchfinanziert sei.
Can will bei der SG Wattenscheid 09 weitermachen
Dennoch wolle er weitermachen. Es werde nun „versucht, die ausstehenden Zahlungen an das Team in kurzer Zeit zu begleichen“. Diese Aussage hatte der erste Mann im Verein jedoch bereits Ende Oktober im Gespräch mit dieser Zeitung getätigt – ohne dass sich an der Misere der Wattenscheider Fußballer etwas geändert haben könnte. In Kombination mit der Aussage, dass er nur weitermache, wenn er tat- und zahlungskräftige Hilfe erhalte, steht daher die Frage im Raum, ob die Spieler nach einer Wartezeit von zwei Monaten tatsächlich ihr vertraglich zugesichertes Salär erhalten werden. Denn – das erklärte Can im WAZ-Gespräch – mit der Suche nach neuen Sponsoren fange der Verein nach dem für ihn überraschenden Aus der Kooperation mit dem Hamburger Unternehmen Haalo bei Null an.
Dem Technologie-Start-up, das dem Verein mithilfe einer Kryptowährung Einnahmen in Millionenhöhe in Aussicht gestellt hatte, schiebt er einen Großteil der Schuld an der aktuellen Situation zu. Haalo habe „im Rahmen der Kooperationsvereinbarung eine siebenstellige Summe zugesagt“, betont Can. Allerdings: Diese Zahlung war an klare und auch für alle Fans und Mitglieder einsehbare Bedingungen geknüpft.
Can erklärt zudem, dass ihm die „Faninitiative“ bekannt sei, die eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wolle. Dieses Mitgliederbündnis, das sich unter dem Namen „1909 Prozent 09“ zusammenfand, hat nach eigener Aussage bereits die Hälfte der für die Durchsetzung der Forderung erforderlichen Unterschriften beisammen. Doch der Verein plane ohnehin eine Versammlung, betont der Aufsichtratsvorsitzende, „wenn handfeste Ergebnisse vorgelegt werden können“. Gemäß Satzung, die dieser Redaktion vorliegt, hätte diese Versammlung jedoch bis spätestens zum 31. Oktober stattfinden müssen.
Die Initiatoren von „1909 Prozent 09“ haben sich im sozialen Netzwerk bereits zu Wort gemeldet. Man werde weiterhin Unterschriften sammeln, heißt es. Denn es sei „dreist“ gewesen, den vorgegebenen Termin zu ignorieren, zumal die Satzung „für alle gleichsam bindend und verpflichtend“ sei. Bewusst überspitzt fügen die Organisatoren in Anlehnung an das vermutete Selbstverständnis Cans hinzu: „Bremst er auch nicht an roten Ampeln, wenn er keine Zeit hat?“
Autor: Dominik Hamers
