|
FSV Mainz 05
|
18:30 |
Borussia Dortmund
|
Es ist erst eine Woche her, da wäre es mit dem Wiedersehen fast schiefgegangen: Union Berlin spielte am Sonntagmittag beim SC Paderborn, und Maximilian Philipp, seines Zeichens Profi von Borussia Dortmund, wollte gerne zusehen. Doch das Auslaufen beim BVB zog sich lang und länger, bis sich die Fahrt nach Paderborn eigentlich nicht mehr lohnte. Philipp machte sich trotzdem auf den Weg, sah immerhin die zweite Halbzeit – und konnte sich danach mit jenem Mann unterhalten, für den er die Fahrt überhaupt auf sich genommen hatte: Christopher Lenz, Linksverteidiger von Union Berlin, der über Philipp sagt: „Er ist für mich mehr als nur ein Freund, er ist eher wie ein Bruder, den ich nie hatte.“ Und schon am Mittwoch gibt es das nächste Wiedersehen: dann gastiert Lenz im DFB-Pokal mit Union Berlin beim BVB (18.30 Uhr/Sky).
„Die Vorfreude ist riesengroß“, sagt Lenz, den mit dem Dortmunder Angreifer eine lange Geschichte verbindet: Beide wuchsen in Berlin in der gleichen Straße auf, besuchten die gleiche Schule und die gleiche Oberschule. „Das war immer schön, du warst nie alleine“, erinnert sich der heute 24-jährige Lenz. „Du hattest immer einen, mit dem du draußen Fußball spielen konntest."
Der BVB empfängt den Zweitliga-Dritten
Und das taten sie am liebsten, erst auf der Straße und später in der Jugendabteilung der Hertha. Die ist ebenso renommiert wie anspruchsvoll, und als er 14 war, erwischte es Philipp: Zu klein, zu schmächtig sei er, um Profi zu werden, eröffneten ihm die Trainer. Philipp wechselte also zu Tennis Borussia. Und Lenz? Ging kurzentschlossen mit, wollte seinen damals sehr schüchternen und zurückhaltenden Freund nicht allein lassen – eine Selbstverständlichkeit, findet er: „Familie und Freunde sind für mich immer das wichtigste. Und da er für mich mehr als nur ein Freund ist, habe ich gesagt, ich mache das mit.“ Als er ein Jahr später die Chance hatte, zur Hertha zurückzukehren, tat er dies erst, als er sich bei Philipp rückversichert hatte, dass der damit zurecht kam.
Auch für Philipp gab es die Chance zur Rückkehr, nach der U17 und nach der U19 – doch er hatte nicht vergessen, wie man mit ihm umgegangen war. Über Cottbus und Freiburg ging es schließlich nach Dortmund, der Draht zum Kumpel aber blieb erhalten. „Zum Glück gibt es heute Handys, so hat man immer Kontakt“, sagt Lenz. „Und wenn er nach Berlin kommt, sehen wir uns immer.“ Auch einen der Weihnachts-Feiertage verbringen sie in der Regel zusammen.
Treffen auf dem Fußballplatz dagegen sind selten, das letzte gab es im September 2011. Philipp gastierte mit der U19 von Energie Cottbus im DFB-Pokal in Berlin. „Wir haben gewonnen“, erinnert sich Lenz, verschweigt aus Rücksicht auf den guten Freund aber, dass es ein deutlicher 5:0-Sieg war.
Dieses Mal ist Philipps Mannschaft klarer Favorit, der Bundesliga-Erste empfängt den Zweitliga-Dritten. Und der Linksverteidiger Lenz könnte als direkter Gegenspieler auf den Offensivspieler Philipp treffen. Beide gehörten zuletzt zwar nicht zur Stammelf, sowohl Dortmund als auch Berlin aber dürften das Spiel zur Rotation nutzen.
Keine Zeit für Sentimentalitäten
Lenz würde sich freuen: „Ich weiß ja nicht, wie oft die Möglichkeit noch besteht, dass wir gegeneinander spielen, deswegen wäre das schön“, sagt er. Vor und während des Spiels wird für Sentimentalitäten keine Zeit sein, „aber danach werden wir dann schon ein paar Minuten länger in der Kabine oder auf dem Platz reden“. Und dieses Mal wird Philipp mit Sicherheit pünktlich sein.
Autor: Sebastian Weßling
