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Hallen-WM: Deutsche Leichtathleten bleiben ohne Medaille
Katastrophen-Bilanz in Valencia

Hallen-WM: Deutsche Leichtathleten bleiben ohne Medaille
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Deutschlands Leichtathleten sind noch weit weit von ihrer Olympia-Form entfernt. Fünf Monate vor den Sommerspielen in Peking, wo sie die historische Olympiapleite von Athen 2004 (nur zweimal Silber) ausmerzen wollen, blieben sie erstmals in der Geschichte der Hallen-WM ohne Medaille. Stabhochspringer Tim Lobinger, Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Hochspringerin Ariane Friedrich landeten im spanischen Valencia beim Griff nach Edelmetall auf den Plätzen fünf, sechs und acht.

Höhepunkt der Titelkämpfe war nach einer Flut von Jahres-Weltbestleistungen der 1500-m-Weltrekord von Russlands Jelena Sobolewa, die in 3:57,71 ihre eigene ein Monat alte Bestmarke um 0,34 Sekunden steigerte. Dafür kassierte sie neben 40.000 US-Dollar Siegprämie 50.000 Rekordbonus.

Zehn Jahre, nachdem Lobinger mit EM-Gold an gleicher Stelle den ersten internationalen Erfolg feierte, saß die Enttäuschung nach nur 5,70m tief: "Dabei habe ich nicht viel falsch gemacht. Der Wettkampf war klar auf Gold ausgerichtet", sagte der Münchener, der seinen zweiten WM-Titel nach Birmingham 2003 wollte. Doch Gold sicherte sich mit der Jahres-Weltbestleistung von 5,90 der Russe Jewgeni Lukjanenko.

Tim Lobinger. (Foto: firo)

Friedrich, die in dieser Hallensaison schon viermal über 2m flog, scheiterte dreimal an 1,95m und musste sich mit 1,93 begnügen.

Die erste große Chance auf eine Medaille hatte Kugelstoßerin Christina Schwanitz mit 18,55m vergeben. Dabei hätten der 22-Jährigen schon 19,09 für Platz drei gereicht. "Es ärgert mich, dass Bronze so leicht zu haben war. Ich habe Wut auf mich selbst. Am Vortag war die Quali wohl zu leicht. Ich war zu wenig aufgeregt im Finale", meinte der Verwaltungslehrling aus Neckarsulm. Gold holte wie bei der Freiluft-WM im August im japanischen Osaka die Neuseeländerin Valerie Vili, deren Kugel bei 20,19 einschlug.

Im Blickpunkt der 12. Hallen-WM, die bei 600 Athleten eine Rekordzahl von 157 Ländern (bisher 153) verzeichnete, standen einige Olympiasieger und etliche tragische Figuren. "Er ist einfach eine Ausnahme-Erscheinung", kommentierte der Leipziger Hürden-Fünfte Thomas Blaschek die Tatsache, dass Chinas Star Liu Xiang ohne jegliches Saisonrennen in 7,46 Sekunden den Titel holte und nach Olympiasieg, Weltrekord und WM-Titel im Freien den "Grand Slam" komplettierte. Tragische Figur war Favorit Dayron Robles, der am 8. Februar in Düsseldorf den 60-m-Hürden-Weltrekord in 7,30 nur um 0,03 Sekunden verfehlt hatte. Er blieb im Vorlauf stehen, weil er an einen Fehlstart von Liu glaubte und weinte hinterher bittere Tränen. Auch Liu konnte ihn nicht trösten, räumte aber ein, dass es ein Fehlstart war: "Doch wenn nicht erneut geschossen wird, muss man weiterlaufen, das hätte Dayron wissen müssen."

Das weibliche Gegenstück zu Robles war Susanna Kallur, denn vier Wochen nach ihrem Karlsruher Weltrekord (7,68) konnte die wegen Achillessehnenproblemen im Finale fehlende Schwedin nur zuschauen, wie die Amerikanerin LoLo Jones in 7,80 den Titel gewann.

Ohne Happyend verließ 800-m-Star Maria Mutola (35) im letzten Karrierejahr die Halle, denn nach sieben WM-Titeln unter dem Dach gab es für die Sydney-Olympiasiegerin und dreimalige Freiluft-Weltmeisterin aus Mosambik beim neunten Anlauf nur Bronze (2:02,97).

"Das war mein Olympia", meinte nach dem 60-m-Silber in persönlicher Bestzeit von 6,54 Sekunden hinter dem Nigerianer Olusoji Fasuba (6,51) der Brite Dwain Chambers, den sein Nationales Olympisches Komitee (BOA) von den Sommerspielen in Peking verbannt hat. Auch die Chefs der Golden League wollen den 29-Jährigen wegen seiner Doping-Vergangenheit nicht zu ihren Meetings einladen.

Star dieser am 1. Juni beim Berliner ISTAF beginnenden Sportfest-Serie wird einmal mehr Jelena Issinbajewa sein, auch wenn sie diesmal 20 Zentimeter unter ihrem drei Wochen alten Weltrekord von 4,95m blieb. Wie sie knüpften andere Olympiasieger Erfolgsserien unter dem Hallendach. Ebenfalls zum dritten Mal siegte über 3000 m die Äthiopierin Meseret Defar (8:38,79), im Hochsprung mit 2,36m zum vierten Mal in Serie der Schweden Stefan Holm.

Athleten-Könige wurden Hochsprung-Europameisterin Tia Hellebaut aus Belgien mit 4857 Punkten im Fünfkampf und der US-Amerikaner Bryan Clay mit 6371 im Siebenkampf. Er wurde damit Nachfolger des nicht qualifizierten Titelverteidigers Andre Niklaus (Berlin), der 2006 das einzige deutsche WM-Gold in Moskau gewonnen hatte.

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