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RWE: „Kann nicht rumrennen wie ein aufgescheuchtes Huhn“
Bonan will nicht hinschmeißen

RWE: Bonan will nicht hinschmeißen
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Ohne Spesen nichts gewesen. Etwa um 13.30 Uhr trudelte RWE am Samstag wieder auf dem Parkplatz hinter dem Georg Melches-Stadion ein, nach dem der Club-Bus über den „Ostfriesenspieß“ zurück ins Revier bretterte.

Alle Klamotten waren noch sauber, das Match wurde in den Morgenstunden abgesagt, Orkan-artige Winde des Tiefs „Emma“ ließen nichts zu. „Tendenziell hätte ich bei diesen Verhältnissen eher nicht sehr gerne gespielt“, legt sich RWE-Trainer Heiko Bonan fest, „es war eine Katastrophe“. In Essen verordnete der Fußball-Lehrer dafür eine Trainingseinheit.

Gibt sich kämpferisch: Heiko Bonan. (Foto: firo)

Nicht nur der Platz in der Embdena-Arena (bis nächsten Mittwoch gesperrt) hat immer seinen speziellen extra-feuchten Charme, auch das Küstenumfeld. Bonan: „Es waren unglaubliche Sturmböen, gegen den Wind konnte man überhaupt nicht gehen.“ Geschweige denn mit dem Ball hantieren. Bonan zuckt mit den Schultern: „Das hatte mit Fußball nichts mehr zu tun.“ Vor allen Dingen nicht in der aktuellen Situation des Clubs, die mehr als brisant ist. Bonans Schicksal hängt an den nächsten Resultaten, bereits der ostfriesische Ausflug wäre wegweisend gewesen: Job oder arbeitslos! Jetzt gastiert die Zweitvertretung des VfL Wolfsburg am kommenden Samstag, 8. März, ab 14 Uhr im Georg Melches-Stadion. „Die Situation wird sich in den nächsten Tagen nicht ändern“, schätzt Bonan. Er macht seine Arbeit, die Verantwortlichen sitzen stellenweise unruhig auf ihren Stühlen, dem einen brennt Aktionismus unter den Nägeln, der andere will zur Ruhe mahnen. Aktuelles Motto: Verhandelt wird mit potenziellen Nachfolgern nicht, gesprochen schon. An der weiteren sportlichen Entwicklung hängt die Existenz des Vereins.

Bonan: „Alles ist kein Wunschkonzert. Jeder hat doch noch das Oberhausen-Match im Hinterkopf. Das war auch Glücksspielerei.“ Die sich RWE überhaupt nicht leisten kann. Der Ex-Karlsruher hat überhaupt keinen Bedarf an „irregulären Bedingungen“. Kein Wunder – Bonan: „Wir sind dazu verdammt, zu punkten.“ Aus bekannten Gründen, RWE liegt aktuell unter dem Strich, der wenigstens für die zukünftige dritte Liga eine Auflaufberechtigung in sich birgt. Bonan: „Fortuna war in dieser Saison noch nicht zu Besuch an der Hafenstraße.“ Dafür „Emma“ in ganz Deutschland.

Der 42-Jährige präsentiert sich trotz der belastenden Lage gefasst, er bemüht sich um klare Wortwahl, sucht sein Heil nicht in Floskeln. „Mit Befragerei habe ich auf gewisser Ebene soweit kein Problem. Ich bin aber der letzte, der sich erlauben kann, rumzurennen wie ein aufgescheuchtes Huhn.“ In der Tat, was bringt es, wenn der Trainer Unruhe verbreitet, die sich selbstredend auf ein ohnehin schon angeschlagenes Team transferiert. Bonan nickt ab: „Ich kann nicht erwarten, dass meine Mannschaft auf den Platz geht, sich selbstbewusst zeigt, kämpferisch auftritt, wenn der Vortänzer der Aufgeregteste von allen ist.“ Der Familienvater nachdrücklich: „Das geht nicht.“ Was Bonan allerdings auch nicht einsieht: „Ich habe es nicht nötig, mich zu verstellen, ich habe Vertrauen in diese Auswahl, das bringe ich einfach nur rüber.“ Vor der Spielzeit hatte er zusammen mit dem Sportlichen Leiter Olaf Janßen den Auftrag, ein junges Team auf die Beine zu stellen – das geschah. Bonan gibt zu: „Wie es in einem drin aussieht, ist immer eine andere Sache. Aber es gibt in diesem Verein andere Leute, denen geht es tendenziell noch dreckiger.“

Bonan erklärt weiter: „Was geschrieben wird, ist soweit in Ordnung, auch wenn man über ein paar Formulierungen vielleicht reden kann.“ Eine treffende Ergänzung: „Dass Fans entweder pro oder contra sind, das wusste ich vorher, das habe ich ja als Spieler bereits an der Hafenstraße erlebt.“ Alles natürlich immer eine Frage von Niveau: Menschen sind unterschiedlich, haben auch in dieser Hinsicht konträre Toleranzempfindungen. Die Grenze, bei der „Bone“ sagen würde, bis hier hin und nicht weiter, wurde noch nicht überschritten. Der ehemalige DDR-Nationalspieler verdeutlicht unmissverständlich: „Eines steht fest, wenn der eine oder andere hofft, dass ich von alleine hinschmeiße, weil es zuviel wird mit eventuellen Angriffen, dann ist er falsch gewickelt.“ Alles entscheidet die Tabelle, die jetzt bei den Verantwortlichen für mächtige Nervosität sorgt, genau so gut aber wieder entspannen kann. „Wenn die Ergebnisse nicht passen, dann werde ich mit der Entscheidung des Vereins leben, so muss das auch sein. Aber selbst aufzugeben, das kommt nicht in die Tüte.“ Oder in den Sack, in den nicht gehauen wird.

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