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"Lewes" Lebenskampf
Fast-Absturz ins Rotlicht-Milieu

Westfalia Herne: Lewejohanns Lebenskampf
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Er gilt als Enfant Terrible, als impulsiv und unbequem – die Rede ist von Hernes Goalgetter René Lewejohann. Doch wie so oft bestätigen sich Vorurteile nicht.

Neben seinen vielen Verletzungen hat auch sein Ruf dafür gesorgt, dass sich der 26-Jährige nicht im aalglatten Profigeschäft behaupten konnte. Lewejohann ist halt ein Mann mit Ecken und Kanten. Kein Wunder, denn er kommt von ganz unten. Und das Leben auf der Straße hat ihn geprägt. Aber der Sport und sein Onkel haben den ehemaligen Schalker vor der Kriminalität bewahrt.

Seit fünf Jahren ist der Familienvater nun bereits geläutert und hat sich neue Ziele für die Zukunft gesetzt. Im RS-Interview gibt Lewejohann tiefe Einblicke in seine harte Kindheit, den Fast-Absturz ins Rotlicht-Milieu und sein aktuelles Leben.

René Lewejohann, wie gehen Sie mit ihrem Ruf, ein unbequemer Zeitgenosse zu sein, um?

Es stimmt, ich bin nicht pflegeleicht. Aber es gibt zwei Gesichter: Auf dem Platz gehört für mich das Spucken, Beißen und alles andere einfach dazu. Für die Verteidiger sind es bestimmt keine angenehmen 90 Minuten. Ich würde jedenfalls nicht gerne gegen mich spielen wollen. Aber abseits vom Stadion habe ich aus meinen Fehlern gelernt.

Also waren Sie im Privatleben auch ein Draufgänger?

Ja! Ich komme aus einem zerrüttetem Elternhaus. Ich habe früher den Dreck von der Straße gefressen. Irgendwann musste ich mich dann entscheiden, welchen Weg ich gehe. Entweder den in die Kriminalität, oder den des Sports. Ich bin ein gläubiger Mensch, habe das mir von Gott gegebene Talent zum Glück nicht in den Müll geworfen und mich für den richtigen Weg entschieden. Mein Bruder Björn, der eigentlich ein besserer Fußballer als ich war, hat leider den anderen Weg gewählt.

In welches Milieu wären Sie fast reingerutscht?

Ich habe auf der Straße gelebt. Dort regiert das Gesetz des Stärkeren. Deshalb ist Türkisch für mich auch wie eine zweite Muttersprache. Die organisierte Bandenkriminalität oder das Rotlicht-Geschäft waren damals nicht weit von mir entfernt. Aber für meine Herkunft kann ich nichts. Ich kann nur etwas aus meiner Zukunft machen. Und das mache ich.

Wie haben Sie den Absprung geschafft?

Mein Onkel, Oliver Gräske, hat mich gerettet. Als ich beim FC Schalke war, hat er mich zu sich geholt und mir in den Hintern getreten. Das war damals ein harter Prozess für mich, denn auf einmal konnte ich nachts nicht mehr um die Häuser ziehen. Doch ich habe den Absprung geschafft und auch keine Vorstrafen auf meinem Konto. Haben Sie heute noch Kontakt zu den Leuten von damals?

Nein. Als ich auf dem Sprung zu den Schalker Profis war, haben mich alle sofort in Ruhe gelassen. Über meinen Onkel habe ich dann auch meine Frau Stacey kennengelernt. Wir sind jetzt seit fünf Jahren zusammen und unsere einjährige Tochter Casey-Aaliyah ist unser ganzer Stolz. Mein Leben dreht sich jetzt nur noch um meine Familie, meinen besten Freund Kerim Baba und den Fußball.

Haben Sie das Verhalten, das Sie auf der Straße gelernt haben, auch in den Vereinen angewendet?

Ja. Wenn mir etwas nicht gepasst hat, habe ich es gesagt. Damit kamen viele Leute einfach nicht klar. Ich bin nun einmal ein Straßenköter – aber ein ehrlicher. Und diese Rasse ist leider vom Aussterben bedroht, denn kaum jemand traut sich, die Wahrheit auszusprechen. Aber jede Mannschaft braucht auch ein ehrliches Arschloch.

Ob er auch in der Kabine so reagiert hat, wie er es auf der Straße gemacht hat, ob er neidisch auf seine Kollegen Lukas Podolski und Co ist, und vieles mehr lesen Sie in der RS-Print-Ausgabe.

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