...und das selbst von Jogi Löw beschworene „Bauchgefühl“. Aber dann kam alles anders. Diese EM mutete im Vorfeld wie ein offenes Buch an: mit Favoriten, Geheimfavoriten und potentiellen Loosern.
Es gab nur ein Problem: Der Ball kam ins Spiel. Polen raus, Holland raus, Russland raus. Auf die Favoriten Deutschland und Spanien gab es von Anfang an keine Quoten. Systemtipps gingen daneben, weil spätestens das zweite Spiel völlig quer lief. Zum Teil ist diese EM untippbar gewesen. Wer es geschafft hat: Chapeau – oder soll ich sagen: unwahrscheinlicher Dusel? 50 Euro sollten vervierfacht werden, aber bei dem Lauf, den ich hatte, hätte ich auch gegen ein fünfjähriges Kind oder einen dumpfen Würfel verloren. Schon in der Vorrunde bankrott. Da kann man nichts mehr schönreden. Hasta la Vista, Baby!
Der „tipp of death“ für Polen und Russland: eine Schiebe auf zweimal Sieg.
Aber nach dem Debakel der sympathischen Co-Gastgeber und dem Bankrott der russischen Neureichen vor den Griechen kam mir die Erleuchtung. Ich bin das „Schwarze Loch“ der Tippwelt, negative Tippenergie sozusagen. Ich hatte auf Polen und Russland gesetzt und stürzte damit unweigerlich zwei Nationen ins fußballerische Unglück. Meine Vorhersagen verkehren sich automatisch ins Gegenteil. Holland mit Nullpunkten raus? Funktioniert nur, wenn ich trotzig auf Oranje setzte. Polen verloren? Was der Kommunismus in fünfzig Jahren nicht geschafft hat, gelingt mir mit drei Vorrundentipps.
Die Wahrheit ist: Ich manipuliere die EM, ich bin der Anti-Midas. Was ich berühre, verwandelt er sich nicht in Gold, sondern verdorrt kläglich in neunzig Minuten. Kann man daraus noch Kohle machen? Vielleicht! Ich warte auf das entsprechende Bakschisch aus Griechenland oder Tschechien. Wofür? Damit ich im Viertelfinale gegen ihre Teams wette. Natürlich!