Während sich der Kampf der finanziell stark angeschlagenen Kassel Huskies um den Liga-Verbleib allmählich zur Provinz-Posse entwickelt, droht dem früheren deutschen Meister Frankfurt Lions die Insolvenz. "Es gibt finanzielle Engpässe", gab Pressesprecher Matthias Scholze zu.
Der Streit zwischen Kassel und der DEL-Führung eskalierte am Freitag. Die Gläubigerversammlung am Morgen zur Rettung der Huskies musste verschoben werden, weil DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke einen Formfehler entdeckt hatte: Die Frist der Forderungen der Gläubiger lief erst am Freitag um 24.00 Uhr ab, die Versammlung fand also zu früh statt. Pikant: Der geplante Ausschluss der Hessen aus der DEL war am Montag gescheitert - wegen eines Formfehlers. Statt Tripcke hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Arnold eingeladen.
Die Gläubigerversammlung, auf der der kommissarische Huskies-Geschäftsführer Fritz Westhelle die Zustimmung zu seinem Insolvenzplan einholen wollte, wurde auf den kommenden Mittwoch vertagt. Das Problem für die Kasseler: Wird dem Insolvenzplan zugestimmt, wird er erst 14 Tage später rechtskräftig. Dann ist aber bereits die Frist für den DEL-Lizenzantrag abgelaufen.
Die DEL warf den Huskies den Verstoß gegen die Liga-Statuten vor. "Kassel ist in den letzten Wochen wiederholt darauf hingewiesen worden, dass nach Satzung der DEL die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens den Ausschluss aus der Liga zur Folge haben kann", hieß es in einer Pressemitteilung der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates: "Dies wurde bewusst ignoriert, obwohl die DEL-Gesellschafterklubs bei vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit von diesem Ausschlussrecht konsequent Gebrauch gemacht haben."
Kassels Vorgehen gehe "zu Lasten Dritter, zu Lasten der anderen DEL-Klubs und widerspricht den Grundsätzen eines fairen sportlichen und wirtschaftlichen Wettbewerbs", hieß es weiter. Die DEL kündigte an, "alle Mittel und Wege auszuschöpfen", um die Satzung umzusetzen.
Huskies-Geschäftsführer Westhelle will dennoch nicht aufgeben. "Wir haben fünf Tage, aber nicht das Ganze verloren", sagte der Geschäftsführer der Tageszeitung HNA: "Wir werden die Lizenz beantragen. Alles wird gut für die Huskies." Am Montag hatte Westhelle noch den ersten Teil des juristischen Duells gewonnen. "Wir sind weiter erstklassig", frohlockte er, nachdem die DEL-Gesellschafterversammlung geplatzt war, und ergänzte süffisant: "Bei einer GmbH muss der Geschäftsführer einladen, das kann nicht jeder Hanswurst."
Die Hessen drücken Schulden in Höhe von insgesamt 2,8 Millionen Euro, das Minus allein aus der abgelaufenen Saison beträgt 700.000. Für Verärgerung bei den Liga-Konkurrenten hatte Kassel zuletzt gesorgt, als der Tabellenletzte trotz ungeklärter Zukunft neue Spieler verpflichtete - unter anderem Ex-Nationalspieler Andreas Renz. Angeblich stehen für die neue Saison Sponsorengelder in Höhe von zwei Millionen Euro zur Verfügung.
Die Frankfurt Lions sollen nach einem Bericht der Bild-Zeitung allein in der abgelaufenen Saison erneut ein Minus in Höhe von einer Million Euro gemacht haben. Schwer zu schaffen macht den Frankfurtern der Rückzug eines großen Sponsors (Commerzbank). Die Gesellschafter des Klubs, die schon über fünf Millionen Euro investiert haben, sind offenbar nicht mehr zu weiteren Finanzspritzen bereit.
Die Lions hoffen nun auf die Unterstützung der Stadt Frankfurt und den Ausbau der Eissporthalle. Das Errichten von VIP-Räumen und Logen würde den Hessen zusätzliche Einnahmen bescheren. Der Etat für die kommende Saison wurde bereits um 500.000 auf 4,5 Millionen Euro gekürzt.