"Sie haben Verträge mit deutschen Firmen, sie haben unsere Förderung genossen und schaffen es dann nicht, an zwei Wochen im Jahr für Deutschland anzutreten, weil angeblich zu viel Druck ist. Da sage ich: Dann sucht euch einen Job bei der Post. Da ist weniger Druck, aber auch weniger Geld."
"Nur schwere Verletzungen konnten mich stoppen": Boris Becker appeliert an den Ehrgefühl der deutschen Profis. (Foto: firo)
Er könne es nicht begreifen, warum "sich unsere jungen Tennisprofis nicht verpflichtet fühlen, wenn sie in die Nationalmannschaft berufen werden", sagte Becker: "Früher konnten einen nur schwere Verletzungen aufhalten." Teamchef Patrik Kühnen müsse "leider immer mit einer 1b-Mannschaft antreten". Dabei sollten die jungen Spieler verstehen, "dass man mit einer erfolgreichen Davis-Cup-Karriere viel mehr erreicht, als sein Leben lang zwischen Platz 70 und 130 zu stehen".
Als Spieler müsse man heutzutage keine Bäume ausreißen, um unter die ersten 100 der Weltrangliste zu kommen, da reiche der richtige Turnierkalender und die nötige Cleverness. Um in die Top 20 zu gelangen, "dahin, wo es wirklich Spaß macht", sei mehr erforderlich. "Dazu gehört Motivation, der Wille, es wirklich zu schaffen", sagte Becker der Sport Bild: "Ich habe das Gefühl, dass der eine oder andere mit Platz 75 zufrieden ist. Und das ist der Anfang vom Ende."
International erlebe Tennis derzeit einen echten Boom. "Leider kriegt das in Deutschland kaum einer mit", sagte Becker: "Im Fernsehen zeigen sie hier lieber Dart und Billard." Noch gehe er zwar nicht von einem Abstieg des Davis-Cup-Teams aus, das nach der Niederlage in Frankreich in der Relegation im September um den Klassenerhalt kämpfen muss: "Aber momentan können wir mit den großen Nationen nicht mithalten."