Im RevierSport-Interview äußert sich der 19-Jährige (*10. Juni 1993) zum Spagat zwischen Fußball und Berufseinstieg, der ewigen Rivalität zwischen S04 und BVB und seinem Eindruck vom neuen Klub.
Silas Lennertz, am Dienstag gab der ASC 09 Dortmund Ihren Wechsel bekannt. Warum wechselt ein frischgebackener Deutscher A-Junioren-Meister zu einem Sechstligisten?
Samir Habibovic hat das schon ganz gut beschrieben: Ich werde im August ein duales Studium beginnen und das genießt jetzt Priorität. Ich habe mich gefragt: Was ist im Moment in deinem Leben am wichtigsten? Da ich keine realistische Chance gesehen habe, sofort den Sprung in den Profi-Bereich zu schaffen, habe ich meinen Amateurvertrag bei Schalke 04 aufgelöst und beim ASC unterschrieben. Das muss aber nicht heißen, dass ich nicht später noch mal höher spielen will. Ein duales Studium kostet jedoch noch mehr Zeit und Energie als ein normales. Und ich wollte kein Jahr verschenken, sondern jetzt mit der Ausbildung beginnen - deshalb diese Entscheidung.
In welche Richtung wird es genau gehen?
Ich studiere BWL mit Schwerpunkt Sportmanagement in Bochum. So kann ich mein Interesse am Sport weiterverfolgen.
Erst am Sonntag haben Sie mit Schalke den Meistertitel gefeiert. Fällt der Abschied schwer?
Das ist ein Erfolg, den mir keiner mehr nehmen kann. Auch wenn ich zum Schluss nicht mehr regelmäßig gespielt habe, war ich doch ein Teil der Mannschaft. Ich habe auf Schalke unheimlich viel gelernt, wir hatten eine tolle Kameradschaft im Team und ich habe mich auch mit Trainer Norbert Elgert ausgezeichnet verstanden.
Sie sind in Dortmund geboren und aufgewachsen, dort ist eigentlich jeder BVB-Fan. Ein Wechsel nach Wattenscheid, wo sie davor spielten, ist da noch unproblematisch. Dann aber folgte der Wechsel zum FC Schalke...
Ich hatte seinerzeit sogar ein Angebot von Borussia Dortmund! Ich habe beim Schalker Nachwuchs aber sportlich die noch bessere Perspektive gesehen. Was sich ja nun auch bestätigt hat.
Gab es für den BVB-Sympathisanten Silas Lennertz keinen "Gewissenskonflikt", wenn er das Schalke-Trikot und schließlich sogar das Meistershirt mit dem S04-Wappen trug?
Eine schwierige Frage. Ich habe das aber immer getrennt. Das Eine schließt für mich das Andere nicht aus. Den Fan-Hass, den es da zum Teil gibt, konnte ich nie nachvollziehen. Für mich gibt es beim Fußball immer nur Gegner, keine Feinde.
Zurück zum ASC - und Hand auf's Herz: Wie gut kennt sich ein Junioren-Bundesliga-Spieler im Senioren-Amateurfußball aus?
Ich gebe zu, dass ich mich erst ein bisschen informieren musste. Dass habe ich vor allem bei Simon Rudnik getan, der beim ASC spielt und den ich noch gut aus unserer gemeinsamen Zeit in Wattenscheid kenne. Die ganze Mannschaft habe ich noch nicht kennengelernt. Eine gute Stimmung untereinander und ein ordentliches Umfeld ist mir aber sehr wichtig. Und wer sich in Dortmund umhört, der stellt schnell fest, dass der Verein einen guten Ruf genießt. Aplerbeck hat den Anspruch, sich hinter dem BVB als Nummer zwei zu etablieren. Dabei will ich helfen.
Stellt der Neue gleich mal Ansprüche, nach dem Motto: "Hier kommt der frischgebackene Deutsche Meister"? Oder haben Sie sogar noch Schwächen, an denen Sie arbeiten müssen?
Mein Kopfballspiel fällt mir da sofort ein. Aber es gibt immer etwas, das man verbessern kann. Ich kann auch beim ASC noch etwas dazulernen und muss mich dort natürlich erstmal wieder beweisen. Das ist ja schließlich keine Biertrinker-Truppe! Ich muss mich schon richtig reinhängen, um zu überzeugen. Aber mir war ja eben wichtig, dass der Verein sportliche Ambitionen hat.