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Vom BVB in Liga sechs
Kosi Saka im 11-Freunde-Interview

11 Freunde: Kosi Saka im Interview

Kosi Saka floh mit seiner Familie einst aus dem Kongo und lebte im Asyl in Bielefeld. Er begann Fußball zu spielen: Bei Arminia, beim BVB und beim Hamburger SV.

Wie haben Sie die Zeit unter Bert van Marwijk erlebt?

Kosi Saka: Ich bin froh, dass Bert van Marwijk mein erster Profitrainer war. Er hat seine ganz eigene, spezielle Philosophie vom Fußball. So legt er viel Wert auf Kurzpassspiel und achtet auf Kleinigkeiten. Ein Trainer der absoluten Spitzenklasse, was er momentan auch bei der niederländischen Nationalmannschaft unter Beweis stellt.

Was verbindet Sie heute mit dem BVB und der Stadt Dortmund?

Kosi Saka: Ich bin mit 14 Jahren nach Dortmund gezogen und habe erst hier meine ersten richtigen Freunde kennengelernt, mit denen ich heute noch befreundet bin. Mit der Stadt bin ich mittlerweile tief verwurzelt, Dortmund ist meine Heimat geworden. Ich möchte hier nicht mehr weg.

Wie kam es dann zum Wechsel zum Hamburger SV?

Kosi Saka: Durch meine regelmäßigen Einsatzzeiten bei den BVB-Profis und konstant guten Leistungen, sind einige Vereine auf mich aufmerksam geworden. Neben dem HSV auch die TSG Hoffenheim, Hannover 96 und Arminia Bielefeld. In jener Zeit hatte ich Differenzen mit dem neuen BVB-Trainer Thomas Doll. Für mich war er kein ehrlicher Mensch. Sagte er zu Beginn der Woche, wie gut ich im Training sei, und dass er mich nominieren würde, sah ich meinen Namen donnerstags nie auf der Kaderliste. Ich wollte nur weg von ihm. Zu der Zeit hat sich der Hamburger SV – in Person von Dietmar Beiersdorfer – sehr intensiv um mich bemüht. Der Klub bot mir einen langfristigen Vertrag und eine gute sportliche Perspektive. So entschied ich mich für einen Wechsel.

Beim HSV standen Sie zwei Jahre unter Vertrag, hatten in dieser Zeit allerdings keinen Einsatz in der Bundesligamannschaft. Bereuen Sie den Wechsel nach Hamburg?

Kosi Saka: Wenn ich ehrlich bin: Ja. Ich hatte einige Startschwierigkeiten, ich brauchte Zeit, auch Vertrauen, denn es war alles neu. Beim BVB bin ich zum Training gekommen, habe mir wenig Gedanken gemacht, und einfach trainiert. Beim HSV war das anders: Es sollte mein großer Karriereschritt werden, ich wollte den Durchbruch schaffen und Stammspieler werden. Zu der Zeit habe ich mich sehr unter Druck gesetzt.

War die Konkurrenzsituation anders?

Kosi Saka: Durchaus. Wenn beim BVB Christoph Metzelder oder Philipp Degen verletzt oder gesperrt waren, warst du als Nachwuchsspieler im Kopf des Trainers. Dem HSV warteten auf der rechten Abwehrseite Guy Demel, Jerome Boateng oder auch Collin Benjamin auf ihren Einsatz – ich war nur der vierte Mann.

Haben Sie trotz der sportlichen Enttäuschung auch Positives aus der Zeit mitgenommen?

Kosi Saka: Fernab vom Fußball hatte ich in Hamburg eine schöne Zeit. Ich habe viele Menschen kennengelernt und heute noch etliche gute Freunde dort. Zudem habe ich mich in Hamburg menschlich weiterentwickelt. Auch weil ich gemerkt habe, dass es nicht immer nur bergauf geht. Und weil ich gelernt habe, dass Talent allein nicht ausreicht. Als Ihr Vertrag 2009 beim HSV nicht verlängert wurde, waren Sie ein halbes Jahr vereinslos. Wie war das?

Kosi Saka: Schrecklich. Seit meinem 14. Lebensjahr war ich es gewohnt, dass ich mit Fußball Geld verdiene. Ich hatte an jedem Monatsbeginn Geld auf dem Konto und auf einmal kam nichts mehr. Es war eine der schlimmsten Zeiten meines Lebens. Zumal ich nie ein Mensch war, der viel gespart hat.

Sie waren arbeitslos.

Kosi Saka: Und ich bekam Briefe vom Arbeitsamt, um die ich mich zunächst gar nicht gekümmert habe. Ich war mir stets sicher, dass ich einen neuen Verein finde. Beinahe hätte ich in der Türkei bei Trabzonspor unterschrieben. Die wollten mich unbedingt haben. Auch der SC Freiburg hatte Interesse an mir. Doch dann haben sich die beiden Vereine für andere Spieler entschieden.

Hatten Sie Existenzängste?

Kosi Saka: Auf jeden Fall. Das große Problem war, dass ich auf vieles verzichten musste, weil ich kein Einkommen mehr hatte. Sorgen, dass ich nie wieder einen Verein bekomme, hatte ich allerdings nicht. Und doch bedrückte es mich, wenn Menschen mich auf der Straße erkannten und fragten, wo ich spiele. Auch heute ist das so. Da wird mir unwohl, wenn ich sagen muss: »In der 6. Liga.« Es ist ein seltsames Gefühl, wenn ich mir vorstelle, was die denken: »Da ist der Saka, der mal ganz oben war und nun sehr tief gesunken ist.« Manchmal tut das weh.

Wer hat Sie unterstützt, als Sie vereinslos waren?

Kosi Saka: In der Zeit habe ich viel Geld ausgegeben – mehr als da war. Glücklicherweise hatte ich Freunde und meine Familie, die mich unterstützen. All die Jungs, mit denen ich früher Fußball gespielt habe, waren für mich da. Das werde ich nie vergessen.

Das komplette Interview lesen Sie hier:

11freunde.de/bundesligen/137401?page=1

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