Während andere Trainer Hallenturniere als notwendiges Übel über sich ergehen lassen und besonnen bis gelangweilt das Geschehen verfolgen, wollte Jerat den steep-cup in der Bonner Hardtberghalle am Samstagabend unbedingt gewinnen. Und ließ das auch den Schiedsrichter wissen: "Du Eierkopp!", entfuhr es dem 57-jährigen Kölner Übungsleiter, nachdem der Unparteiische eine Grätsche gegen einen Viktoria-Akteur nicht geahndet hatte. Jerat fand sich wenige Augenblicke auf der Tribüne wieder, sein Team schied aus und wurde Dritter.
Trotzdem darf der Viktoria-Trainer mit dem ersten Test der Rückrunden-Vorbereitung zufrieden sein. Vor allem weil seine Mannschaft am Tag nach dem Hallenturnier die Landesligamannschaft des Bonner SC eindrucksvoll mit 9:0 abfertigte. Zwar steckte den Bonnern wohl der Turniersieg vom Vortag noch in den Knochen, doch ein solcher Kantersieg ist dennoch keine Selbstverständlichkeit, wie Jerat nach der Partie lobend erwähnte: „Der 1.FC Köln hat hier zuletzt nur 2:1 gewonnen. Neun Tore muss man auch gegen einen Landesligisten erst mal schießen.“
Für die Tore gegen Jerats Ex-Klub sorgten der wiedergenesene Kapitän Mike Wunderlich (3), Ercan Aydogmus (3), Testspieler Milan Vukovic (2) und Neuzugang Masatoshi Hamanaka aus Japan. Die beiden Letzteren und der die gesamte Hinrunde verletzte Quasi-Neuzugang Michael Gardawski sind die Gewinner der ersten Vorbereitungswoche.
Die schnellen und wendigen Hamanaka und Gardawski sind Paradebeispiele für das von Jerat angestrebte System mit hohem Pressing und schnellem Umschalten in beide Richtungen. Und der 24-jährige Vukovic, zuletzt vor einem Jahr in Tschechiens zweiter Liga aktiv und seitdem von Verletzungen geplagt, ist der gesuchte Stoßstürmer. „Wir brauchen noch einen ähnlichen Spielertyp wie Aziz Bouhaddouz fürs Sturmzentrum. Das ist Milan. Er ist ein guter Junge und zeigt sehr gute Ansätze“, erklärt der sportliche Leiter der Kölner, Franz Wunderlich. Eine Verpflichtung ist wahrscheinlich.
Kader soll an die Voraussetzungen der 3. Liga angepasst werden
Neben einem Stürmer wollen die Viktorianer auch noch mindestens einen Defensivspieler verpflichten. Der Wunschkandidat ist seit dieser Woche Trainingsgast: Der 24-jährige Innenverteidiger Richard Weil vom 1.FC Heidenheim schnupperte in vier Einsätzen bereits Drittliga-Luft.
In die 3. Liga möchte ja bekanntlich auch die Viktoria. Und nach Möglichkeit soll der Kader bereits jetzt an die Voraussetzungen im Profifußball angepasst werden, erklärt Wunderlich: "Wir wollen nicht im Sommer nochmal alles verändern müssen, sollten wir den Aufstieg schaffen. Spieler, die wir jetzt verpflichten, sollten bereits Drittliganiveau haben und auch vom Alter passen."
Voraussetzungen, die ein Spieler, der auf der Wunschliste der Höhenberger weiterhin ganz oben steht, nur bedingt erfüllt. Albert Streit verfügt zwar unumstritten über die notwendigen fußballerischen Qualitäten für den Profifußball, wird aber im März bereits 33 Jahre alt. Trotzdem arbeitet der sportliche Leiter weiterhin mit oberster Priorität an einer Verpflichtung des Mittelfeldspielers. „Wir hoffen, dass wir die Personalie in den nächsten Tagen unter Dach und Fach bekommen“, so Wunderlich.
Keine Regeneration für Aachen Darüber hinaus sind auch weitere Neuverpflichtungen im Winter denkbar. „ Die Mannschaft wird ein neues Gesicht bekommen. Wir haben aus unseren Fehlern während der Hinrunde gelernt“, sagt Wunderlich. Die Spieler aus dem zweiten Glied hätten enttäuscht und die Stammspieler nicht ersetzen können, was zu der Schwächephase der Kölner gegen Jahresende führte. „Doch die Konkurrenz konnte unsere Schwächen nicht nutzen. Und den Gefallen einer zweiten Schwächephase werden wir unseren Mitbewerbern nicht tun.“
Deshalb also Verstärkungen, um Ausfälle besser kompensieren zu können. An interessierten Spielern ist in Höhenberg kein Mangel: „Viele Spieler wollen für uns spielen, uns sind bestimmt 50 Namen angeboten worden“, berichtet Jerat. „ Wir werden uns genau überlegen, wen wir verpflichten.“
Während die Personalplanung voranschreitet, steht auch schon das erste sportliche Highlight auf dem Terminplan. Am Samstag ist Alemannia Aachen im Sportpark Höhenberg zu Gast, es geht um den Einzug ins Viertelfinale des Mittelrheinpokals. Der Zeitpunkt mitten in der Vorbereitung ist sicherlich nicht ideal. „Wir werden weiterhin hart trainieren und uns nicht für das Spiel ausruhen“, kündigt Jerat an und baut auf die Motivation seiner Schützlinge. Seine eigene steht außer Frage - das wissen nicht nur die Bonner Schiedsrichter.