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SC Hassel
"Die Mannschaft war doch mein Baby"

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Thomas Falkowski
Thomas Falkowski Foto: Michael Korte
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Die Uhr tickt, bald ist die Zeit um. Thomas Falkowski, der den SC Hassel in die Fußball-Oberliga geführt hat, wird sein Team noch zweimal betreuen.

Doch ein Heimspiel am Lüttinghof wird er als Trainer nicht mehr erleben. Er wird den Verein verlassen und in Zukunft den SV Schermbeck in der Westfalenliga trainieren. Zeit für eine Bilanz.

Am vergangenen Sonntag haben Sie sich nach sechs Jahren aus dem Stadion Lüttinghof verabschiedet. Das Spiel gegen die Hammer SpVg war ihr letztes Heimspiel. Es war sehr emotional für mich. Das letzte Mal zu einem Heimspiel nach Hassel zu fahren, das letzte Mal das Aufwärmen zu verfolgen, die letzte Halbzeitansprache in der Heimkabine. Der Schlusspfiff im eigenen Wohnzimmer war dann tatsächlich der Schlusspfiff. Das ist mir sehr deutlich bewusst geworden.

Haben Sie darüber nachgedacht, den SC Hassel schon früher zu verlassen? Ja, das habe ich. Aber nur ganz kurz. Ich wollte nicht noch mehr Unruhe in den Verein bringen. Es ist sehr viel erzählt worden, was nicht der Wahrheit entspricht. Das einige Fans nach dem Auswärtsspiel gegen den TuS Ennepetal „Falkowski raus“ oder „Hau ab du Söldner“ gerufen haben, hat mich getroffen. Wir haben aber ein sportliches Ziel verfolgt. Wir wollten mit aller Macht den Klassenerhalt schaffen. Ein Verein wie der SC Hassel gehört einfach in die Oberliga. Vor dem letzten Spieltag stehen wir sogar auf Platz sieben, sind bester Aufsteiger. Ich weiß nicht, was möglich gewesen wäre, wenn wir uns allein aufs Sportliche hätten konzentrieren können. Dass ich und auch viele meiner Spieler jetzt als Söldner dargestellt werden, macht mich traurig. Jeder, der etwas tiefer im Thema ist, weiß aber, dass das an den Haaren herbeigezogen ist.

Vor Weihnachten haben Sie im Vereinheim gesagt, dass Sie in Hassel bleiben werden. Das wäre ich auch liebend gerne. Aber die Voraussetzungen waren ab Januar plötzlich ganz andere. Als mein Kader für die nächste Saison stand, hieß es plötzlich, dass massiv Gelder eingespart werden müssen. Ich bin sogar sicher, dass wir den Kader auch mit Einsparungen hätten halten können. Einige Spieler wollte der neue Vorstand aber offenbar gar nicht mehr. Ich sage es klipp und klar: Kein Spieler hat den SC Hassel verlassen, weil es zu keiner finanziellen Einigung gekommen ist. Ich als Trainer habe übrigens auch nicht das Gefühl gehabt, dass der Verein mich unbedingt behalten wollte.

Sowohl die drei Jahre als Spieler als auch die vergangenen drei Jahre als Trainer waren ganz besondere für mich

Thomas Falkowski

Woran machen Sie das fest? Spieler von anderen Vereinen haben mir mitgeteilt, dass der neue Trainer im Namen des SC Hassel schon Gespräche mit ihnen geführt hat, als noch gar nicht feststand, dass ich den Verein verlassen werde. Auf meine Nachfrage beim Vorstand wurde mir dann mitgeteilt, dass mein Nachfolger ein Spielerberater und Scout sei, der sich generell auf dem Markt mal umschaut.

Werden Sie sich denn nochmal im Stadion Lüttinghof blicken lassen, oder ist das Kapitel SC Hassel für Sie beendet? Natürlich werde ich als Zuschauer die Spiele verfolgen, wann immer es meine Zeit zulässt. Dazu liegen mir der Verein und viele Personen, die eine Menge für den SC tun, einfach viel zu sehr am Herzen. Die Mannschaft war doch mein Baby, das ich in den vergangenen drei Jahren großziehen durfte. Außerdem hat Sascha Erbe ja angekündigt, dass er anderen Fußball spielen lassen will. Nicht lang und hoch, sondern flach und tief. Ich bin ein junger Trainer und bin sicher, dass ich da noch etwas lernen kann. Ich bin gespannt.

Was hat sich der Verein denn zum Abschied für Sie einfallen lassen? Ich weiß es nicht. Angeblich will sich der Vorstand nach dem Kreispokal-Finale in der Kabine verabschieden. Am Sonntag beim Heimspiel war es wohl nicht möglich, weil das Mikrofon defekt war. Für alle Spieler, aber besonders für Nikolaj Zugcic oder Sandro Poch hat es mir besonders leid getan, weil sie sechs Jahre alles für den SC Hassel gegeben haben. Auch ohne Mikrofon möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei allen, die mich und mein Team in den vergangenen sechs Jahren in Hassel unterstützt haben, herzlich zu bedanken. Sowohl die drei Jahre als Spieler als auch die vergangenen drei Jahre als Trainer waren ganz besondere für mich.

Sie gehen zur kommenden Saison freiwillig eine Liga tiefer, Sie werden Trainer des SV Schermbeck in der Westfalenliga. Ist das kein Rückschritt? Thomas Falkowski: Wenn man nur auf die Ligen schaut, ist es auf jeden Fall ein Rückschritt. Mein Ziel in Schermbeck ist es aber, den Verein in die Oberliga zurückzuführen. Nicht sofort in der nächsten Saison, aber in den nächsten Jahren. Die Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel auch die Sportanlage, sind super. Mich hat das Konzept des Vereins überzeugt.

Sieben Spieler aus der U19, die in der Landesliga spielt, werden im Sommer den Sprung schaffen. Von denen wird nicht jeder sofort Stammspieler, das ist klar. Aber sie haben das Potenzial, sich einen Stammplatz zu erarbeiten

Thomas Falkowski

Wie sieht dieses Konzept aus? Dass wir mit einer Mischung aus jungen Spielern, erfahrenen Spielern und Talenten, die in der Schermbecker Jugend ausgebildet werden, eine Mannschaft aufbauen. Es wird meine Aufgabe sein, die Puzzleteile vernünftig zusammenzusetzen. Sieben Spieler aus der U19, die in der Landesliga spielt, werden im Sommer den Sprung schaffen. Von denen wird nicht jeder sofort Stammspieler, das ist klar. Aber sie haben das Potenzial, sich einen Stammplatz zu erarbeiten.

Warum hat ein ähnliches Jugendkonzept beim SC Hassel nicht funktioniert? Weil es beim SC Hassel leider etwas anderes ist, denn die A-Jugend spielt nur in der Kreisliga A. Der Sprung zur Oberliga ist einfach zu groß.

Mit Nikolaj Zugcic, Sandro Poch, Dominik Milaszewski, Marcel Titz, Maik Habitz und Patrick Rudolph folgen Ihnen gleich sechs Ihrer bisherigen Spieler aus Hassel nach Schermbeck. Ja, und darüber freue ich mich sehr. Ich möchte aber klarstellen, dass ich allen Spielern gesagt habe, dass sie sich zunächst unbedingt anhören sollen, was der SC Hassel ihnen für eine Perspektive bietet. Mit einigen Spielern ist dann aber überhaupt nicht gesprochen worden. Die anderen haben mich nach ihren jeweiligen Gesprächen mit dem SC Hassel kontaktiert und mir mitgeteilt, dass sie den Verein verlassen möchten und mit mir nach Schermbeck gehen möchten.

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