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Dortmund: Sportliche Zukunft des SSV Hacheney nach Punktabzug bedroht
Hacheney klagt an: Punktabzug ist nicht korrekt

Dortmund: Sportliche Zukunft des SSV Hacheney nach Punktabzug bedroht
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Dieter Weinand macht ein ernstes Gesicht. Immer wieder wirft der Trainer des Dortmunder B-Ligisten SSV Hacheney im Gespräch die Hände geradezu flehend in die Luft und untermalt damit seine innere Erregung. Die bittere Miene hat einen Hintergrund: Der Fußballkreis Dortmund zog dem SSV 19 Punkte ab. Von Tabellenplatz zwei fiel der Klub auf Rang neun zurück. Der Traum vom Durchmarsch der einstigen „Helden der Kreisklasse“- vorbei. Doch die Hacheneyer sind der Meinung: „Die Punkte wurden uns zu Unrecht abgezogen.“

Gemeinsam mit Geschäftsführer Uwe Kiegelmann lud Weinand zum Gespräch in das Vereinsheim des SSV. „Wir wissen, dass die Sache durch ist“, sagt Kiegelmann. Der Verein ging bereits durch alle Instanzen, scheiterte zwei Mal vor der Verbandsspruchkammer in Kaiserau. Nach den geltenden Statuten ist der Punktabzug wegen des Einsatzes des nicht spielberechtigten Torwarts Sascha Oezer rechtens. „Aber es ist uns wichtig, deutlich zu machen, dass uns keine Schuld trifft“, sagt der Geschäftsführer. Der Verein aus dem Dortmunder Süden wittert vielmehr „Willkür“ und eine zweifelhafte Rechtssprechung.

Was war passiert? Vor dem Meisterschaftsspiel beim FC Wellinghofen am 17. September letzten Jahres rief Dieter Weinand den Staffelleiter Norbert Renkel an. Torwart Oezer - der sich zum Ende der Saison 05/06 abgemeldet hatte, aber nie den Verein verließ – sollte für beruflich verhinderten Stammkeeper Oliver Bartl zwischen den Pfosten stehen. „Ich wollte wissen, ob ich ein Risiko eingehen, wenn ich ihn einsetze. Denn sonst hätte ich es niemals gemacht“, sagt Weinand.

Die Mannschaft des SSV Hacheney.

In Oezers Spielerpass stand ein Freigabe-Stempel des Vereins, Renkel empfahl, den Pass zur Zentralstelle nach Duisburg zu schicken, um ihn „säubern“ zu lassen. „Er sagte wörtlich: Sie können den Spieler einsetzen, wenn sie den Pass direkt am nächsten Tag nach Duisburg schicken“, so Weinand. Doch Renkel und der Verein saßen hier einer folgenreichen Fehlinformation auf. Wie der SSV-Vorsitzende Willy Völlinger wenige Wochen später auf einer DFB-Tagung erfuhr, hatten sich die Statuten mittlerweile geändert. Nur mit einer komplett neuen Spielberechtigung darf ein Akteur demnach für einen anderen Verein auflaufen. Erneut hielt Dieter Weinand Rücksprache mit Renkel, erneut versicherte dieser, alles sei in Ordnung. Der Pass von Sascha Oezer wurde wegen des hohen Aufkommens in Duisburg jedoch erst zwei Monate später bearbeitet. Ohne dass der Verein davon wusste, fehlten plötzlich wichtige Dokumente. Letztlich verstrich die Frist, in der die Spielberechtigung nachgereicht werden musste. Der Kreisvorstand erließ den Punktabzug für alle sieben Spiele (Sechs Siege, ein Remis), in denen der Torwart mitgewirkt hatte. Doch der Verein wurde nach eigener Aussage nie offiziell benachrichtigt, eine offizielle Notiz in den Amtlichen Mitteilungen gab es nie.

Hacheneys Torwart Oliver Bartl

Es ist nun Renkel, dem der SSV Hacheney ein unkorrektes Verhalten vorwirft. „Der Staffelleiter muss doch über die Statuten Bescheid wissen und merken, dass irgendetwas in dieser Sache nicht in Ordnung ist. Aber er hat acht Wochen lang überhaupt nichts gemacht“ klagt Weiland. Norbert Renkel glaubt hingegen, eine andere Version der Geschichte zu kennen. Und hier verwirren sich die Fäden erstmals zu einem schwer durchschaubaren Fall. Denn Renkel widerspricht: „Hacheney wusste, dass sie auf eigene Verantwortung handeln“, sagt der Staffelleiter. „Mir war nicht bekannt, dass der Spieler sich abgemeldet hatte.“ Auf die Vorwürfe aus Hacheney angesprochen, meint er kurzsilbig: „Dazu habe ich nichts zu sagen. Der Verein gibt immer anderen die Schuld. In 40 Jahren als Staffelleiter bekommt man einen breiten Rücken.“

Renkels Verhalten erzeugt beim SSV einen bitteren Geschmack. „In einem Telefongespräch waren seine Worte: Ehrlichkeit wird bestraft und wir sollten doch beim nächsten Mal cleverer sein und den Pass einfach verschwinden lassen“, sagt Weinand. Im Nachhinein stelle der Staffelleiter die Situation aber so dar, als habe er von Anfang an auf das Risiko hingewiesen. „Er weiß nicht mehr, wie er da rauskommen soll.“

Uwe Kiegelmann.

Zahlt der SSV Hacheney gerade den Preis für den kurzen Ruhm im Schein der Fernsehkameras? „Es gab damals viele Neider und es wurden ja tatsächlich auch viele Ausnahmen für das Fernsehen gemacht“, sagt Weinand. „Ich habe den Eindruck, dass dafür in vielen Dingen jetzt härter gegen uns entschieden wird.“ Tatsächlich ist der Punktabzug nicht der einzige Streitfall. Die Partie des SSV gegen die SF Sölderholz (2:1) vor zwei Wochen wurde von Renkel neu angesetzt. Die Entscheidung mutet kurios an: Denn die Kreisspruchkammer setzte das eherne Prinzip der Tatsachenentscheidung außer Kraft.

In dem Spiel gab es mehrere strittige Szenen. Erst sah Hacheneys Sascha Paul nach einem Tor seiner Mannschaft „Rot“ wegen einer Tätlichkeit, dann erhielt Sölderholz nach einem Foul im Strafraum nur einen indirekten Freistoß statt eines Elfmeters, was nach den Regeln erlaubt ist. Der junge Schiedsrichter gab in der Spruchkammer-Verhandlung zu, dass er mit der Situation überfordert gewesen sei. „Das ist das erste Mal, dass ein Schiedsrichter in die Pfanne gehauen wird“, meint Uwe Kiegelmann fassungslos. Ein zweiter Einspruch vor der Bezirksspruchkammer wird derzeit verhandelt.

Fakt ist: Der Fall aus den Aufstiegsregionen gefährdet die sportliche Zukunft des SSV Hacheney. „Acht Spieler haben bereits erklärt, dass sie nach der Saison mit Fußball aufhören wollen“, sagt Weinand. Mit dem Einbau einiger A-Jugendlicher könne man zwar einiges auffangen. „Aber uns bricht die Mannschaft weg“. Dennoch zollt der Trainer der aktuellen Truppe großen Respekt. „Hut ab vor diesen Spielern. Ich hatte befürchtet, dass wir jetzt komplett einbrechen.“ Doch der SSV gewann die bisherigen drei Spiele nach dem Punktabzug. Und vielleicht gelingt ja sogar noch das „Wunder“, den 17-Punkte-Rückstand auf die Spitze in den verbleibenden Partien noch aufzuholen. „Da müssten alle Fäden zusammenlaufen“, sagt Weinand ungläubig. „Aber wir werden nichts verschenken.“

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