In der Vergangenheit spielte der 19-Jährige für den PSV am Sonntag vor etwa 150 Zuschauern auf dem Kunstrasenplatz auf der Sportanlage an der Waltroper Straße in Selm. In Zukunft wird er im Valley Parade auflaufen, wo im Schnitt 18.000 die Spiele von Bradford in der League One (dritte englische Liga) besuchen. Mit der Empfehlung von 94 Treffern in zwei Kreisliga-Spielzeiten machte der Angreifer auf sich aufmerksam. Das sprach sich bis in den Norden Englands rum.
Seit 2016 werden die „Bantams“ (deutsch: Zwerghühner) erfolgreich von zwei deutschen Investoren geführt. In den Play-offs verpasste der Klub aus der Arbeiterstadt in der vergangenen Saison den Zweitliga-Aufstieg. Geschäftsführer Edin Rahic machte sich persönlich für den Transfer stark. „Die Chance, die ihm Bradford gibt, ist wie ein Sechser im Lotto. Das ist was ganz Besonderes“, sagt Vater Ingo Grodowski voller Stolz.
Zu Höherem berufen Beim PSV Bork hatte Joel großen Anteil am Meistertitel in der Kreisliga A2 Unna-Hamm. Der Bezirksliga-Aufstieg wurde in der Relegation verspielt. Die Zeit war reif, den Heimatverein zu verlassen. Bis auf ein vierjähriges Intermezzo beim VfB Waltrop kickte er nur beim PSV, obwohl sein Talent bereits früh erkannt wurde.
Bereits in der E-Jugend war der Selmer auf dem Radar der Revierklubs – unter anderem buhlten Borussia Dortmund und Schalke 04 um ihn. „Joel war schon damals ein Ausnahmespieler“, erinnert sich der Vater. Doch im Gegensatz zu seinem Wegbegleiter Patrick Fritsch (U23 von Borussia Dortmund) hatte er nicht den Mut den Sprung zu wagen.
Der absolute Tiefpunkt
Im April 2017 bestimmte Joel Grodowski die Schlagzeilen, als er bei Borussia Dortmund vorspielte und überzeugte. Doch der Medizin-Check ließ den Traum, bei seinem Lieblingsverein zu spielen, platzen. „Es war eine große Enttäuschung. Eigentlich fehlte nur noch die Unterschrift“, betont der Vater von Joel: „Hätte es sportlich nicht gereicht, wäre es ebenso gewesen, doch aus gesundheitlichen Gründen, das war wirklich hart. Da ist in ihm etwas kaputt gegangen.“
Der Kampf für den Traum beginnt Dass er Bork in diesem Sommer verlassen wird, das war praktisch in Stein gemeißelt. Vereine aus der Ober- und Regionalliga haben angefragt. Schlussendlich machte England das Rennen. Mit der Unterschrift unter den Einjahresvertrag ist Joel seinem Berufswunsch Fußballprofi, den er seit Kindesbeinen verfolgt, einen Schritt näher gekommen.
Aber: Durch eine Rückenverletzung musste der beidfüßige Stürmer einen Rückschlag hinnehmen. Das Team ist mitten in der Vorbereitung und er muss erst einmal sein Reha-Programm absolvieren. „Druck seitens Bradford City oder der Eltern hat er nicht. Der Verein gibt ihm die Zeit", stellt Berater Radmard Sarfaraz klar.
Zwar ist es ein großer Sprung in die dritte englische Liga, dennoch sieht Vater Grodowski die Kreisliga als eine gute Schule: „Die Kreisliga-Härte, wo er fast nur auf die Socken bekommen hat, wird ihm in England definitiv helfen.“ Das Jahr sei für Joel persönlich wichtig und bringt ihm so viel. Nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Er ist davon überzeugt: „Wenn er gesund ist, kann er ein Wörtchen mitreden. Er hat den Ehrgeiz und die Qualität.“