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RWE: Jugendarbeit
Warum Winkler zu den Bayern geht

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RWE: Warum Winkler zu den Bayern geht
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Die A-Junioren von RWE durften vorspielen bei der Eröffnung des neuen Stadions an der Hafenstraße und rund 8000 Leute schauten ihnen dabei zu.

Und diese allererste Partie in der neuen „Bude“ besaß auch Symbolkraft, denn die Nachwuchsarbeit bei RWE ist eine entscheidende Komponente in dem Gesamtkonzept, das nachhaltig den Erfolg bescheren soll.

Natürlich ließ sich Andreas Winkler (43) diesen denkwürdigen Moment nicht entgehen. Schließlich ist er ja seit fast zehn Jahren Jugendkoordinator. Und der 3:2-Sieg seiner Jungs in diesem Bundesliga-Spiel gegen den Nachwuchs des Deutschen Meisters Borussia Dortmund krönte den Augenblick. Es ist ein Zeugnis für die gute Arbeit an der Hafenstraße, wo ein Viertligist mit relativ wenig Geld ziemlich viel auf die Beine stellt. Zuweilen mehr, als die betuchten Eliteklubs. Und einige Bundesliga-Profis haben im Essener Norden gelernt.

Gefunden auf …

Wie es bei den Marktführern zugeht, weiß Andreas Winkler natürlich auch. Jetzt erst recht, denn er hat seit dem Sommer 2012 Gelegenheit, sich persönlich davon zu überzeugen. Andy Winkler ist tatsächlich zum FC Bayern gegangen – um zu lernen. Im Rahmen seiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer hat er dem großen Jupp Heynckes auf dem Trainingsplatz über die Schulter geschaut. Und das ist in der Tat ein ziemlich exklusives Erlebnis. „Normalerweise nehmen die Bayern gar keine Praktikanten“, sagt Winkler. Und klar, er klingt schon ein bisschen stolz, das es ihm gelungen ist. Seine Verbindungen haben ihm dabei geholfen. „Man kennt sich halt auch noch von früher.“ Was kaum einer weiß: Winkler ist als Fußballer aus der Nachwuchsabteilung des FC Bayern hervorgegangen, gehörte in der Saison 1990/91 sogar zum Profikader.

Derzeit absolviert er erneut im Trainingszentrum an der Säbener Straße ein abschließendes, dreiwöchiges Praktikum. Von Februar bis März stehen dann an der Sportschule in Hennef die letzten Prüfungen auf dem Stundenplan.


Die Entscheidung der RWE-Verantwortlichen, Andreas Winkler zum Fußball-Lehrer auszubilden, lag auf der Hand. Der Ex-Profi bringt Erfahrung mit und besaß bereits die erforderlichen Trainerscheine für die Zulassung zum Lehrgang. „Ich bin Michael Welling und dem Verein sehr dankbar, dass sie mir das ermöglichen“, sagt Winkler, der in den vergangenen acht Monaten von montags bis mittwochs die Schulbank drückte. Sobald er den begehrten Schein in der Tasche hat, ist auch Rot-Weiss dem Ziel, ein Nachwuchsleistungszentrum aufzubauen, einen nicht unwesentlichen Schritt näher gekommen. Denn der Deutsche Fußball-Bund schreibt vor, dass eine solche Einrichtung nur mit einen hauptamtlichen Fußball-Lehrer möglich ist.

Andreas Winkler hat vor Jahren Struktur in die rot-weiße Jugendarbeit gebracht, die damals leidlich funktionierte. „Ich war ein Etatverwalter und für alles verantwortlich. Für Spieler, Trainer, Saisonplanung und die Organisation des Spieltags“, erinnert sich Winkler. Als er sein Amt als Jugendkoordinator antrat, war sein Büro in der Haupttribüne des Georg-Melches-Stadions eingelagert und notdürftig ausgestattet. Ein paar Treppen hinauf direkt unterm Dach, vorbei an Trikotkoffern, Bällen und Trainingsgerät, führte er die Geschäfte. Dort, wo einst das Idol „Ente“ Lippens als Frischling nächtigte. Das Telefon hatte noch eine Wählscheibe, der Schreibtisch den chaotischen Charme eines Wühltisches. Akten, Unterlagen, Spielerpässe, Papiere. Noch heute muss Andy Winkler darüber schmunzeln: „15 Einkaufswagen Schrott habe ich damals entsorgt. Und von strukturierter Jugendarbeit konnte wirklich keine Rede sein.“

Das hat sich grundlegend geändert. Auch in der Breite. Heute hat RWE jeden Jahrgang mit einer Mannschaft besetzt, zehn an der Zahl von der U9 bis hin zur U19. Macht insgesamt rund 200 Spieler. Die Nachfrage ist weit größer. „Wir sind aber ein Verein mit Leistungsgedanken und können deshalb nicht alle aufnehmen, die bei uns spielen möchten.“ Eine ganz besondere Leistung ist es für den Viertligisten, der nicht wie die konkurrierenden Bundesliga-Vereine im Geld schwimmt. Alle Mannschaften spielen in den jeweils höchsten Ligen: Bundesliga, Regionalliga usw.

Rund 400 000 Euro werden vom Gesamtbudget des Klubs abgezwackt. Eine ganze Menge für einen Verein, der gerade erst das Insolvenzverfahren abgeschlossen hat. Aber ziemlich ärmlich im Vergleich zu den Top-Vereinen, die Millionen investieren. Allein der Fahrdienst bei Bayer Leverkusen mit rund 30 Bussen dürfte soviel „fressen“ wie RWE im Jahr zur Verfügung steht. „Konkurrenzfähig sind wir eigentlich nicht“ , sagt Winkler. Aber entscheidend ist nun mal auf’m Platz.

Rot-Weiss behauptet sich seit Jahren in den höchsten Nachwuchsligen als Underdog. Betriebsunfälle wie den Abstieg der A-Junioren vor knapp drei Jahren muss man da einkalkulieren. Aber die intensive Nachwuchsförderung gehört zur Vereinsphilosophie und soll weiterhin stabilisiert werden. Ein Nachwuchsleistungszentrum soll in ein bis zwei Jahren an der Seumannstraße entstehen, obwohl eine solche Einrichtung erst ab der 2.Liga von der Deutschen Fußball-Liga als Pflicht vorgeschrieben ist.

Souverän ist die U19 zu dieser Saison in die Bundesliga zurückgekehrt, was von den Verantwortlichen des Klubs als eines der wichtigen Saisonziele deklariert worden war. Mit diesem Aufstieg sei eine Lücke geschlossen worden. Die B-Junioren, stolzer Dallas-Cup-Sieger 2012, halten sich hartnäckig im Oberhaus, die C-Junioren spielen seit sechs Jahren in der Regionalliga. Und selbst diese Teams müssen auch mal auf Asche trainieren.

Wie schaut das Erfolgsrezept aus? „Wir haben extrem engagierte und gute Trainer, die alle auf einer Linie sind“, lobt Andreas Winkler. Er selbst ist vier bis fünfmal in der Woche auf dem Fußballplatz, hält engen Kontakt zu seinem Personal. Nicht alle bleiben bei der Stange, nicht zuletzt, weil sie irgendwann andere Herausforderungen suchen. „In Sven Demandt und Markus Reiter haben wir auch Qualität verloren“, merkt Winkler an. Marc Roch wiederum kehrte aus Düsseldorf zurück und trainiert aktuell erfolgreich die U19. Kontinuität ist gewünscht. Jürgen Lucas hat sich als Trainer der U11 nach oben gearbeitet, betreut heute die U17. Im Vorjahr führte er die U19 zum Aufstieg.


Die interne Fortbildung ist Pflicht, es kommen auch externe Referenten. „Wir haben ein diskussionsfreudiges Team“, findet Winkler. Es sei jederzeit offen für Anregungen und neue Methoden. „Wir müssen halt Vorreiter sein, um den anderen voraus zu sein“, so die simple Logik. Die jungen Fußballer sollen ganzheitlich ausgebildet werden. Aus diesem Grund hat RWE eine Kooperation mit dem 1.Essener Judoclub, bei dem die ganz jungen Talente regelmäßig auf die Matte müssen. So gehört Kickboxen zur Verbesserung von Beweglichkeit und Schnellkraft zum Trainingsplan. Es geht dabei aber auch um Selbstbehauptung und körperliche Grenzerfahrungen – außerhalb des Rasenvierecks. Die Kooperation mit Essener Schulen, an der Gesamtschule Nord läuft bereits, „Fußball-Klassen“ helfen bei der Talentsichtung. „Und bei uns,“ kehrt Winkler einen pädagogischen Grundsatz hervor, „sollen die Jungs lernen, was es heißt, Profi zu sein.“

Das Trainerteam hat flexibel zu sein. „Wir sind zum Beispiel auch unsere eigenen Scouts.“ Und nicht nur der Experten-Blick ist dabei gefragt, sondern es sei entscheidend, dass man angesichts der großen Konkurrenz extrem schnell agiere. „Bei der Talentsichtung in Duisburg-Wedau wissen wir manchmal schon Bescheid, da sind andere Scouts noch dabei, die einzelnen Daten ins Laptop einzugeben.“

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