Da die Schalker das schon vorher wussten, hatten sie ihren 2:1-Sieg gegen die Bayern entsprechend gefeiert: Erst im Stimbergstadion, dann gemeinsam mit ihren Eltern im Steakhaus Argentina in Gelsenkirchen-Buer und abschließend im Internat, wo sie das letzte EM-Gruppenspiel der DFB-Elf gemeinsam anschauten. „Wir haben ordentlich auf den Putz gehauen“, sagt Klingenburg. Doch es klingt nicht nur Freude, sondern auch ein wenig Wehmut in seiner Stimme mit.
Denn er weiß, dass diese Mannschaft, die tatsächlich eine verschworene Einheit war, auseinanderbrechen wird. „Einige werde ich in der U23 wieder treffen, aber einen Typen wie Ridvan Balci werde ich schon vermissen“, betont Klingenburg. Dabei ist er sich noch nicht einmal hundertprozentig sicher, ob er selbst in der kommenden Saison noch für Schalke auflaufen wird.
Zwar hatte er bereits in der Winterpause einen Amateurvertrag bis 2013 unterschrieben, doch anschließend machte er einen großen Leistungssprung, der auch das Interesse anderer Vereine geweckt hat. „Es gibt Anfragen von anderen Vereinen, aber darum muss sich mein Berater kümmern“, betont der Offensivmann. Er selbst plant nun erst mal lieber den Urlaub auf Mallorca, zu dem er am Sonntag mit seiner Familie aufbrechen wird. Seine Meistermedaille wird vermutlich zu Hause bleiben, sie hat schon einen Ehrenplatz über seinem Bett eingenommen. Und auch in Zukunft wird sie wohl an prominenter Stelle zu sehen sein. „Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen“, hatte er nach seinem Treffer im Finale gesagt.
Dabei ist sein Weg zur Deutschen Meisterschaft noch viel interessanter. Denn lange Zeit war weder klar, dass er mal einen bedeutenden Titel gewinnen würde, noch, dass er einen entscheidenden Beitrag leisten würde. „Als ich vor zwei Jahren aus Duisburg kam, war Fußball für mich Zirkus. Ich hatte mehr Spaß daran, Leute auf dem Platz auszutricksen, als erfolgreich zu sein“, bemerkt der Techniker.
Erst unter Norbert Elgert entwickelte sich Klingenburg zum Mannschaftsspieler. „Rene hat in dieser Saison einen riesigen Entwicklungssprung gemacht“, erklärt der Meistercoach. Wohl wissend, dass er selbst nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist. Denn er vertraute Klingenburg, obwohl der Mitte Februar und Anfang April zwei völlig unnötige Rote Karten sah.
„Danach hätte mir nicht jeder noch einmal die Chance gegeben“, sagt der gebürtige Oberhausener. Und weiter: „Der Gedanke, dass ich dem Team etwas schuldig bin, hat mich beflügelt.“ Tatsächlich schwang sich der Mittelfeldallrounder in der Schlussphase der Saison zu Höchstleistungen auf und traf sowohl im DM-Halbfinale gegen Wolfsburg als auch eine Woche später gegen München. „Bei mir hat es spät Klick gemacht“, lächelt Klingenburg. Es war ja doch noch rechtzeitig.