Zu den Spannungen zwischen Sportvorstand Sammer und Coach Heynckes wollte Rummenigge bei Lachstartar und Rindersteaks nichts sagen. Auch die peinliche, ja sensationelle 1:3 (0:1)-Pleite von Bayern München bei Bate Borissow war dem Boss bei seiner Bankettrede keine lauten Töne wert. "Ich glaube, es macht keinen Sinn, zu kritisch zu sein", sagte er stattdessen.
Die Stimmung im Restaurant Dolce Vita im Crowne Plaza Hotel war ohnehin gedämpft. Die Gegenattacke von Heynckes nach der jüngsten Sammer-Kritik an der Mannschaft sowie die überraschende Niederlage beim weißrussischen Außenseiter hatten die Bayern-Familie ganz schön mitgenommen.
Die Niederlage "tut weh" Rummenigge sprach von einer "Niederlage, die ohne Frage weh tut". Vor den beiden Spielen gegen den OSC Lille (23. Oktober/7. November) steht der FC Bayern, in Gruppe F hinter Bate und Valencia nur Dritter, stark unter Druck. "Die Mannschaft wird das korrigieren und sich fürs Achtelfinale qualifizieren", versicherte Rummenigge.
Länger als die Niederlage von Minsk wird die Münchner wohl das Thema Sammer beschäftigen. Dessen Kritik am Auftritt des Teams in Bremen ("lätschern") wies Heynckes in Weißrussland als überzogen zurück. "Mit der Form, Art und Weise war ich nicht einverstanden", sagte der 67-Jährige: "Ich weiß aus Erfahrung, dass es ganz wichtig ist, die Dinge intern anzusprechen. Das (die Sammer-Aussagen in Bremen, d.Red) ist Populismus und den können wir nicht gebrauchen!"
"Motzki" Sammer hätte die Dinge intern ansprechen und nicht den Weg über die Medien gehen sollen. An der Behauptung des ehemaligen DFB-Sportdirektors, sein Verbalangriff sei mit Heynckes abgesprochen gewesen, darf nun zumindest gezweifelt werden. In Minsk verteidigte er sich mit der Aussage, seine Wortwahl sei "völlig harmlos" gewesen.
"Das ist sein gutes Recht" Angesprochen auf das verbale Geplänkel der beiden Vorgesetzten versuchten sich die Spieler in Diplomatie. "Ich habe mich überhaupt nicht darüber geärgert. Das ist sein gutes Recht", sagte Kapitän Philipp Lahm über Sammer. Toni Kroos ergänzte: "Sammer wurde auch dafür geholt. Es ist sein gutes Recht, das zu kommentieren, genauso hat der Trainer das Recht. Da muss ich das nicht auch noch machen."
Über das Spiel vor rund 30.000 beseelten Weißrussen sprachen die Profis allerdings auch nicht gerne. Tore von Alexander Pawlow (23.), Witali Rodijonow (78.) und Renan Bressan (90.+5) verhinderten den Vereinsrekord von zehn Pflichtspielsiegen nacheinander. Das Tor von Franck Ribéry (90.+1) änderte daran nichts mehr. Die Münchner, die redeten, gingen durchaus kritisch mit ihrer Leistung um.
Lahm monierte, er und seine Kollegen hätten "konsequenter nach vorne spielen" müssen. Kroos, der dem Spiel einen anderen Verlauf hätte geben können, wenn er das leere Tor statt den linken Pfosten getroffen hätte (13.), gab zu: "Wir müssen in der Lage sein, einen Rückstand abzuhaken." Auch Bate-Profi Alexander Hleb hatte beobachtet, dass bei den Bayern nach dem 0:1 "Panik" aufgekommen war.
Holger Badstuber sah die Mannschaft "nicht aggressiv genug" und kritisierte das Verhalten bei Ballverlust. "Da müssen wir zusammen kompakt zurücklaufen, das war nicht gut." Torhüter Manuel Neuer sah Mängel bei Tempo und Spielverlagerung.
Vollgas gegen Hoffenheim Zu allzu viel Grübelei sah aber kaum ein Beteiligter Anlass. "Es ist wichtig, dass wir uns von dieser Niederlage nicht aus der Bahn werfen lassen, sondern gegen Hoffenheim sofort wieder Vollgas geben - und gewinnen", sagte Rummenigge mit Blick auf das Bundesliga-Spiel am Samstag. Die Mannschaft sieht sich dazu in der Lage. "Ich glaube, wir sind stark genug, um das zu verkraften", meinte Lahm. Und Kroos ergänzte mit Nachdruck: "Wir werden uns nicht von unserem Weg abbringen lassen."
Der soll die Bayern schließlich am Sonntag auf die Wiesn führen. "Wir wissen, was wir in dieser Saison schon gespielt haben. Und das müssen wir gegen Hoffenheim wieder zeigen, damit wir frohen Mutes aufs Oktoberfest gehen können", sagte Neuer. Na dann, Prost!