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DFB: Keine Freibriefe
Löw eröffnet neue Baustelle im Tor

DFB: Kein Freibrief für WM-Helden
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Der Machtkampf um das Kapitäns-Amt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schwelt unvermindert weiter - nun hat Joachim Löw die nächste Baustelle eröffnet.

Knapp drei Wochen vor dem Start in die EM-Qualifikation wollte sich der Bundestrainer nach einer starken Leistung von Tim Wiese auch in der Torwartfrage nicht mehr festlegen. Zudem setzte der 50-Jährige nach dem 2:2 (1:0) seiner Rumpfelf in Dänemark der WM-Euphorie ein Ende und seine WM-Helden, die in Kopenhagen zum Großteil gefehlt hatten, unter Druck. Freibriefe soll es in den kommenden Monaten keine geben.

"Es beginnt ein neuer Abschnitt"

"Wir müssen uns von der WM mental entfernen. Das Spiel in Dänemark war eine Brücke zwischen der WM und der EM-Qualifikation. Mit dem Spiel in Belgien im September beginnt ein neuer Abschnitt. Jeder muss sich wieder bewähren", sagte Löw nach dem ordentlichen Auftritt der deutschen B-Elf, die allerdings einen Sieg leichtfertig verspielt hatte, und fügte an: "Keiner kann sagen, ich habe eine gute WM gespielt und bin nun für alle Zeiten gesetzt. Die Leistungen müssen stimmen."

Noch steht nicht fest, ob Manuel Neuer die Nummer eins bleibt (Foto: firo).

Entsprechend hielt der Bundestrainer auch die Frage nach der Nummer eins vor den Qualifikationsspielen zur EURO 2012 in Belgien (3. September) und gegen Aserbaidschan in Köln (7. September) offen, obwohl Manuel Neuer in Südafrika überzeugt hatte und nach wie vor als Favorit auf den Posten gilt. "Mit welcher Konstellation wir in die EM-Qualifikaton gehen, werde ich vor den beiden Spielen entscheiden. Dann werde ich klar sagen, wer in der Qualifikation die Nummer eins ist", verdeutlichte Löw.

Der Bremer Wiese hatte vor 19.071 Zuschauern im Parken Stadion seine Ambitionen auf den Platz im deutschen Tor eindrucksvoll untermauert, auch wenn er den Ausgleichstreffer durch Mads Juncker (87.) mit einer unglücklichen Rettungsaktion erst ermöglicht hatte. "Leider habe ich mich falsch entschieden", räumte er geknickt ein.

"Sinnvoll, nicht in der Öffentlichkeit zu kommunizieren"

Zuvor hatte Wiese sein Team, das durch Tore von Mario Gomez (19.) und Patrick Helmes (73.) 2:0 in Führung lag, aber mehrmals mit Glanzparaden im Spiel gehalten. Beim zwischenzeitlichen 1:2 durch Dennis Rommedahl (74.) war der 28-Jährige machtlos gewesen.

"Tim hat hervorragend gehalten, auch wenn er vor dem 2:2 hätte versuchen müssen, den Ball mit dem Fuß wegzuspielen", meinte Löw, der neben Neuer und Wiese auch noch den bei der WM verletzten Rene Adler in der Hinterhand hat: "Ich denke, dass wir auf dieser Position keine Probleme bekommen werden."

Bleibt Philipp Lahm der Kapitän? (Foto: firo)

Eine Entscheidung will Löw bis September auch in der viel brisanteren "K-Frage" treffen. Er muss sich zwischen dem etatmäßigen Spielführer Michael Ballack (33) und WM-Kapitän Philipp Lahm (26) entscheiden. "Michael Ballack war der Kapitän. Bevor ich etwas anderes sage, ist er auch der Kapitän", sagte Löw nach dem Dänemark-Spiel: "Natürlich weiß ich für mich, in welche Richtung es geht. Ich werde das aber erst mit den Beteiligten besprechen. Und es wäre sicher sinnvoll, wenn beide jetzt erstmal nicht in der Öffentlichkeit kommunizieren würden."

Teammanager Oliver Bierhoff glaubt unabhängig vom Ausgang der Entscheidung fest an eine Zukunft von Ballack in der DFB-Auswahl: "Aus den Aussagen von Michael spüre ich, dass er weiter große Lust auf die Nationalelf hat. Ich glaube, das wird er nicht davon abhängig machen, ob er Kapitän bleibt", meinte Bierhoff. Ballack reagierte auf diese Aussagen mit Unverständnis. "Ich weiß nicht, was die Spekulationen vom Manager sollen. Als das Thema während der WM aufkam, habe ich das Turnier natürlich zunächst abgewartet und dann Jogi Löw angerufen. Der Bundestrainer hat mir versichert, dass ich mir überhaupt keine Sorgen machen müsse und ganz entspannt bleiben solle. Deshalb verstehe ich auch die Aussagen von Oliver Bierhoff nicht", sagte Ballack.

Viel Arbeit für Joachim Löw

Auf Löw wartet aber in den kommenden Tagen ein weiteres Problem. Er muss das blamable 1:4 der deutschen U21 in der EM-Qualifikation in Island "überarbeiten. Das wird intern beim DFB sicher ein Gesprächsthema sein."

Auf den Bundestrainer kommt nur wenige Wochen nach Platz drei in Südafrika also jede Menge Arbeit zu. Auch das Spiel in Kopenhagen muss er genau analysieren. "Ich kann einige wichtige Erkenntnisse mitnehmen. Zu diesem Zeitpunkt bin ich mit dem Spiel und der Leistung zufrieden. Mehr konnte man nicht erwarten", sagte er und sprach "von einer besonderen Herausforderung in dieser Situation".

Ohne 16 WM-Teilnehmer hätten neben Torwart Wiese im Mittelfeld Christian Träsch, Christian Gentner und Thomas Hitzlsperger, der nach seiner Rückkehr die DFB-Elf als Kapitän anführte, gut agiert. Auch Gomez hätte nach einer "längeren Durststrecke" gezeigt, "dass er seine Chance nutzen will", so Löw, der zudem noch Helmes, Toni Kroos und Aaron Hunt herausstellte.

Dennoch machte der Bundestrainer deutlich, dass es die Mannschaft in dieser Konstellation nicht mehr geben wird. Zumal ihm im September wieder seine WM-Fahrer Lahm, Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil oder Thomas Müller sowie möglicherweise Ballack wieder zur Verfügung stehen.

"Ich habe den Spielern vorher schon gesagt, dass ich künftig nicht Jeden zu jedem Spiel einladen kann", verdeutlichte er den großen Konkurrenzkampf in allen Mannschaftsteilen. Für Akteure wie Debütant Sascha Riether, Marcell Schäfer, Christian Schulz, den erkrankten Marco Reus oder Andreas Beck dürfte es deshalb auch künftig schwer werden.

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