Doch als übermäßig euphorisch kann die Stimmung bei der SGS nicht umschrieben werden. Es scheint ganz so, als ob die Essenerinnen dem Braten noch nicht ganz trauen. In der Saison 2008/2009, die die Schönebeckerinnen auf dem fünften Rang beendet hatten, schnupperte die SGS zuletzt an den Spitzenplätzen. In den vergangenen beiden Jahren aber wurde der Essener Bundesligist von der Tristesse des Anstiegskampfes eingeholt. Auch deshalb ist Zurückhaltung geboten. Die drei Siege in vier Spielen haben neun Punkte für den Klassenerhalt eingebracht – mehr nicht. „Davon können wir uns schließlich noch nichts kaufen. Wir müssen abwarten, wie die nächsten Spiele ablaufen. Jetzt kommen ganz andere Kaliber“, sagt Caroline Hamann, die gegen Bayern München das „Tor des Tages“ erzielt hatte.
Es sind einige Aspekte – teils nur Kleinigkeiten – die zur derzeitigen Erfolgswelle beitragen. Ein eingeschworener Haufen war die SGS auch in der Vergangenheit, nur kommt dies nun auch auf dem Platz zum Tragen. „Wir halten als Mannschaft super zusammen. Jeder spielt für jeden. Es gibt keine negativen Einflüsse“, betont Hamann. Auch der Kampfgeist scheint ausgeprägter zu sein, ein Last-Minute-Sieg wie gegen den FF USV Jena wäre sonst nicht möglich gewesen. „Dieses Quäntchen Glück fehlte uns in der letzten Saison“, sagt Stürmerin Hamann und nennt damit einen weiteren Faktor.
Die 23-Jährige weist aber auch daraufhin, dass wir „die Leistung konstant abrufen müssen“. Durchaus eine Schwäche des Vorjahres. Dass dies in dieser Serie besser gelingt, dafür spricht der erhöhte Konkurrenzkampf innerhalb des Teams. Trainer Markus Högner nahm bisher stets die eine oder andere Änderung an der Startformation vor, der Ausgeglichenheit des Kaders sei dank. Darüber hinaus konnte der Fußballlehrer die Mannschaft erstmals ganz konkret nach seinen Vorstellungen zusammenstellen. Einher ging damit eine weitere Verjüngung des Teams. Für Hamann ein nicht unwesentlicher Aspekt für den Erfolg. „Es herrscht ein frischer Wind“, sagt sie.
Wie viel Selbstvertrauen die Essenerinnen in den letzten Wochen geholt haben, das können sie in den kommenden beiden Spielen unter Beweis stellen. Am Sonntag steht zunächst der zweite Auftritt bei Turbine Potsdam in dieser Saison an. Noch frisch sind die Erinnerungen an die 0:5-Klatsche im DFB-Pokal. „Damit hatten wir nicht gerechnet, denn eigentlich haben wir gegen Potsdam nie schlecht ausgesehen“, sagt Hamann. Eine gute Gelegenheit zur Wiedergutmachung also. „Ich würde mir wünschen, dass wir gegen Potsdam punkten, auch wenn das super schwer wird.“ Gegen einen Sieg hätte die Offensivakteurin freilich auch nichts einzuwenden, aber „noch schöner wäre es, wenn wir das Revier-Derby eine Woche später gewinnen, denn das hat für uns noch eine ganz andere Bedeutung.“ Gelingt dies, dürfte die Stimmung bei der SGS dann aber tatsächlich euphorisch werden.