Am vergangenen Sonntag besiegte der Vogelheimer SV die Zweitvertretung des SC Velbert in einer intensiven Partie mit 4:2 und verteidigte den dritten Tabellenplatz in der Bezirksliga. Durch die erste Saisonniederlage des Spitzenreiters SG Schönebeck (1:2 in Überruhr) liegt der VSV nur noch vier Punkte hinter dem Primus zurück.
Doch die Geschichte des Spiels war nicht der neunte Heimsieg der Vogelheimer, sondern das Comeback von Stephan Nachtigall. Der 37-Jährige kam erstmals nach über einem Jahr Verletzungspause zum Einsatz.
In der 56. Minute wurde der Ex-Profi beim Stand von 0:1 eingewechselt und trug mit einem Doppelpack maßgeblich zur Wende bei. Sein bis dato letztes Pflichtspiel bestritt der Mittelstürmer im Dezember 2021. Seitdem war er vom Verletzungspech verfolgt. Erst zog sich Nachtigall einen Knorpelschaden zu, dann einen Achillessehnenriss und später erneut einen Teilriss der Achillessehne.
Umso glücklicher zeigte sich der Routinier, dass er nach einer harten Leidenszeit auf den Platz zurückgekehrt ist. "Als wir uns warmgemacht haben, da konnte ich schon feststellen, dass für die Stürmerposition nur ich infrage kommen sollte. Ich kann gar nicht das Gefühl beschreiben, als ich meinen Namen gehört habe. Mein Puls ist gefühlt direkt auf 200 hochgegangen. Ich habe schon vor dem Spiel zum Trainer gesagt, dass ich ein Tiger bin, der seit 15 Monaten in einem kleinen Käfig eingesperrt ist. Man muss mich nur aus dem Käfig rauslassen", erklärte Nachtigall schmunzelnd.
Ich wollte meinem Sohn beweisen, dass man alles schaffen kann, wenn man an sich glaubt. Deswegen möchte ich als Vorbild für meinen Sohn vorangehen. Ohne meine Frau, meinen Sohn und meine große Tochter Viviane hätte ich es nicht so weit gebracht.
Stephan Nachtigall.
Mit der Einwechslung von Nachtigall änderte sich die Dynamik des Spiels. Fortan spielte der Favorit nur noch auf ein Tor und belohnte sich mit vier Treffern und drei Punkten. Besser hätte der Rückkehrer sich sein Comeback nicht erträumen können: "Ich bin nach dem ersten Tor zu meinem Vater gerannt, weil meine Frau und mein Sohn leider nicht da sein konnten. Da flossen schon die ersten Tränen. Der ganze Druck, die ganze Belastung – alles ist abgefallen. Das war wirklich hochemotional. Nach dem zweiten Tor war der Freudentaumel noch größer. Ich möchte mich bei Lucas Brall von der Praxis Physio im Pott und unserer vereinseigenen Physiotherapeutin Sabrina bedanken, die mich wirklich in Top-Form gebracht haben."
In den 15 Monaten Verletzungspause war Sohn David, der in der U10 von Schalke 04 spielt, die größte Motivation für den früheren 54-fachen Drittliga-Profi des Wuppertaler SV und von Kickers Emden. "Ich wollte meinem Sohn beweisen, dass man alles schaffen kann, wenn man an sich glaubt. Deswegen möchte ich als Vorbild für meinen Sohn vorangehen. Ohne meine Frau, meinen Sohn und meine große Tochter Viviane hätte ich es nicht so weit gebracht", betonte Nachtigall.
Für die letzten zehn Spiele hat sich der 37-Jährige einiges vorgenommen: "Das Wichtigste ist natürlich, dass ich gesund bleibe. Ich habe vier volle Trainingseinheiten hinter mir und denke, dass ich aktuell bei 50, 60 Prozent bin. Da ist noch viel Luft nach oben. Mein zweites Ziel ist, dass ich Tore mache. Ob es drei, vier, zehn oder elf Tore werden, ist mir aber eigentlich komplett egal. Es geht um die Mannschaft. Wir wollen Jäger sein und am Ende ganz oben stehen. Wo der Weg hinführt, werden wir dann sehen."
Dem früheren Jugendspieler von Rot-Weiss Essen und Schalke bleibt es zu wünschen, dass er gesund bleibt und seinem Team helfen kann – wie am vergangenen Sonntag.