Und so gibt es auch nach der aktuellen Halbserie am linken Niederrhein diesbezüglich wenig Schlagzeilen. Einzig der Rücktritt des Vorstandes bei Olympia Bocholt und die Entlassung von Trainer Marco Scholten im November sind da zu erwähnen.
Der Kampf um den Aufstieg schickt sich an im Vergleich zu beiden Vorjahren als Wesel-Lackhausen mit zwölf Zählern Vorsprung und eine Saison davor der VfR Warbeyen sogar mit 13 Punkten Vorsprung auf die Verfolger den Sprung in die Landesliga perfekt machte.
Fragte man vor dieser Saison Leute, die mit der Liga direkt zu tun haben, nach ihren Favoriten, so fiel sehr häufig der Name SV Grieth. Der Dorfverein - eine gut 800 Seelen zählende Gemeinde, die zur Stadt Kalkar gehört - hat durchaus einen für die Bezirksliga übermäßig stark besetzten Kader, liegt aber wider Erwarten nicht ganz vorne.
Hat den Aufsteig trotz Rückstand noch nicht abgeschrieben: "Jupp" Tenhagen (Trainer SV Grieth)
Selbst der Trainer Franz-Josef Tenhagen ist landesweit bekannt. Schließlich schaffte es der gebürtige Millinger als Kicker bis in die Bundesliga und auch als Trainer hatte der 57-Jährige schon ein Engagement beim VfL Bochum. Seine aktuelle Bilanz: Zehn Zähler Rückstand zur Tabellenspitze und ein Spiel weniger auf dem Konto. Tenhagen zeigt sich kämpferisch: "Wir hatten eine Schwächephase von vier Spielen. Da hatte uns aber auch das Verletzungspech erwischt. Und ausgerechnet da kamen die Topgegner."
Dann fügt er gleich vielsagend an: "Es gibt ja noch eine Rückrunde." So ist man von den ambitionierten Zielen trotz des Rückstandes keineswegs abgerückt. Neuverpflichtungen sind übrigens prinzipiell nicht ausgeschlossen. So hat auch Jörg Gonschior, seit dieser Saison Trainer beim Tabellen-Zweiten BW Dingden großen Respekt vor Grieth. Der 48-Jährige sagt: "Mein Topfavorit bleibt trotz allem der SV Grieth." Den Platz an der Sonne und somit logischerweise automatisch auch das beste Team der Stadt Emmerich hat aber der RSV Praest inne und das mit einer beeindruckenden Bilanz.
Obenauf mit seinem Team: Praest-Trainer Roland Kock
26 Ligaspiele am Stück hat man nicht verloren. "Da war manchmal auch ein wenig Glück dabei", gibt Trainer Roland Kock augenzwinkernd zu. Aber er weiß auch, dass sich die Routine der zum großen Teil landesligaerfahrenen Truppe auszahlen kann und so gerade den Beweis antritt, dass nicht die Jungen die Alten immer zwangsläufig schwindelig spielen. "Den Platz wollen wir natürlich nicht mehr hergeben", gibt Kock die logische Marschroute vor.
Bester Aufsteiger ist im Moment der SV Rees. Das Team von Coach Freddy Kastein ist nach zwei Jahren wieder zurück in der Bezirksliga. Am ersten Spieltag setzte es zwar eine deutliche 1:4-Pleite gegen BW Bienen und alle fünf Ligaspiele zwischen dem zehnten und 14. Spieltag gingen verloren. Dennoch bleibt unter dem Strich festzuhalten, dass es genau sechs Zähler sind, die die Reeser von einem Abstiegsplatz trennen. Die beiden Mitaufsteiger TuB Mussum (11.) und Alemannia Pfalzdorf (Vorletzter) stehen schlechter da. In der nur 15 Mannschaften starken Liga gibt es zwei Abstiegsplätze und da streiten sich sieben Mannschaften um den Klassenverbleib. Erst der Tabellen-Achte BV DJK Kellen scheint relativ gesichert.
Zusammen mit dem VfL Rhede II und dem SV Hamminkeln überwintern diese drei Teams mit jeweils 19 Zählern, was einen Vorsprung von neun Punkten auf den Vorletzten Alemannia Pfalzdorf bedeutet, eher sorglos. Die ungeliebte rote Laterne hat ein Team inne, das in der Vorsaison noch in der Landesliga kickte. Nun droht Olympia Bocholt das direkte Durchreichen in die Kreisliga. Bis November war Scholten dort Trainer, doch er schaffte kein ganzes Jahr im Verein. Es kam die Entlassung. Er sagt: "Es hat mich schon irgendwie überrascht. Schließlich konnte ich nichts für die Gesamtsituation. Wir wollten uns in die Winterpause schleppen und dann neue Spieler holen."
So heißt der neue Coach Markus Schneiders. Sein Debüt ging aber auch in die Hose. In Mussum gab es eine 0:4-Pleite. Dennoch sagt Scholten über seinen Ex-Klub: "Die schaffen das." Nach der Pause wartet auf Olympia gleich ein Derby. Am 21. Februar wird Borussia Bocholt, derzeit Fünfter und bester Verein dieser Liga aus der Stadt, zu Gast sein. "Wir kommen da unten raus", zeigt sich auch Schneiders überzeugt. Vier neue Kicker sind an Bord. Der neue Olympia-Trainer betont jedoch: "Die verbreitern nur den Kader. Die Mannschaft, die ich hier vorgefunden habe, ist eigentlich stark genug. Leider war der konditionelle Zustand nicht so gut, es fehlte Disziplin und auch der Zusammenhalt war nicht so doll. Ich bin diese Baustellen angegangen und deshalb, obwohl wir erst neun Zähler haben, so zuversichtlich."
Mit Startschwierigkeiten kämpfte der SV Hamminkeln. Erst das vierte Ligaspiel konnte gewonnen werden. Inzwischen hat sich der von Philipp Mayrhauser trainierte Klub aber vom Fehlstart erholt und ist bis auf Rang sechs vorgerückt.
Nach dem Highlight das Tal Überwunden: Philipp Mayrhauser (Trainer SV Hamminkeln)
Ein Bonbon war für den Verein im Oktober das Pokalspiel auf Verbandsebene gegen Rot-Weiss Essen, dass bei der Tatsache, dass die beiden Mannschaften vier Ligen trennen, nur mit 0:4 vor 2000 Zuschauern verloren ging. "Das war unser absolutes Highlight", erinnert sich der HSV-Übungsleiter gerne an die Partie und ergänzt: "Vor diesem Spiel waren alle Augen nur auf das Spiel gerichtet. Hinzu kam ein enormes Verletzungspech. Jetzt sind unsere Köpfe frei und das Lazarett ist gelichtet. Wir haben genügend Substanz, um nicht mehr unten reinzurutschen. Der einstellige Tabellenplatz bleibt unser Ziel."
In seiner letzten Saison als Coach bei BW Bienen befindet sich Rolf Sent. Den Posten hatte er immerhin stolze 14 Jahre inne. Er wird zur kommenden Saison zum Ligakonkurrenten Rheingold Emmerich wechseln, wo Marco Schacht frühzeitig mitgeteilt hatte, dass er dem Verein nicht über das Spieljahr 2009/2010 zur Verfügung stehen wird.
Geht in seine letzte Rückserie als Trainer bei BW Bienen: Rolf Sent
Bienen, durchaus routiniert im Abstiegskampf, überwintert auf Platz zwölf. "Wir sind froh, dass wir auf keinem Abstiegsplatz stehen", erklärt Sent, "aktuell arbeiten wir an unserer Kondition, um auch in der Rückserie nicht ganz unten zu stehen."
Die beginnt für den Verein aus Rees schon am 7. Februar mit dem Nachholspiel gegen den Mitabstiegskonkurrenten Siegfried Materborn. Es geht um die sogenannten Big-Points. Schließlich will Sent den Verein als Bezirksligist verlassen. Mit an Bord wird dann auch wieder Martin Stevens sein, der nach einem Innenbandanriss im Knie lange ausfiel.