Markus Anfang (47) hat sich am Samstagabend im ZDF-„Sportstudio“ erstmals öffentlich zum Skandal um seinen gefälschten Impfpass geäußert: "Ich bin meiner Vorbildfunktion in keiner Weise gerecht geworden. Ich habe viele Leute getäuscht, habe meiner Familie weh getan und großen Schaden zugefügt. Ich möchte mich auch bei Werder Bremen entschuldigen. Ich habe einen Fehler gemacht, zu dem muss ich stehen", sagte der ehemalige Bundesligatrainer, der im November beim Zweitligisten Werder Bremen von seinen Aufgaben entbunden wurde.
Markus Anfang entschuldigt sich für Impfpass-Skandal
Für seine Entschuldigung erhielt Anfang vereinzelt Buhrufe aus dem Publikum, allerdings auch Applaus. Die Fälschung habe er nicht selbst begangen. Seinen Entschluss, ein unechtes Gesundheitszeugnis zu verwenden, begründete Anfang mit der Angst vor beruflichen Konsequenzen, die ihm aufgrund der bekannten Einschränkungen für ungeimpfte Personen während der Corona-Pandemie gedroht hätten. "Ich bin leidenschaftlicher Trainer, wollte unbedingt dabei bleiben. Bei jedem positiven Test wurden ungeimpfte Kontaktpersonen aber in Quarantäne geschickt. In einer Führungsposition geht das nicht. Was soll ein Verein wie Werder Bremen damit umgehen, wenn der Trainer permanent in so eine Situation gebracht wird?"
Anfang habe sich daher entschieden, seinen Impfpass zu fälschen. Auch aus Angst vor den Nebenwirkungen einer Impfung. Der Herzinfarkt seines Vaters, der während Anfangs Zeit beim 1. FC Köln im April 2019 bei einem Spiel in Duisburg auf der Tribüne zusammenbrach, habe ebenfalls eine Rolle gespielt. "Jeder hat seine eigene Historie innerhalb der Familie", sagte Anfang. "Ich hatte eine Herzmuskelentzündung hinter mir, habe große Angst vor der Impfung. Ich habe das mit meinem Vater hautnah miterlebt, er ist auf der Tribüne umgekippt. Ich kämpfe gegen meine Ängste."
Dies sei auch der Grund, warum er nach wie vor nicht geimpft sei. "All das sind keine Entschuldigungen. Ich habe ein falsches Gesundheitszeugnis benutzt, habe gelogen. Diesen Fehler habe ich gemacht, weil ich in meinem Job bleiben wollte", erklärte er.
Im Zuge der Affäre war Anfang im November beim Zweitligisten Werder Bremen zurückgetreten, später hatte er die Tat eingestanden. Am Freitag war das Urteil des Amtsgerichts Bremen rechtskräftig geworden: Der Trainer ließ seine Einspruchsfrist verstreichen und muss nun eine Geldstrafe in Höhe von 36.000 Euro zahlen, er gilt nicht als vorbestraft.
Zudem hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Anfang zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro verurteilt. Darüber hinaus ist er rückwirkend zum November 2021 für ein Jahr gesperrt. Ab dem 10. Juni dieses Jahres ist die Sperre bis zum 30. Juni 2023 zur Bewährung ausgesetzt.
Bevor sein Betrug ans Tageslicht kam, habe Anfang versucht, mit regelmäßigen Testungen nicht aufzufallen. "Ich habe mich jeden Morgen selbst getestet. Ich wollte nicht positiv sein, damit es nicht ans Tageslicht kommt."
Markus Anfang: "Ich habe eine Straftat begangen"
Wie es beruflich für ihn weitergehe, sei ihm noch nicht bewusst. Auch zu einer möglichen zweiten Chance im Trainergeschäft äußerte sich Markus Anfang im ZDF-Sportstudio zurückhaltend und demütig: "Ich habe eine Straftat begangen, kann von mir aber behaupten, dass ich kein Krimineller bin. Ich kann mich nur dafür entschuldigen und darf nicht erwarten, dass ich eine zweite Chance bekomme."