Am Ende des Spiels war Kerim Calhanoglu sichtlich „platt“. Das hatte er mit einigen anderen S04-Profis gemein. Bei dem 18-Jährigen war das jedoch kein Wunder. Denn seit dem vergangenen Herbst ruht der Spielbetrieb in der U19-Junioren-Bundesliga West. Seit Oktober hatte der deutsche U19-Nationalspieler kein Spiel mehr über 90 Minuten auf Wettkampfniveau bestritten. Kein Wunder also, dass er nach dem 0:0 des FC Schalke 04 gegen den 1. FSV Mainz 05 schwere Beine hatte.
Überhaupt wurden in der U19-Bundesaliga West nur vier Spiele bis zur Unterbrechung des Spielbetriebs absolviert. In diesen vier Spielen führte der Neffe des in Diensten des AC Mailand stehenden türkischen Nationalspieler Hakan Calhanoglu die U19 der Königsblauen als Kapitän aufs Feld. Ein klares Zeichen von Norbert Elgert, was er dem gebürtigen Mannheimer zutraut. Calhanoglu wurde vor dieser Saison von der TSG Hoffenheim für die Knappenschmiede verpflichtet, um sich bei Elgert den letzten Schliff für die Bundesliga zu holen und eine Führungsrolle in der neu zusammengestellten A-Jugend zu übernehmen.
Deshalb schmerzt es in der Entwicklung dieser jungen Spieler natürlich sehr, wenn nun beinahe ein ganzes Spieljahr fehlt. Unter diesen Umständen muss man sein Bundesligadebüt am Freitag in der Arena als sehr gelungen bezeichnen. Zwar hatte er hier und da noch Anpassungsprobleme mit der Schnelligkeit im Männerfußball, zumal die Mainzer ihre Gegner schnell und aggressiv anliefen und die Räume sehr eng gemacht haben. Aber sein Talent blitzte durchaus auf. Er könnte in der kommenden Saison einer der Spieler werden, die in der 2. Liga für einen Neuanfang stehen. Zumal sein Vertrag bei den Knappen noch bis 2024 läuft.
"Der Junge ist wirklich sehr frech aufgetrumpft im Training und deshalb hat er sich heute seine Chance verdient"
Das sieht offenbar auch Schalkes neuer Trainer Dimitrios Grammozis so, der selbst früher U19-Trainer beim VfL Bochum war und sofort gezeigt hat, dass er den jungen Leuten aus der Knappenschmiede eine Chance geben wird. Das muss er auch, denn er kann so schon sehen, wer für das nächste Jahr eine Option bei der Mission Wiederaufstieg werden kann. Denn an den Klassenerhalt glauben nach dem Spiel gestern wohl selbst die kühnsten Optimisten nicht mehr.
Anders als Norbert Elgert, der Calhanoglu bislang überwiegend als linken Verteidiger eingesetzt hat, setzte Grammozis Calhanoglu gegen Mainz im linken Mittelfeld ein. Eine Position, auf der er auch zuhause ist. Anschließend zeigte sich Grammozis nicht unzufrieden mit der Leistung des Youngsters. „Ich fand, dass sein Debüt gar nicht mal so schlecht war“ sagte Grammozis nach dem Spiel. Die Entscheidung für Calhanoglu und gegen Bastian Oczipka sei aus dem Bauch heraus getroffen worden. „Wir hätten natürlich auch Oczipka aufstellen können, aber der Junge ist wirklich sehr frech aufgetrumpft im Training und deshalb hat er sich heute seine Chance verdient.“ Dass Training und Spiel zwei Paar Schuhe sind, hat Calhanoglu dann am Freitag gemerkt. Aber zumindest sorgte er für einen kleinen Hoffnungsschimmer auf eine gute Zukunft bei den Königsblauen.
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