Bayer Leverkusen wähnte sich schon auf dem Weg nach Berlin, es folgte die größte Blamage der jüngeren Vereinsgeschichte: Nach dem peinlichen 1:2 nach Verlängerung im Achtelfinale des DFB-Pokals gab es in den Augen von Club-Chef Fernando Carro „keine Ausrede“. Die Enttäuschung über das Pokal-Aus sitze „sehr, tief“, sagte Carro der Deutschen Presse-Agentur. „Und zwar unabhängig davon, dass der FC Bayern schon raus war. Der Pokal ist ein Wettbewerb, in dem man mit sechs Siegen einen Titel gewinnen kann. Diese Sehnsucht gibt es in Leverkusen. Und wenn man dann gegen einen Viertligisten auf diese Weise ausscheidet, ist die Enttäuschung extrem groß.“
Deshalb und angesichts von nur vier Punkten aus den letzten sechs Bundesliga-Spielen stellte Carro klar: „Wir sind sportlich ab sofort nur noch in zwei Wettbewerben vertreten und ich erwarte, dass wir das Maximale herausholen.“ In der Europa League ist Bayer noch dabei. Auf die Frage, ob er den internen Druck erhöhen werde, sagte Carro: „Den muss ich nicht erhöhen. Alle bei uns kennen die Ziele.“
Er erwarte aber „von den Spielern, wie von jedem Mitarbeiter, dass sie unsere Ansprüche teilen. Ich möchte mich hier jedoch nicht aus der Emotion heraus an kurzfristigen Bewertungen abarbeiten. Die Ziele bleiben gleich, egal, ob wir momentan Erster oder Achter sind. Zusammen- und abgerechnet wird am Ende.“
Deshalb hält er erste Fragen nach der Zukunft von Trainer Peter Bosz auch für „nicht angemessen“. Einigkeit mit dem Trainer herrsche auch darüber, dass es keine Ausrede für die Blamage geben kann. „Rasen, Regen, Gegner, alles egal!“, schimpfte Bosz ungewohnt ungehalten: „Wir müssen das Ding gewinnen.“ Unglaublich vor allem, dass der Favorit den Sieg noch verspielte, als er nach vier Pfostentreffern in der regulären Spielzeit mit dem 26. Torschuss durch Leon Bailey endlich in Führung ging (105.). „Mit unserer Erfahrung darf das nie passieren“, sagte Bosz: „Ich bin sauer.“
In der Liga fordert Vereinsboss Carro von seinem Team nun eine Serie. „Ich nehme immer den Zwei-Punkte-Schnitt als Basis. Demnach müssten wir nach 19 Spieltagen 38 Punkte haben. Wir haben 32“, sagte er: „Das ist zu wenig für unsere Ansprüche. Wir werden uns im weiteren Verlauf der Rückrunde nachhaltig steigern müssen.“
Torhüter Lukas Hradecky ärgerte sich vor allem über die mangelnde Effektivität der Bayer-Offensive. Auf die Frage nach den Gründen antwortete er: „Das müssen sie die Jungs fragen. Ich frage mich nach dem Spiel auch, was ich besser machen muss.“ In jedem Fall sei es „der größte Fehler“ gewesen, „dass wir nach dem 1:0 dachten, dass es vorbei war. Da steckt jeder mit drin, da sind alle mit schuld.“ dpa